Nun gut, es geht nicht nur um die Kinder sondern um die Familie. Aber dieses wunderbare Simpsons-Zitat kam mir tatsächlich in den Sinn, als ich die letzte oder vorletzte Runner’s World durchblätterte. In einer Rubrik mit Lesermeinungen ging es darum, wie man die Kinder in das Training einbinden könne. Es wurden einige Pro- und Contra-Argumente genannt, dass man die lieben kleinen im Jogger durch die Gegend fahren kann oder eben auch nicht. Eine bestimmte Meinung daraus, veranlasste mich allerdings dazu, etwas länger darauf herum zu denken … und letztlich ist also ein Blog über Lauftraining und Familie daraus geworden.
Freizeit und Frei-Zeit … zwei grundverschiedene Dinge
Als ehemaliger Fernstudent habe ich schon unzählige Male über das Thema gebloggt. Hier gibt es zu einem Hobby wie dem Laufen durchaus Unterschiede, aber vielleicht nicht ganz so viele, wie man meinen möchte.
Als Fernstudent zwackt man Freizeit ab um ein Ziel zu erreichen. Man investiert die Zeit, die andere Leute mit langweilen, TV-gucken, Internet surfen, essen, trinken & co. belegen mit „sinnvollen“ Dingen. Man benötigt ein gewisses Maß an Eigenmotivation um sein Ziel zu erreichen. Einzelne Teilschritte weisen nicht immer auf den Gesamterfolg hin.
Das kann man eigentlich ziemlich genau auf Läufer übertragen. Man tut etwas „anderes“ als die anderen, man bemüht sich um ein Ziel (bspw. die Teilnahme an einem Marathon), man ist teilweise auf sich allein gestellt und man tut Sachen die mit dem Ziel (einzelne Trainingseinheit im Bezug zum Marathon) wenig zu tun haben.
Es gibt ja unzählige Arten seine Freizeit zu füllen. Sieht man mal vom 08/15-Programm Couch und TV ab, gibt es unzählige Hobbies die mal mehr, mal weniger akzeptiert sind. Oder… was heißt akzeptiert … tolleriert. Sammler z.B. hält man für spleenig – aber sie sind toleriert. Hobbygärtner werden teilweise bewundert, immerhin kann man ihr Hobby am Ende öffentlich ansehen und/oder verspeisen. Hundebesitzer finden nicht überall anklang, aber auch sie sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Fernstudent hingegen ist ein Exot – bemüht er sich doch in der spärlichen Freizeit um etwas, das mit dem Beruf zu tun hat… so gesehen liegt da die größte Differenz zum Läufer, denn der läuft ja nur kurz vorbei und verschwindet dann im Wald oder ums Eck… er kennzeichnet sich bei seinem Hobby also meist durch nicht-vorhandensein.
Der Tag hat für jeden 24 Stunden
Aber genau dieses „nicht-vorhandensein“ wird zu einem wichtigen Punkt, wenn eine Familie ins Spiel kommt. Ob das generell der Fall ist, kann ich nicht sagen – aber für mich ist das ein Thema. Ich höre im Umfeld immer mal wieder Herr X hat Fußballtraining, da kann seine Frau nirgendwohin oder Y geht zum ABC-Kurs und da muss Z auf die Kinder aufpassen. Das ist Alltag in deutschen Familien, vor allem dort wo die Kinderbetreuung nicht im Haus sichergestellt ist.
Wer sein Leben lang ein Hobby wie Fußball pflegt, bei dem es feste Trainingszeiten gibt, hat sich und sein Umfeld damit arrangiert, für mich ist die Familienzeit allerdings ein relativ feststehender Faktor. Das resultiert aus meiner Fernstudentenzeit, denn auch dort konnte ich meine Zeiten frei wählen. Direkt nach der Arbeit wieder an der Schreibtisch war mir ein Graus – feste Termine gab es nur alle paar Wochen – also lernte ich wann es mir passt, Abends auf Dienstreise teilweise ganz früh am Morgen.
Und die Kinder?
An dieser Stelle kommt die Meinung aus der Runner’s World dazu. Darin meinte ein Läufer, dass die Zeit mit kleineren Kindern und Familie nicht dazu geeignet ist Bestzeiten aufzustellen.
Dazu fiel mir nur ein was ein … WARUM? Was gibt es für eine flexiblere Sportart als zu laufen? OK, ich kann das natürlich nur aus meiner Perspektive betrachten. Ein ambitionierter Läufer, mit sehr guten Zeiten und bereits ausgedehnten Training VOR der „Familienphase“ wird es sicher schwerer haben seinen Leistungstand zu halten, als jemand wie ich, der noch relativ schnell eine Verbesserung erreicht.
