Laufen, Running, Vorsatz

Die 5 schlechtesten Gründe im neuen Jahr mit Laufen anzufangen

Neues Jahr, neues Glück. Neben einem fiesen Kater wachen heute Hunderttausende Bundesbürger mit noch einer schlimmeren Geissel der Menschheit auf! Während sich der Kater nach und nach auflöst, nimmt der Vorsatz den Platz ein. Quasi ein (vorerst) dauerhafter Dauerkater … nur ohne den Alkohol davor.

Wir Menschen sind so leicht zu beeinflussen, vor allem von Zahlen. In der Schule haben wir gelernt, dass – wenigstens in irdischen Maßstäben – die Zeit linear ist. Der 1.1. ist kein Neustart, es ist einfach ein neuer weiterer Tag. Dennoch nehmen wir uns viel vor, wenn die Zahl auf dem Kalenderblatt wechselt. Einmal im Jahr wollen wir alles richtig machen. Mehr Zeit für die Familie, nachhaltiger Konsum, weniger Alkohol, überhaupt besseres Essen und für den Körper wollen wir auch etwas tun.

Genau jetzt – an den dunkelsten und längsten Nächten des Jahres, genau jetzt wenn das Wetter immer schlechter wird fassen unzählige Menschen den Vorsatz mit Sport zu beginnen oder ihre vergangenen sportlichen Ambitionen aufleben zu lassen. Und viele versuchen es mit Laufen!

Aber mal ehrlich … es ist Quatsch! Ich laufe gerne … und als Gernläufer hat man durchaus eine kleine (klitzekleine!) missionarische Ader, aber es spricht einiges dafür jetzt nicht mit dem Laufen anzufangen.

Die ultimativen Top 5 gegen Laufen als Neujahrsvorsatz!

  1. Grund: Laufen hilft abzunehmen!
    Das ist einer der größten Irrtümer des Abendlandes – vom Laufen wird man erst mal überhaupt nicht schlank. Man verbrennt damit Energie und zwar relativ viel in kurzer Zeit, aber man wird davon nicht schlank. Der Mensch tendiert a) zur Selbstüberschätzung und b) zur Selbstbelohnung. Dank a) fällt b) viel zu häufig so opulent aus, das der locker abgejoggte Schokoriegel nach wenigen Minuten schon wieder zugeführt wurde… inkl. Energy-Drink und und und.
  2. Grund: Laufen macht schlank!
    Halt… ist das nicht das Gleiche? Nein – denn neben dem Abnehm-Vorsatz-Jogger gibt es auch noch die Schlank-bleib-Jogger. Völlig andere Religion – sie laufen um sich selbst zu kasteien und um möglichst lange in Größe XX zu passen (bei Frauen meist dürre Mädels deren Größenrange irgendwo zwischen 32 und 36 pendelt). Wobei der Vorsatz schon stimmen kann … schlank macht Laufen irgendwann schon. Aber niemals im Leben nicht dort, wo man es gerne hätte. Wenn man denn Vorsatz 1. irgendwie hinbekommen hat und tatsächlich mehr verbrennt als man zuführt wird man nicht schlank sondern hager. Überhaupt nimmt man erst mal überall dort ab, wo man vorher schon zufrieden war. Im Gesicht, an der Nase, im Bauchnabel, hinter den Ohren, an den Zehen … nur der Rettungsring bleibt lange lange lange erhalten … oft hilft da eher Krafttraining die schwabbelnde Mitte zu zentrieren, aber Laufen ist hier nicht die Lösung!
  3. Grund: Laufen ist kostengünstig!
    Am Anfang war das Nichts, dann schuf irgendjemand den Jogginganzug und die ollen Freizeitsportschuhe. Alles aus der Kategorie Ehda … die Sachen sind ja eh da! Kostet nix… anziehen und raus vor die Tür. Dem weiß die Sportartikelindustrie allerdings perfide entgegen zu wirken. Im Januar wird angeboten auf Teufel komm raus und schon zückt der Neu-Läufer freudestrahlend seine Kreditkarte und verjubelt den 50er von Oma Erna, den er unterm Baum bekommen hat, für die buntesten Klamotten, die gepolstertsten Schuhe und schicksten Gadgets am Markt. Relativ häufig mit dem Ergebnis, dass neben einer Hypothek auf Haus und Hof die tollen Sachen nach wenigen Wochen ein trauriges Dasein im Schrank führen.
  4. Grund: Laufen geht immer und überall!
    Keine Mitgliedschaft im Fitnessstudio, keine schwierigen Techniken zu erlernen, keine Trainings zu denen man unter Zeitdruck hetzen muss. Laufen ist die Freiheit pur!
    Ja… denkste! Natürlich kann man immer und überall laufen – aber nur weil man etwas kann, bedeutet das noch lange nicht, dass man das auch will. Wir halten uns in Mitteleuropa auf – in unserer Klimazone hat es sich eingebürgert, dass es rund um den Januar Winter ist. Kurz … es ist lange dunkel, lange kalt, es liegt Schnee und/oder Eis und überhaupt … ist es eklig! Warum die vielen Neu-Sportenthusiasten sich also den absolut beknacktesten Monat aussuchen um mit dem sporteln zu beginnen, geht mir nicht in den Kopf. Leute… fangt doch im Sommer an! Lange draussen sitzen, Runde Laufen … hinterher ein Bierchen auf der Terrasse … ein Traum. Jetzt: anziehen, frieren … in eine Pfütze oder Schneematsch treten … von unbeleuchtetem Radfahrer fast umgemäht werden… Hölle!
  5. Grund: Laufen hält Gesund!
    Wie oft haben wir diesen Mythos nicht schon gehört. Läufer würden angeblich weniger Erkältungen bekommen und somit generell seltener krank sein. Schade eigentlich, dass man für solche Globalversprechen noch niemanden verklagen kann, ich würde es tun. Läufer sind vielleicht statistisch gesehen seltener krank, rein subjektiv sind sie es aber viel häufiger… ein Punkt, der in den vielen Männer-/Frauen-/Lifestylezeitschriften leider fehlt. Was kümmert es die Couch-Kartoffel, an 5 Abenden hintereinander beim TV glotzen mit Halsschmerzen einzuschlafen? Ein bisschen Mimimi und alles ist gut. Der Läufer hingegen nervt sich selbst, sein komplettes Umfeld und unter Einbezug sozialer Medien sogar noch Menschen in anderen Bundesländern und Staaten mit ihrer schlechten Laune, wenn mal 1-2 Tage lang nicht gelaufen werden kann. Die gefühlte Krankheitsbelastung steigt ins unermessliche und im Gegensatz zum normalen Menschen kann der Läufer in seinem Lauftagebuch auch noch taggenau nachlesen, wann und wie lange er krank war. Schrecklich!

