14. Blankeneser Heldenlauf – Nachtrag

Eigentlich bin ich ja eher der Typ, der am liebsten noch direkt auf der Laufstrecke seine Blogbeiträge schreibt, oder bis vor kurzem war ich das. In letzter Zeit hat das spürbar nachgelassen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich wegen mangelnden Trainings einfach so sehr anstrengen muss, dass mir keine neuen Ideen beim sporteln kommen.

Dieses mal ist es aber noch schlimmer, den Bericht zum Heldenlauf hab ich nicht nur etwas verschoben, nee ich hab ihn beinahe vergessen, dabei hat die Homepage ganz klar recht. Mit Sicherheit eine der schönsten Halbmarathonstrecken Deutschlands!

Schnapsidee Teil 2 (eigentlich ja 1)

Wie schon im Bericht zu den Cyclassics erwähnt, war die Idee im Urlaub einen Wettkampf mitzunehmen sogar von der Familie abgesegnet, dass es dann zwei Wettkämpfe wurden kann ja keiner vorher wissen. Was auch keiner vorher wissen konnte, was der Heldenlauf eigentlich ist.

Nun gut… „man“ hätte es schon wissen können, aber wenn ich schon keine Anleitungen lese, dann doch auch keine Homepages. Und so eine Streckenbeschreibung, wie man sie beim Heldenlauf findet, hat man ja auch schon zig male gesehen.

Für mich war der Heldenlauf eine gute Gelegenheit. Als wir den Urlaub buchten, war Halbmarathon das höchste der Gefühle. Er war nah am Urlaubsort und las sich ganz interessant. Ansonsten habe ich mich nicht sehr viel damit beschäftigt.

Als ich mich meldete musste ich nur noch festlegen welche der Distanzen ich laufen wollen würde. Neben kürzeren Strecken gab es diesmal den ursprünglichen Heldenlauf (FANATIC) und eine etwas entschärftere Version mit der Bezeichnung (FAN).

Ich war mir sehr sicher, dass ich als Mittelgebirgsbewohner die paar Höhenmeter gut wegstecken könnte. Hat ja keiner wissen können, dass man dafür trainieren muss … bzw. was sonst noch so passiert.

Passiert ist beispielsweise, dass ich am Freitag vor dem Lauf etwas eskaliert bin. Anstatt dem Lauf aus dem Trainingsplan lief ich in der Mittagshitze einen 12km Tempodauerlauf. Ups!

Der 14. Blankeneser Heldenlauf

Sonntag ging es dann ganz schön haarig zu. Es war aller aller allerbestes Wetter gemeldet. Die Anfahrt aus dem Ferienquartier war mit 1:20h auch nicht ohne, zudem mussten wir sicher stellen, dass ein Parkplatz gefunden wird.

Startnummernsabholung, Hamburg, Blankenese, Schlange, warten

so eine lange Schlange vor der Startnummernabholung kenne ich aus der Provinz nicht

Also war das Ziel zwei S-Bahn Stationen vor Blankenese angepeilt, letztlich reichte es. Hingefahren und erst mal Bauklötze gestaunt, denn die Startnummernschlange war ganz schön lang.

Während alle paar Minuten jemand rumging um zu fragen ob man denn für einen der anderen Läufe startet (dann hätte man vorgedurft), ging es schleppend voran, aber es war immer noch genug Zeit.

Nachdem ich die Nummer parat hatte, hab ich mich von der Familie verabschiedet, die einen Trip in die Stadt unternommen hat. Es wurde immer wärmer.

Auf dem Weg zum Start gibt es erstmal einiges zu glotzen … nämlich Häuser im Millionenbereich. Gestaunt hab ich auch, wie steil es da bergab ging, das war der erste Vorgeschmack.

Ich hatte noch mächtig Zeit, also verzog ich mich erstmal auf einen Schattenplatz. Der Startzeitpunkt nach 11 Uhr im Hochsommer ist ziemlich ungünstig gewählt. Nach und nach starteten die anderen Distanzen und ich lief mich erstmal ein. Der Puls war extrem hoch … uff. Nach 2,5km lies ich es gut sein und verzog mich in den Vorstartbereich. Schnappte mir ein Wasser und quetschte mich mit unzähligen anderen Läufern in den wenigen Schatten.