Dennoch finde ich, tut man dem Laufen unrecht und übrigens auch seiner Familie, wenn man sein Training zu sehr von der Familienkonstellation abhängig macht. Es ist auf jeden Fall leichter, wenn der Rest der Familie das eigene Hobby oder die Freizeitbeschäftigung mitträgt. Ich freue mich sehr, wenn meine Frau und mein Sohn bei Laufevents im Publikum stehen … und ich freue mich auch sehr, dass mein Sohn mit seinen 3 Jahren interessiert ist, an dem was ich mache.
Natürlich kostet mein Training auch Zeit. Die Zeit mit meinem Sohn ist dabei fest verplant, wie schon beim Fernstudium versuche ich meine Lauferei so sohnschonend wie möglich zu halten. In der Woche sind das vielleicht mal 30 Minuten beim langen Lauf … ansonsten geht natürlich Abends die Zeit mit meiner Frau drauf. Hin und wieder mal Morgens ist es natürlich am familienschonendsten, aber das kriege ich mit meinem Biorhythmus nicht hin.
In diesem Zusammenhang sah ich vor kurzem eine Reportage über Extremsportler, bei dem ein Extrem-Skibergsteiger etwas ähnliches erzählt hatte. Neben Arbeit und Familie trainiert er (natürlich in immensen Ausmaß) hauptsächlich Nachts. Das fand ich sehr sympathisch.
Zeit ist, was Du draus machst
Genau deswegen bin ich mit dem Laufen absolut zufrieden. Meine Frau kommt damit klar, da ich flexibel auf ihre Pläne reagieren kann. Mein Sohn bemerkt selten, dass ich weg bin und ich bin mit der Art und weise wie ich das Training in mein Leben integrieren kann zufrieden. Sicherlich hat mich mein Fernstudium dazu etwas „versaut“ – aber die Zeit in der ich Laufe hätte ich auch früher nicht wirklich wertvoll belegt, sondern auf der Couch und vor dem TV verbracht. Alles in allem Win-Win-Win … und bisher habe ich mein Training auf 4x wöchentlich steigern können, meine Leistungen stimmen und ich kann mich weiter verbessern.
Also kein Grund meiner Familie etwas in die Schuhe zu schieben, meine Leistungsverbesserung erziele ich auch nicht trotz sondern zusammen mit meiner Familie. Der These aus der RW möchte ich einfach klar widersprechen, wer es möchte kann mit dem Laufen beginnen – wer es möchte kann sich steigern und wer es möchte kann das ganze prima mit seinem Umfeld in Einklang bringen.
Auch ich bin ein Beispiel dafür, dass man sehr wohl Laufen, Mann, Kinder, Haus, Kegel, Beruf unter einen Hut bringen kann, vorausgesetzt, der Partner macht mit. Da mein Mann solange läuft wie ich, gab es diesbezüglich nie Probleme, aber ich kenne viele Familien, in den das Laufen eines Partners zum Problem wurde.
Dass das Laufen Problempotential haben kann, glaube ich sofort. Aber wie immer im Leben ist es ein geben und nehmen. Meine Frau kann mit der Lauferei so gar nichts anfangen, aber sie freut sich dennoch auch für und mit mir und ganz ehrlich, die Wettkampfteilnahme führt auch dazu, dass wir als Familie ein bisschen mehr herumkommen als vorher. Aber am Ende hilft nur darüber reden und sich und dem Partner klar machen was man möchte.
Ich habe zwar selbst noch keine Kinder – aber ich glaube das ist immer Einstellungssache. Es gibt Leute, die einen 40% Job haben und trotzdem keine Zeit fürs Laufen und andere arbeiten 100%, sind in diversen Vereinen tätig, haben eine Familie und trainieren noch zusätzlich. Es ist alles eine Sache der Prioritäten :-)
Liebe Grüsse
Ariana
Ja, das nennen ich gerne das „Rentner-Paradox“ obwohl das auch viele andere Leute betrifft. Wer wenig Verpflichtungen hat, hat noch lange nicht mehr Zeit und anders herum.
Genau deswegen passen die beiden Themen Fernstudium und Lauftraining aus meiner Sicht gut zusammen, denn die Zeit fürs Studium (ca. 15-20h die Woche) habe ich aufs Laufen übertragen (ca. 6-7Std. die Woche) … aber dennoch habe ich nicht mehr Zeit, weil ich die Differenz vertrödele ;-)