Also, das sind sie – die 5 Top Gründe, warum gerade nicht als Neujahrsvorsatz das Laufen wählen sollte. Wobei … sind wir mal ehrlich, der Hauptgrund ist doch ein anderer. Da schleppt man zu Silvester das knackige junge frische Laufen ab und holt es sich nach Hause ins Bett. Ist der Kater verschwunden, wird aber schnell klar … die pflegeleicht ist das Laufen gar nicht… und gerade jetzt und dann ist der Urlaub vorbei… und dann hat man hier und da Verpflichtungen… und es ist glatt… und es schneit … und überhaupt.

In Wirklichkeit spricht natürlich keiner der 5 oben genannten Gründe gegen das Laufen – aber es sprechen so viele Gründe gegen Neujahrsvorsätze. Niemand rettet die Welt in wenigen Tagen – ich freue mich über jeden Neuläufer den es gibt, aber man kann es Jahr für Jahr beobachten – die Wege und Straßen werden ab heute wieder voller und in wenigen Wochen trifft man wieder nur die gleichen Leute.

Das ist schade und das hat das Laufen nicht verdient. Ich hoffe ihr versteht mein Appell – Laufen sollte man respektieren und gut behandeln. Gebt ihm ein gutes Zuhause und wenn ihr es wirklich ausporbieren wollt, dann tut das nicht nach einen One-Night-Stand … beschnuppert euch, lernt euch kennen und wenn das Laufen dann mal bei euch eingezogen ist, dann ist der Bund fürs Leben beinahe schon geschlossen!

In dem Sinne … viel Erfolg beim scheitern der Neujahrsvorsätze.

Bildquelle des Titelbildes: www.picjumbo.com

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13 Kommentare

  1. Ein sehr schöner und (wie immer) wahrer Artikel :-) Gerade das Problem mit dem Wetter wird oft nicht einberechnet. Und wenn man im Winter komfortabel laufen möchte, ist das dann doch nicht gratis.
    Liebe Grüsse und ein gutes neues Jahr
    Ariana

  2. Ja, dieses verflixte Laufen. Das Schlimme ist ja, dass wir Gerneläufer, wir Immerläufer es zu dieser Zeit im Jahr mit all diesen Lauf-Touristen aushalten müssen. Du machst dir keine Vorstellung, was gestern auf der Laufstrecke los war. Es kam einiges zusammen: Sonnenschein, der 1.1., klare Luft, Katerstimmung, Feiertagsspeck, trockene Wege nach Eis, Schnee und riesigen Pfützen… Ungelogen! So viele Läufer habe ich seit dem letzten 1.1. das gesamte Jahr nicht auf meiner Laufstrecke gesehen. Ich musste quer durch den Wald und durch Büsche, damit ich etwas Ruhe habe… Natürlich wünsche ich jedem, der gestern seine Laufschuhe schnürte, dass er bis zum 31.12. durchhält und wir uns wiedersehen. Aber ich befürchte…

    Auf jeden Fall: ein ganz tolles Laufjahr für dich!

