Rennrad, Jedermannrennen, Rund um die Altstadt

Altstadtrennen Nürnberg 2014

Jedermannrennen, Nürnberg, Rund um die Nürnberger Altstadt

Jedermannrennen beim Altstadtrennen
Bildquelle: Rund um die Nürnberger Altstadt

Es ist wieder so weit, ich schlage schon wieder ein neues Kalenderblatt in meinem Jahreszyklus Rennradnovize auf. Viele setzen sich einfach nur auf ihr Rad, fahren so oft sie können und freuen sich daran. Aber als Läufer und aktiver Wettkämpfer füllte sich dann doch recht schnell die Google-Suchleiste mit dem Begriff Jedermannrennen.

Was man da so erfährt, könnte schon ein Grund sein sich niemals nicht zu so einem Event anzumelden. Über Twitter wurde ich zudem auch gleich auf interessante Erlebnisse vorbereitet

Nun gut, bei Jedermannrennen treffen eine Vielzahl an Menschen auf schnellen Fahrrädern aufeinander, die meistens dicht beieinander um die Wette fahren. Manchmal verwandelt sich dann diese Kombination in ein blutiges Kneul auf Carbon, Mensch und Asphalt … das nennt man dann Radsport. Aber … sind wir doch mal ehrlich … die Faszination auf einer eigenen Strecke mit anderen um die Wette zu fahren, ist groß, also habe ich mich nach kurzer Suche für das Altstadtrennen in Nürnberg angemeldet. Es standen zwei Distanzen zur Verfügung – und da ich zum Anmeldezeitpunkt schon auf dem Rollentrainer fast verendet bin, habe ich mich nicht getraut mich auf die 50km Distanz zu melden, wo eine Mindestdurchschnittsgeschwindigkeit von 30km/h gilt. Also habe ich es mit der 30km Distanz versucht.

Jedermannrennen – Rund um die Nürnberger Altstadt

Nicht nur die Nähe war für mich ausschlaggebend, Nürnberg ist gut erreichbar – das Rennen ist absolut zentral – es gibt einen ziemlich knackigen 5km Rundkurs und die Distanz habe ich mir einfach mal zugetraut um in meinem Metier (dem Mittelfeld) anzukommen. Wirklich vorbereitet habe ich mich nicht – ich wollte eben mal sehen, was so passiert.

Das Rennen selbst ist prima Organisiert. Der Beitrag für das Rennen ist aus meiner Sicht angemessen – allerdings habe ich wenig Erfahrung was das sonst so kostet. Im Gegensatz zu dem Radmarathon den ich im September fahren möchte, ist das ganze zwar etwas teurer, dafür bekommt man aber eine abgesperrte Innenstadtrunde.

Vorab gab es umfangreiche Infos über die Strecke, die Startnummernabholung, Anfahrt usw. – vor Ort kenne ich mich auch gut aus, so das ich prima in der Nähe parken konnte. Im Starterbeutel waren allerlei komische Dinge, wie man das auch von Laufveranstaltungen kennt. Dazu einen Getränke- und einen Essensgutschein.

Meine 30km beim Altstadtrennen

Streckenplan, Altstadtrennen, Jedermannrennen, Nürnberg

Streckenplan
Bildquelle: Altstadtrennen.de

Das Wetter hatte mir schon zu denken gegeben, als ich Morgens ins Auto gestiegen bin. In Radklamotten und mit Hoodie musste ich dann doch auf dem Weg nach Nürnberg die Sitzheizung anmachen. Gestandene Radfahrer werden jetzt schon lachend am Boden liegen – ich habe immerhin in Nürnberg einige gesehen, die direkt mit dem Rad gekommen sind.

Auch nach der Abholung der Startnummer und nachdem ich das Rad ausgeladen habe, war es noch ganz schön frisch, so das ich erst mal die Regenjacke übers Trikot gezogen habe.

Ich hatte noch gut eine halbe Stunde Zeit und warm war weder das Wetter noch ich – also habe ich mir die Strecke mal angesehen und bin eine lockere Runde gefahren.

Rennrad, Jedermannrennen, Rund um die Altstadt

Start zum Jedermannrennen

Vor dem Opernhaus ist Start und Ziel, danach geht es Richtung Plärrer an einer Engstelle weiter. Neben Straßenbahnschienen wird es dann nochmals enger – eine eindeutige Gefahrenstelle. Kurze Abfahrt und dann der Anstieg zum Burgberg – wo schon beim warm fahren viele Zuschauer standen. Oben angekommen geht es weiter entlang der Stadtmauer hinter der Burg, eine Abfahrt mit einer knackigen Kurve am Rathenauplatz. Leichter Anstieg am Bahnhofsplatz wieder rechts und schon ist die 5km Runde vorbei. Alles in allem war ich nach der Proberunde deutlich beruhigter. Allerdings wollten ja dann auch noch ein paar andere mit mir an den Start gehen.

Für eine zweite Runde hat es nicht gereicht und warm war ich dann doch – also Regenjacke wieder runter und rein ins Starterfeld. Da ich nicht richtig geguckt hatte, stand ich mit einigen Leuten zu weit vorne, also wieder zurück – das Feld der 30km-Fahrer stand aber schon recht dicht – und schon stehe ich ganz vorne! Angst!! – Glücklicherweise durften wir nach dem Start der Liegeradler und 50km-Fahrer aufrücken – somit konnte ich noch einige Leute vor lassen (letztlich war es dann wieder zu viel – aber das habe ich beim Laufen auch erst lernen müssen). Ein wenig Stirnrunzeln erzeugte nur, dass direkt in der zweiten Reihe jemand meinte vor dem Start umfallen zu müssen.

