Do it yourself Abenteuer

Jetzt habe ich aber für den Blogtitel ganz schön viel Energie investiert, damit sich der Trailrunnersdog nicht in seinen Trailschuhen umdrehen muss. Wollte ich doch erst von „Projekten“ schreiben. Aber, ähnlich wie bei dem berühmten Baumarkt, geht es mir nicht um das Projekt selbst, sondern das was vorher steht. Das Motiv – dazu aber gleich mehr.

So verkehrt wäre es bei dem, worum es hier geht, grundsätzlich gar nicht. Es sind ja Projekte. Laufprojekte. Besonders im Schatten des Kreuzberg50 scheint es die Lösung „aller Probleme“ zu sein, aber mal ehrlich. Die Idee ist nicht neu.

In meinem ersten Podcast habe ich erst von Bekenntnisse eines Nachtsportlers gesprochen. Ein Buch, das mich sehr fasziniert hat. Faszinierend auf so viel verschiedenen Ebenen. Einmal ist da der Promi Wigald Boning, dem es irgendwie geht wie mir, auf der anderen Seite erlebt er eine Entwicklung die uns allen sicher bekannt ist. Wir spätberufenen Ausdauersportler neigen zu exzessiven Gebrauch unseres Hobbys und so tat es auch Wigald. Der dritte Aspekt ist der schönste daran, für ihn und für uns. Der Sport wurde zum Vehikel für wunderbare Abenteuer vor der Haustür. Dinge die man heutzutage gar nicht mehr so einfach erlebt.

Was ich damit meine sind nicht die bezahlten Dinge, die vororganisierten, die Wettkämpfe und alle das, was wir uns regelmässig gönnen. Keine Frage, auch dort erlebt man wunderbares. Nach dem diesjährigen ZUT konnte ich erst mal ein paar Tage nicht mehr in meinen Alltag zurückfinden. Aber mir geht es um etwas anderes. Dinge die wir viel leichter erleben können.

Do it yourself…

Der Trend zum selber machen kommt sicher aus einer Welt, in der Handwerk und etwas zu tun was man sonst fertig kauft, immer mehr zur Ausnahme wird. Überall wird ge-craft-et was das Zeug und der Anglizismus hergibt. Craft-Bier, Craft-Brot, Craft-Stoff … sorry für den schlechten Witz. Warum nicht auch Craft-Lauf? OK, wahrscheinlich weil es selten dämlich klingt.

Im „Nachtsportler“ erzählt Wigald Boning von Dingen, die ihn antreiben, Dinge für die er eine Passion hat und das ganze dann umgesetzt hat. Er hat sich einen Traum erfüllt und ein Abenteuer erlebt. Er fuhr mit dem Rad nach Paris oder fuhr auf einem Tretboot durch die Gegend. Super verschroben und sicher Erinnerungswert für lange Zeit.

Was ist denn eigentlich so ein Abenteuer heutzutage wird da der ein oder andere Fragen. Genau das, ein Erinnerungswert. Diese philosophische Fragestellung hört man ja oft. Was wird in Deinem Leben bleiben, woran wirst Du dich erinnern? Am Ende des Lebens, wirst Du dich daran erinnern, dass du stets der erste im Büro warst, oder der der die meisten Überstunden gemacht hat? Wird man am Ende eine Laudatio darüber halten, dass du im Job die höchste Zielrreichung hattest? Wird man sich herumerzählen, dass deine Kunden die zufriedensten waren? Mal ehrlich … sehr unwahrscheinlich. Aber vielleicht redet man darüber, wie glücklich du warst als Du dieses oder jenes Abenteuer erlebt hast. Wie sehr du vor Euphorie gesprüht hast, wenn Du die Geschichte zum 47x erzählst und damit wirklich alle Familienmitglieder in den Wahnsinn treibst.

Ja … so will ich mir das vorstellen. Denn das ich viel arbeite, viel Auto fahre usw. … was ist denn das für eine Leistung. Aber ich will es so sehen, dass ich die geheime Hintertür in meinem Alltag entdeckt habe, durch die ich mich hin und wieder davonstehle. Hinter dieser Tür erlebe ich tolle Dinge. Ich nehme Eindrücke mit die ich nur durch wenige Fotos an andere übertragen kann, ich nehme Gefühle mit, die nicht immer einfach zu beschreiben sind. Und am Ende nehme ich immer, wirklich immer etwas davon durch die kleine Hintertür wieder zurück in den Alltag.

Und wie es eine tolle Sache ist, sich sein Bier selbst zu brauen, sein Brot selbst zu backen oder seinen Tisch selbst zimmern zu können, ist es – meiner Meinung nach – auch eine tolle Sache, sich selbst solche Abenteuer ausdenken zu können. Wie bei den handwerklichen Dingen hat man einen anderen Bezug dazu.