    • Bei den Rahmenbedingungen kann ich mir das gut vorstellen, immerhin hat mich Neujahr 2014 zu dem Beitrag inspiriert. Das bei euch die Hölle los war, bei so einem Wetter ist klar. Hier bei uns ist der Neustart etwas geringer ausgefallen – bei Schneematsch und Regen sind die ersten Vorsätze sicher schon vor dem loslaufen abgefackelt.
      Aber wir sollten auch nicht zu zynisch sein – ein paar bleiben dabei, wobei die meisten Neu-Läufer sicher nicht durch Neujahrsvorsätze dazu kommen ;-)

      Danke für die Glückwünsche – auf ein tolles 2015!

  3. HaHa, sehr gut, wo kämen wir denn hin, wenn diese Neujahrsläufer bei der Stange blieben und uns „Gernläufern“ die Startplätze bei den Volkläufen wegschnappen.
    NIEDER mit den guten Vorsätzen !

    Grüße vom -timekiller-

  4. Dass der 1.1. das denkbar schlechteste Datum ist, um mit dem Laufen zu beginnen, stimmt. Sich einen Stichtag zu setzten, finde ich hingegen richtig und wichtig. Natürlich sollte der dieser Tag immer „Heute!“ sein, aber der erste Tag des Jahres hat halt eine besondere Symbolwirkung.

    Viel wichtiger als das Datum finde ich allerdings die Verbindlichkeit der Ziele bzw. der guten Vorsätze. Etwas, das man sich nur selbst vornimmt, ist für die meisten schwer einzuhalten. Für mich z.B. ist es viel einfacher, Ziele zu erreichen, wenn ich diese vorher publik gemacht habe. Sei es im Gespräch oder im Blog. Der Druck, der sich dadurch aufbaut, ist ungemein motivierend. In diesem Sinne: Ich habe mir vorgenommen, im Januar jeden Tag zu laufen. :-)

    P.S. Ein gesundes und erfolgreiches Jahr wünsche ich Euch allen.

    • Vielen Dank! Da bin ich ganz Deiner Meinung – man braucht ein Ziel. Meinen Laufstart habe ich damals auch ziemlich lange vorher geplant (am Tag nach der Abgabe meiner Diplomarbeit). Das hat mir geholfen mich seelisch vorzubereiten. Wobei ich anfangs aber nicht darüber geredet habe … wenn man mal dabei ist, geht das natürlich viel einfacher.

      VG
      Daniel

  5. Lieber Daniel,

    witzig zu lesender Artikel.
    Ich kann dir in den einzelnen Punkten zu 100% beipflichten.
    Die Frage ist aber für mich aber, ob nicht die einzelnen Argumente mindestens genauso viel Gegenargumente mit sich führen.

    1. Laufen hilft abzunehmen.
    ist sicherlich gegeben, wenn man genauso auf einen gesunden Lebenswandel und besonders auf eine Reduktion der Kalorienzufuhr setzt.
    Aber viel wichtiger finde ich, dass Laufen die Möglichkeit bietet ein gesünderes Leben zu führen, besonders für Menschen, die viel sitzen und sich wenig bewegen.
    2. Laufen ist kostengünstig
    Auch da gebe ich dir recht, man darf sich da von den neuen Sachen nicht zum Kaufrausch verleiten lassen. Aber wenn man dadurch mehr Motivation hat, ist diese Investition jeden Cent wert.
    3. Überall laufen
    Stimmt natürlich im Winter laufen zu gehen kostet schon Motivation pur.
    Ich weiß noch wie ich im Frühling im Nordkap in Norwegen bei -8C in der Einsamkeit bei starkem Wind gelaufen bin und mich gefragt habe, warum ich mir das antue. Die Frage, die sich aber jeder stellen muss ist „Wie groß ist meine Motivation mein Ziel zu erreichen?“

    LG und danke für den super Artikel

    Johannes

  6. Hallo Daniel,
    Du sprichst große Wahrheiten gelassen aus. Und schön zu lesen sind sie zudem. Ich stöbere gerne in Deinem Blog. Macht echt Spaß. Herzlichen Glückwunsch zu Deinen erreichten Erfolgen und alles Gute für alle weiteren.
    Viele Grüße,
    Alexandra

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