Am Ende des Regenbogens…

…ist, so sagt die Sage, ein Topf mit Gold vergraben. Nun lassen wir mal außen vor, dass es aktuell sehr wenig regnet – und wenn, dann lässt sich die Sonne nicht blicken. Irgendwie gar nicht erstaunlich, dass diese Sage aus Irland kommt. Bleiben wir aber beim metaphorischen Regenbogen. Obwohl viel wichtiger für meine Geschichte ist nicht der Regenbogen, sondern der Topf voller Gold. Der Regenbogen ist der Erfüllungsgehilfe.

Ohne auf meinen Monatsrückblick vorgreifen zu wollen, kann ich sagen, dass die reinen Zahlen für einen erfolgreichen Monat sprechen. Erfolg lässt sich an vielen verschiedenen Dingen messen. Unter anderem auch an dem eigenen Anspruch. An diesem habe ich in letzter Zeit kräftig geschraubt … nach unten. Irgendwie schraube ich meine Ansprüche recht häufig nach unten.

Mir scheint es, dass meine Ansprüche vielleicht nicht richtig fixiert sind. Wenn man Schrauben nicht korrekt fest dreht, lockern sie sich bei zu viel Bewegung. Bewegung habe ich genug – also nicht sportliche, sondern überhaupt in meinem Leben. Irgendwo bewegt sich immer irgendwas. Und durch die vielen kleinen Erschütterungen und Bewegungen wird meine Schraube locker…ähm ich meine bewegen sich wie von Geisterhand meine Ansprüche recht schnell wieder in die andere Richtung. So lange bis ich wieder an dem Punkt bin, an dem es zu schrauben gilt.

Hin und wieder klicke ich durch mein Sporttagebuch, genau dafür führe ich es ja auch – um zu lernen, zu vergleichen. Manchmal schaffe ich es sinnvolle Rückschlüsse zu ziehen, manchmal sehe ich nur, dass es besser oder schlechter läuft als in diesem oder jenem Monat. Seitdem ich mich zusätzlich mit meinem Rennrad beschäftige, ist die gesamte Trainingsdauer meine Pi-mal-Daumen Messgröße. Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass ich im Oktober meinen höchsten Trainingsumfang (Dauer) hatte, erst der Januar mit Rollentrainer und Umfangsaufbau haben den Wert getoppt. Einfach erstaunlich wie viel ich da gelaufen bin.

Aber Oktober ist lange her, Oktober ist aus meiner Perspektive nicht nur lange her sondern eine andere Welt. Ich habe mich für eine berufliche Veränderung entschieden und trage jetzt die Konsequenzen. Konsequenzen die sich aktuell auch in meiner Freizeit niederschlagen.

Was ich über mich und Sport gelernt habe ist einfach – Sport tut mir gut. Es geht nicht direkt um das körperliche, sondern um den Kopf. Was ist ein besserer Gedankenradiergummi als eine Ausdauereinheit? Es gibt eine Art Break-Even … der Stresslevel und der Sportumfang kreuzen sich an einem Punkt, an dem der Stress verdaulich bleibt und zusätzliche Sporteinheiten den Kopf frei machen.

Am Ende meines Regenbogens ist aktuell kein großer Schatz vergraben, sondern eher ein gewisser Grundstock. Kein Goldtopf sondern eher ein kleines Sparbuch. Sparbücher haben nun aber den Nachteil, dass ihre Zinsen unter der Inflationsrate liegen. Während so ein Topf Golf quasi von allein immer mehr Wert wird, verliert das kleine Sparbuch am Ende des Regenbogens so langsam am Wert.

Letztes Jahr hatte ich noch eine schlechte Grundlage. Gerade mal die erste Laufsaison angegangen, gerade mal das erste Jahr Training hinter mir. Die Ziele waren nicht vorhanden bzw. konservativ gefasst. Die Motivation war hoch, große und neue Ziele zu fassen. Schneller werden und weiter kommen – Marathon laufen.