Ja die Event-Agenturen sind die Profis, die organisieren und dirigieren die Laufevents da draußen. Durchaus auch mit dem Ziel, viele auf der emotionalen Ebene anzusprechen. Emotionale Menschen sind super Werbeträger. Aber ich will gar kein Werbeträger sein, sondern ein Mensch der überzeugt ist, von dem was er tut.

Experimente und Abenteuer

Der Kreuzberg50 ist natürlich ein tolles Beispiel dafür, wobei er sogar noch einen Schritt weiter geht – das war wirklich ein Craft-Laufevent. Ich denke aber an andere Dinge. Zum Beispiel an mein #OchsenK30 Projekt, das ich inzwischen sogar 2x regulär im Training nachgelaufen bin. Entstanden aus einer fixen Idee und dem Wunsch die eigenen Grenzen zu verschieben.

Ähnliches natürlich mit dem R-Weg und dem daraus entstandenen Rund-um-Bayreuth-„UltraTrail“ #RUBUT. Daraus ist auch etwas ganz grandioses entstanden, nämlich eine erinnerungswürdiger Tag mit viel Freude!

Ich denke da an Schluppenchris und seinen SCHLEMM – der so besonders bekloppt ist, dass er diese Idee mit anderen Teilen will. Oder an TriathlonDog aus Linz, der als Hobby gerne 50x und mehr im Jahr auf seinen Hausberg läuft. Ich denke an Birger, der mit #Bike2ZUT dieses Jahr etwas umgesetzt hat, was mir auch schon in den Fingern gejuckt hat. Ich denke an den Schwarzfuchs der mit seinem „Adventure Dahoam“ seine sportlichen Träume mit erstklassigen Reportagen versieht und miterlebbar macht. Ich denke an Geordi, der Alkoholkonsum und Ultra-Laufen in einer wunderbaren Symbiose vereinte.

Und und und – das ist nur ein kleiner Querschnitt durch die verrückten Dinge, die meine Social Media Blase so bevölkern. Da gibt es noch viel viel mehr, Skyraces an entlegenen Orten, eine Watzmannquerung oder die selbstversorgte Alternative zu einem Ultratrail. Aber sie sind das was ich meine. Individuell, speziell, sie verschieben Grenzen und bieten ganz viel Möglichkeit sich über sich, sein Leben und das erreichte zu freuen.

Nur Deine Vorstellungskraft ist die Grenze

Das schöne an solchen Dingen ist, dass man selbst die Grenze ist. Was einen reizt, was einen herausfordert entscheidet man selbst. Ob man Freunde mitnimmt oder das ganze Ding alleine macht, entscheidet man selbst. Es geht nicht darum immer mehr und weiter zu machen, sondern neues auszuprobieren. Neue Wege zu gehen und Barrieren im Kopf abzubauen.

So war beispielsweise der OchsenK30 für mich ein Augenöffner, denn ich war überrascht wie weit der Ochsenkopf entfernt war bis ich selbst hingelaufen bin. Darum sollte es immer gehen, nicht drum den anderen zu übertrumpfen, oder die geilste Social-Media-Performance abzuliefern, sondern für sich selbst

Auch in mir kribbelt es schon seit einiger Zeit. Mehrtages-Hütten-Trailrunning Tour, der Marathon in meinem Hometrailgebiet (Buchstein50 ??), der 1000HM Weg in Pommelsbrunn den ich immer noch nicht gelaufen bin, das sind ein paar Sachen, die mir im Kopf herumspuken. Da sind noch Gegenden die ich nicht laufend erkundet habe und Wanderwege die ich gerne erlaufen würde.

Ganz konkret ist seit dem Rund-um-Bayreuth das nächste große Ding in Planung . Das möchte ich auf jeden Fall machen, egal wie.

In diese Idee habe ich schon einiges hineingesteckt und auch sie hat wieder eine Geschichte. Die Geschichte, wie wir mit der Familie mit der Familie eines Sohn-Schulfreundes wandern waren nämlich. Wie es so ist unterhält man sich und der andere Vater erzählte mir dann, dass er mit Bekannten vor einiger Zeit eine Mehrtageswanderung durch das Fichtelgebirge gemacht hatten. Quasi von einer Seite des Hufeisens zur anderen..

Im Smalltalk Modus blieb das irgendwie hängen und einige Tage später fing es im Kopf zu rattern an.

So groß ist das Fichtelgebirge doch gar nicht? Aber da gibt es doch viele Wege die Du schon kennst. Wie weit ist das eigentlich? Wenn man das in 2-3 Tagen wandert, kann man das nicht auch laufen?