Um 4 nach 10 ging es dann los – der Tross setzt sich in Bewegung … und … zum Glück ist niemand mehr umgefallen. Die erste Runde hat es etwas gedauert in einen Rhythmus zu kommen, mich zu platzieren aber letztlich ging alles ganz schnell. Im Windschatten eines vermeintlich gleichschnellen Fahrers beende ich die erste Runde und beschließe mit einem kurzen Sprint auf eine Gruppe vor mir aufzuschließen. Auf der Zielgerade herrscht Gegenwind, was mir da erst bewusst wird.

In der Gruppe erwischt mir direkt wieder die Faszination des ganzen – eine Gruppe Radfahrer fahren mit Abständen von einem DINA4 Papier mit 30-40 über die Straße. Etwas unsicher bin ich eindeutig noch aber es gibt im ganzen Rennen keine wirklich brenzlige Situation, bremsen muss ich allerdings schon hin und wieder mal.

So lasse ich mich ziehen und gehe etwas mit der Spitze der Gruppe mit – anstrengen muss ich mich, aber nicht maximal. Nur am Burgberg geht es knackig zu. In der vierten Runde setze ich mich an die Spitze der Gruppe und übernehme die Führungsarbeit um festzustellen wie viel der Windschatten wirklich ausmacht. In der Auswertung sehe ich, dass der Puls auf der Ebene schon gegen 170 geht, beim Anstieg erreicht er mit 175 einen Wert, den ich eher beim 10K-Laufwettkampf erreiche. Also muss ich mich am Hügel von der Grupp einholen lassen und nutze die restliche Runde um wieder etwas runter zu kommen.

In der letzten Runde gehe ich dann mit ein paar Ausreißern mit und erhöhe das Tempo. Am letzten Anstieg sammeln wir leider eine größere Gruppe 50km-Fahrer auf und bis zum Ziel werden es immer mehr. Da wird mir schon etwas mulmig, ich kann noch ein paar Positionen nach vorne gut machen, aber kurz vor der letzten Kurve ist Ende. Überall um mich herum Fahrräder und kein Platz – da hilft nur noch das Rennen zu Ende fahren.

Total happy rolle ich aus, fahre auf die Seite und rolle zur Transponderrückgabe. Während um mich herum einige Leute mit ziemlich roten Kopf am Boden liegen fühle ich mich ziemlich gut. Das kenne ich aber schon vom laufen – ich habe mich nicht maximal angestrengt, aber dazu fehlt die Erfahrung.

das war's

das war’s

Ich telefoniere mit meiner Familie, die inzwischen mit dem Zug nachgekommen ist, ziehe mich um und stärke mich mit einem alkoholfreien Bier und einem Steak. Später sehe ich schon die Ergebnislisten. Im Gegensatz zu meinen Laufambitionen bei denen ich regelmäßig daran scheitere in den ersten 50% der Ergebnisliste zu landen, erziele ich auf dem Rad mit dem 43. Platz von 99 Männern ein für mich ziemlich gutes Ergebnis. In der Altersklasse Masters 1M (juhu – hier heisst man nicht Senior!! ;-) ) reicht es nur für Platz 20 von 35.  Davon ab bin ich allerdings noch nie 30km mit einem 37er Schnitt gefahren – und mit etwas mehr Hirn hätte es sogar zu einem besseren Ergebnis gereicht.

Mein Fazit

Das war sicher nicht das letzte mal, das ich bei so einer Veranstaltung mitgefahren bin. Es ist einfach unglaublich, wie einen die Gruppe mitzieht, wenn so viele Leute so eng beieinander fahren, wenn die Gruppe fährt und nur das singen der Speichen oder der Freilauf um einen herum sind oder wenn eine Gruppe das Tempo anzieht und vorbei fährt.

Im Gegensatz zum laufen, ist so ein Wettbewerb etwas ganz anderes – hier braucht es deutlich mehr Konzentration. Auf die Mitfahrer, die Strecke, die Taktik, die Krafteinteilung. Das macht sicher die guten Fahrer aus. Mein Gefühl sagt mir, das ich hier eindeutig noch mehr rausholen könnte. Wie so oft, denke ich nur daran z.B. „richtig“ zu trainieren. Vor allem der Faktor Erfahrungszuwachs macht hier sicher viel aus.

Mir hat es Spaß gemacht – ein weiteres richtiges Rennen habe ich jetzt nicht im Kalender und lässt sich leider aktuell auch nicht finden. Auf dem Rad geht es um August weiter mit einer RTF – sollte ich es nicht im Training hinbekommen, dann zum ersten mal über 100km. Das Altstadtrennen 2015 habe ich mir auf jeden Fall schon mal vorgemerkt – dann vllt. auch über die 50km.

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2 Kommentare

  1. Klingt spannend! Danke für die Eindrücke – ist auch für mich beim Lesen völlig neu so etwas. Das enge Fahren bereitet mir sonst beim Zuschauen auch schon immer Stirnrunzeln. Ich bin dann doch froh, dass ich das nicht selbst machen muss ;)

    • Ja, da schlägt die kognitive Dissonanz zu – habe auch Ewigkeiten den Kopf geschüttelt und kaum steckt man im „Peloton“ ist alles ganz normal.

      Da sieht man mal, wie schnell aus Irrsinn Normal wird :-)

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