Den Marathon habe ich als Ziel für 2014 quasi schon versenkt und es fällt mir auch richtig schwer überhaupt greifbare sportliche Ziele zu fassen. So ähnlich wie mit den Ansprüchen, die sich selbstständig machen und in die andere Richtung abdriften, scheint es mir auch mit den sportlichen Zielen zu sein. Je langfristiger ich so ein Ziel angehe, um so eher entgleist es. Die kurzfristigen Erfolge, die indirekt erreichten Ziele sind es, die ich aktuell erreiche. Dinge die einfach geschehen, bei denen die Grundlagen gelegt sind und ich mit zwei drei (hoffentlich richtigen) Schritten die Richtung bestimme.

Dabei ist das Internet nicht unbedingt immer hilfreich. Über Social-Media Kanäle kann man inzwischen so viele andere Freizeitsportler beobachten. Leute die viel oder wenig trainieren, oder anders. Leute die Ziele haben – darauf hinarbeiten und sie erreichen. Teilweise sehr faszinierende Geschichten – eine andere Art des Goldtopfes. Die Aktivitäten der anderen sind aber so flüchtig, wie der Regenbogen. Wie man es dreht oder wendet, der Regenbogen geht mit und das Ende des Regensbogens bleibt in weiter Ferne. Klar, weil es einfach eine blöde Idee ist, dass man es so machen möchte wie jemand anders. Aber auch ohne den Versuch alles nachzumachen, bleibt in meinem Hinterkopf die ein oder andere Frage, wie ich denn dies oder jenes erreichen könnte.

Vor einiger Zeit schrieb ich, dass ich nur noch Sport machen und nicht mehr trainiere. So halte ich es aktuell auch. Aber wenn ich ehrlich bin, ist das eher der Versuch auf mein Sparbuch einzuzahlen. Eine nur quasi freiwillige Entscheidung. Letztlich würde ich gerne trainieren. Egal ob auf dem Rad oder beim Laufen. Einfach mal ein festes Ziel setzen und darauf hin arbeiten. Einen Topf Gold am Ende des Regenbogens ausmachen und dann darauf zu steuern. Von mir aus auch richtig fies dabei scheitern, dann aber mal von Anfang bis Ende. Keine gecancelten Pläne sondern mal etwas durchziehen.

Nur – wenn es realistisch sein soll – wird das wohl in der jetzigen Situation ein Wunsch bleiben. Es herrscht einfach zu viel Trouble. Auch wenn es nur zwei Tage Urlaub letzte Woche waren, sie kamen genau richtig und ich konnte locker von der Hand trainieren. Ich habe gemerkt, wie gut mir das tut. Aber dennoch bleibt der Realismus. Zwei Tage Urlaub ohne Termine könne nicht darüber hinweg täuschen, dass die jetzige Situation so viele Beschränkungen beinhaltet, dass an wirkliches „Training“ nicht zu denken ist. Irgendwo muss die Zeit gespart werden, irgendwie bräuchte ich ein Zeitsparbuch … meine Läufe spare ich mir für die Abendstunden und bin quasi die letzten Monate fast ausschließlich im Dunkel unterwegs gewesen. Eine deprimierende Angelegenheit. Dazu hab ich einige Stunden im Keller auf dem Rollentrainer verbracht. Jetzt wo es schöner wird, wo es heller wird… lockt die Natur. Raus gehen, draussen sein … das macht den Sport eigentlich aus. Aber wo soll ich denn mal 3-4 Stunden für eine Radausfahrt wegsparen – irgendwo fehlen sie immer.

Am anderen Ende des Regenbogens mag vielleicht ein Topf Gold sein, die Sehnsucht nach einem Ziel oder überhaupt der Möglichkeit eines langfristig anzugehen. Aber auf der hiesigen Seite des Regenbogens, da ist nichts vergraben. Kein Topf mit Zeit oder ein Zeitsparbuch. Im hier und jetzt ist einfach ein kleiner Hobbysportler, der – wie so viele Leute – um die Zeit für sein Hobby ringt; mal mehr und leider zu oft weniger erfolgreich. Und am Ende wird wieder geschraubt.

Veröffentlicht in Drumherum und verschlagwortet mit .

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