Containerriesen als Pacer

Pünktlich ging es los – erstmal an der Elbe entlang. Dabei konnte ich getreu dem Motto „mit Containerriesen um die Wette laufen“ wirklich neben so einem riesen Brummer herlaufen. Allerdings reichte meine (reichlich optimistische) 5:00er Pace nicht aus um das Schiff zu überholen.

Ich überholte aber erstmal einige Leute, die über Gott und die Welt. Den bevorstehenden TAR und ähnliches quatschten. Nachdem an einem Kiosk eine Dame mit einem Blech Pommes stand (es war Mittag, heiß und kurz nach dem Start!!) war der angenehmste Teil aber schon fast vorbei.

Erst ging es durch einen Park leicht bergan. Hier war mir alles etwas zu eng, aber ich konnte meinen Bergauf-Vorteil schon ausspielen. Entweder das Training, oder alle wussten … es geht später noch steiler aufwärts.

Die ersten 5km liefen gut, an der ersten Getränkestation nahm ich in Anbetracht der Mittagshitze einen Becher und lief weiter relativ konstant. Es ging mal durch einen Park, mal zwischen Häusern durch. Blankenese ist wirklich ein tolles Örtchen. Man vergisst während des ganzen Laufs das man sich hier in einer Millionenstadt befindet.

Allerdings ging es auch schon die ersten Stufen runter (nahm ich nebenan auf der Wiese) und wieder hoch …der Puls knallte gleich in die Höhe.

Die Strecke ist absolut Abwechslungsreich. Soetwas bei einem Halbmarathon hab ich noch nicht erlebt. Es gibt Straßen, Wohnstraßen, Parkwege, Gehwege, Treppen und was weiß ich nicht alles.

Heißer Einbruch

Heldenlauf, HamburgDieses Foto entstand so an einem Wendepunkt für mich. Bei ca. KM 13 war die Welt erst noch in Ordnung, es ging bergab … aber der Schatten verschwand und die Entspannung die durch das bergablaufen entstehen sollte hielt nicht lange. Danach kam der fieseste Teil. Eine Gerade … wieder an der Elbe … in praller Sonne. Ich dachte ich verdörre.

Danach aber der Hammer, deswegen ist der Heldenlauf berüchtigt und berühmt.

Es ging erstmal bergauf, ich entschied mich wegen der Hitze und der Atemnot gleich zu gehen. Da man in Hamburg offensichtlich nicht so viel Übung hat, konnte ich gleich ein paar Leute überzeugen, denn ich war bergauf genau so schnell als sie beim „laufen“. Endlich eine Getränkestation … und dann kamen die Stufen.

Ein paar Leute liefen da noch hoch … absoluten Respekt… aber ich blieb beim Treppensteigen. Oben angekommen, hieß es erstmal Erholung. Bis dahin hatte ich tatsächlich eine 1:46 bis 1:48 als Endzeit erlaufen, aber ab hier war der Ofen offiziell aus.

Es war einfach zu heiß, der Puls war am Anschlag und die Strecke noch nicht am Ende. Es folgte ein weiterer toller Teil. Oben angekommen mit tollem Blick erst wieder zwischen den Häusern durch, dann ein Streckenstück entlang, dass ich in manchen Trailläufen nicht erlebt habe. Wirklich toll, durch den Wald, alles schön verwinkelt. Dann wieder eine Treppe, dann wieder ein Waldwegchen. Einfach super!

Bergauf entschied ich mich zügig zu gehen. Zügig gehen, hieß hier also weiterhin 165er Puls trotz des Gehens. Selbst im Schatten lies sich mein Kreislauf nicht mehr nach unten bringen. Mir ging wirklich die Kraft aus.

Endspurt

An einem der letzten Anstiege redeten zwei Leute auf ihren Freund ein er solle doch traben… ich frage mich wirklich wozu, die Traber waren keinen Deut schneller. Dann lieber Kraft sammeln um oben weiter laufen zu können.

Am Ende geht es glücklicherweise bergab, also Handbremse lösen und ab ins Ziel donnern. Alter Schwede war das ein Kampf. Im Gegensatz zu dem ein oder anderen Bild sehe ich da noch zivilisiert aus. So gelitten im Zieleinlauf bei einem HM hab ich glaube ich noch nie, generell hat sich das Ding angefühlt wie ein viel zu langer 10er, was eindeutig dem heißen Wetter geschuldet war.