Transfichtel

So fing es an und dann ging es ganz schnell. Auf Outdooractive habe ich nach der Wanderroute gesucht. Dort findet man mehrere Fichtelgebirgsüberschreitungen. Alle zum wandern, mit Übernachtung. Verschiedene Routen. Mal im und mal gegen den Uhrzeigersinn.

Im Sinne einer verünftigen Verpflegung wenn es notwendig ist und – meiner Meinung nach – mit dem passenden Drama-Effekt habe ich mir eine Route gegen den Uhrzeigersinn herausgesucht. Zusammen mit Outdooractive und meinen Wanderkarten sowie den Eindrücken die ich so aus meinen Fichtelgebirgserlebnissen habe, hab ich an der ein oder anderen Stelle die Tour etwas neu ausgefeilt und auch Läufer-optimiert.

Wie beim Rund-um-Bayreuth auch, braucht auch hier sicher noch das ein oder andere Teilstück ein Update. Ich habe beispielsweise eine ziemlich spektakuläre Passage rausgelassen, weil es dort einfach ziemlich gefährlich ist zu laufen, der Trail besteht fast nur aus Wurzeln. Dafür habe ich aber Einkehrmöglichkeiten mit eingebaut und letztlich braucht diese Strecke auch noch 2-3 zusätzliche Möglichkeiten an denen die Groundcrew eine mobile Verpflegung machen kann.

Also, stay tuned wie es hier weiter geht. Die Tour wird noch ausgefeilt, die Zeit- und logistische Planung perfektioniert. Die Laufzeit wird entspannt irgendwo zwischen 10-12h brutto liegen. Da hat man dann auch mal Zeit für ein frisches alkoholfreies Weizen im Seehaus. Damit ist die beste Zeit eindeutig der Sommer – sicher auch mit die beste Möglichkeit sich dort satt zu sehen.

Die Wege sind gut markiert und ich freue mich darauf dieses Abenteuer angehen zu können und zu dürfen. Ich hoffe es klappt 2018 und in diesem Fall würde mich natürlich auch eine Begleitung freuen. Das ganze ist nicht ganz ohne, das heisst man braucht sicher eine Unterkunft. Da aktuell noch so viel offen ist, bin ich auch noch für Feedback und Terminideen dankbar. Mit 62 Kilometern und ca. 2.000 Mittelgebirgshöhenmetern überquert man einmal das Fichtelgebirge. Läuft auf breiten Wanderwegen, über Singletrails aber auch mal ganz unspektakulär zur Überbrückung durch einen Ort. Man läuft über 12 Gipfel des Fichtelgebirges, an einem See, man kann auf mehrere Aussichtstürme steigen und sich vor Gipfelkreuzen fotografieren. Am Ende läuft man durch ein einmaliges Naturdenkmal und kann direkt an der Luisenburg einkehren und sich freuen.

Ich hoffe ich hab‘ euch etwas Appetit auf Abenteuer gemacht. Plant doch euer eigenes, vielleicht wollt ihr mich ja wissen lassen was ihr da so vor habt. Es ist einfach eine tolle Motivation und Inspiration von solchen Dingen zu lesen. Macht DIY, baut euer eigenes Lauferlebnis und versucht mal was ganz neues. Sprecht darüber oder haltet es geheim. Ihr werdet merken … so oder so … es ist viel mehr Wert als eine normale Wettkampfanmeldung.

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7 Kommentare

  1. Das treibt mich ja gerade auch um. Liegt wahrscheinlich am Alter. In meiner Starter-Tüte von den Black Forest Trail Masters war ein Prospekt vom Zweitäler-Steig. Ein Rundkurs über 104 km mit 4.200 Höhenmetern. Wer braucht da noch den ZUT? Ein freies Wochenende reicht doch eigentlich. :-)

    • Genau so fängt es an. Mir sind ja die Gedanken zu solchen Dingen wie Höhenweg-Nachlaufen und in der Hütte pennen auch im Urlaub gekommen.

      Es fängt immer ganz klein an mit einem „weil ich es kann“ und dann sowas. Der Zweitälersteig sieht übrigens klasse aus. Ich bin ja rund um Freiburg erst wenig in den Bergen gelaufen, aber die paar Läufe waren wirklich toll.

  2. Solche Ideen treiben mich auch immer um, auch wenn es eine Nummer kleiner bei mir ist:
    Das Nachlaufen eines 30k Wanderweges, die Rund-um-Iserlohn-Strecke am Stück (in Etappen bereits erledigt) oder das x-mal Hochlaufen auf meinen Hausberg, um 1000HM vollzumachen.
    Sinnvoll? Auf keinen Fall!
    Spaßig? Aber 100%
    Es sind deine Abenteuer, also erlebe sie!

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