Heldenlauf, Hamburg, Ziel, Finish, Leiden

Resüme

Entsprechend lange hat es auch gebraucht, bis ich wieder Ansprechbar war. Erstmal was trinken, dann was trinken, dann eine Kleinigkeit essen, etwas sitzen und trinken. Boah war ich kaputt.

Knallhart, Fenix3, Garmin, Hamburg, ErholungszeitMeine Uhr meinte es auch ernst. Ich bin mir nicht sicher, wann ich das letzte mal eine so lange Erholungszeit auf der Uhr gelesen habe (nach dem Berlin Marathon jetzt war es deutlich weniger!!). Der Puls lag im Schnitt bei 162, selbst beim gehen ging er nicht runter.

Mit meinen 1:57 war ich erst etwas angesäuert, denn 1:46 stand ja an dem Tag im Plan, nach dem ein oder anderen Gespräch mit Einheimischen wurde mir aber schnell klar, dass diese Zeit mal ganz respektabel war. Unter 2h ist dort eher wie 1:45 zu werten. Puh … dann lief es also doch ziemlich gut.

Meiner Meinung nach hält die Strecke und die Organisation wirklich was sie verspricht. Mal davon abgesehen, dass das Wasser in der Turnhalle EISKALT!!!! war (was an dem Tag mal i.O. ging) war alles perfekt. Super Kulisse, Strecke trotz mehrerer Versionen sauber ausgeschildert, Getränkestationen passend. Alles gut.

Von mir bekommt der Heldenlauf somit eine volle 10. Ich für mich nehme ich mit, dass ich mal wieder anfangen sollte Höhenmeter zu trainieren, letztes Jahr hätte ich da sicher volle Kanne zuschlagen können, dieses Jahr bin ich durch das Marathon Training nur flach vor mich hingetrottet… kein Wunder, dass mich der flache Norden so fertig gemacht hat.

Veröffentlicht in Wettkampfberichte und verschlagwortet mit , , .

4 Kommentare

  1. Respekt, Daniel! Bei der Hitze…
    Ich musste grinsen, als ich das Foto sah, auf dem du tiefdekolltiert läufst, Shirts mit seeeehr tiefem Front-RV sind eine echte Offenbarung.

    Gruß an den Helden des Nordens :-)
    Harald

  2. Ich bin ja ehrlich gesagt immer sehr sehr neidisch, dass Du solche Dinger einfach mal ohne Training absolvierst und dann auch noch so frisch aussehend ins Ziel einlaufen darfst ;-) Was würdest Du wohl alles erreichen, wenn Du mal ein ordentliches Training absolvieren könntest :-P

    Spaß. Diese Qual muss natürlich nicht sein, bei sowas verliert man am Ende noch die Lust.

  3. Vielen Dank für deine gelungenen und witzigen Beiträge zum Thema Laufen,

    Auch wenn man das Training äußerst ernst nimmt, so ist Humor doch das A und O, um auch an schlechten Tagen einfach weiterzumachen :-)

    Merke ich selber bei mir – ich habe das Laufen jahrelang vernachlässigt, weil sich aus lauter Verbissenheit irgendwann Frust eingestellt hat.

    Spaß hat das Ganze mir aber eigentlich nicht gemacht.

    Jetzt, wo ich das ganze lockerer angehe und des Öfteren mit intensiven Inline Skate Intervallen kombiniere, ist der Spaß auf einmal da.

    Und ein rundum gelungener Trainingseffekt stellt sich auch noch ein :-)

    Viele Grüße

    Peter

    • Hey Peter, danke für Deine Antwort. Du fasst es gut zusammen. Jeder braucht einen Modus, der für ihn am besten funktioniert. Viele bekommen das alleine mit laufen hin, ich aber nicht (mehr). Ich brauche die Abwechslung und auch die Möglichkeit Trainingseinheit A zu schwänzen um dafür eben einen anderen Sport zu betreiben.
      Letztlich ist es für uns Hobbysportler nicht so wichtig rein spezifisch zu trainieren sondern möglichst überhaupt.
      Ich habe letztes Jahr im November und Dezemer fast 2 Monate durchgängig jeden Tag mind. 30 Minuten Sport gemacht. Meine Form war überragend! Leider hat mir dann meine Leiste wieder alles gekostet, aber das hat mir gezeigt, es braucht kein rein spezifisches Training.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert