Bildquelle: Paulwip / pixelio.de

Joggen mit Vorsatz

Guter Vorsatz Joggen

Aktuell wird gelaufen, was das Zeug hält
Bildquelle: Paulwip / pixelio.de

So lange bin ich im „Laufgeschäft“ ja auch noch nicht dabei, allerdings hat der Laufsport einen entscheidenden Vorteil, man betreibt ihn (in der Regel) recht regelmäßig. Immerhin ist man ein Gewohnheitstier und rennt somit relativ häufig zu gleichen Uhrzeiten gleiche oder ähnliche Strecken.

Damit hat man die wunderbare Möglichkeit Stadt, Land und Leute aus ähnlicher Perspektive aber im Zeitverlauf zu betrachten. Manch ein Läufer fotografiert bspw. seine Laufstrecke zu verschiedenen Jahreszeiten. Interessant wäre in diesem Zusammenhang auch eine Strichliste zu führen, welche Leute man relativ häufig und wie oft sieht (bei mir: maximal 4-5), an welchen Tagen und Stunden die meisten Läufer unterwegs sind (nach meiner Beobachtung Sonntag Vormittag) und wann die wenigsten (unter der Woche vor 6:00 Uhr).

Hätte ich so eine wunderbare Statistik – ich bin mir sicher, dass es den maximalen Ausschlag der Kennziffer „JoggerMAX-per-Day“ zwischen Weihnachten und… naja … irgend wann im Januar gibt. Natürlich bediene ich da damit Vorurteile, schon allein weil ich Jogger und nicht Läufer schreibe. Allerdings bin ich mir sicher, dass die Leute – die man aktuell laufen sieht – gar nicht wissen, dass schon der ein oder andere Flame-War nur wegen dieser Begrifflichkeit vom Zaun gebrochen wurde. Zudem tragen viele (in Ermangelung eines High-Tech-Sportklamotten gefüllten Kleiderschranks) tatsächlich Jogginghosen oder einen Jogginganzug.

Einerseits eine tolle Sache. Immerhin laufe ich gerne und freue mich über jeden Läufer, den ich in freier Wildbahn begegne. Immerhin kneifen die „guter Vorsatz Jogger“ nach Feiertagsvöllerei den Hintern zusammen und schwingen die Beine. Zudem dürfte die Ausfallrate nicht bei 100% liegen, so das auch im Frühjahr noch ein paar der Neu-Läufer dabei bleiben und somit die ganze Vorsatz-Industrie auch hier einen guten Dienst geleistet hat.

Selbstverständlich läuft nichts, aber auch gar nichts altruistisch zum Jahreswechsel. Sämtliche Rauchentwöhnungs-, Weiterbildungs-, Fitness-, oder Nahrungsmittelwerbung die gutes für uns möchte, will auch unsere Kohle. Leider konnte ich dazu keine belegbare Quelle finden, aber im Internet wird behauptet, dass Weight Watchers einen Großteil seines Marketingbudgets über den Jahreswechsel verpulvert. Von Fernstudienanbietern weiß ich das schon seit längerem … und auch wenn ich Tages- und Wochenzeitungen ansehe, findet man dort seit 4-5 Wochen unglaublich viele Super-Sonder-Jahresanfangs-Angebote von Fitness-Studios. Gerade die dürften sich freuen über den Jahreswechsel – kommen doch bestimmt zu dieser Zeit einige Abonnenten dazu, die mehr einbringen als abrufen.

Da bleibt doch die Frage, ob wir alle wirklich noch (gute) Vorsätze haben? Wer einen Vorsatz hat, tut etwas vorsätzlich. Dazu bemühe ich gerne mal wieder den Duden. Vorsätzlich bedeutet „ganz bewusst und gewollt“ oder auch „beabsichtigt“ … und da kommen mir persönlich doch Zweifel, ob das was wir zum Jahreswechsel veranstalten überhaupt noch bewusst, gewollt und beabsichtigt ist. Immerhin lassen wir uns von der Vorsatz-Industrie in Sippenhaft nehmen – treiben jeden Schweinehund durchs Dorf den wir finden und beinahe so schnell wie das Silvesterfeuerwerk abgebrannt ist, ist der schöne Glanz der „guten Vorsätze“ verpufft.

Wer wirklich mit dem Laufen anfangen will, soll das tun – dazu bieten sich ca. 365 Gelegenheiten im Jahr die erste Runde zu drehen. Wer dazu Tipps und Tricks braucht, findet die auf unzähligen Seiten im Internet. Diese zu Wiederholen ist nicht meine Intention. Wer es JETZT will, sollte sich auf etwas gefasst machen … nämlich den Winter der noch kommt. Sicher schrecken zweistellige Minustemperaturen sogar noch mehr Neu-Läufer ab, als durch den verpufften Vorsatz. Wer es aber durchzieht wird belohnt… und wenn die Belohnung nur daraus besteht, über das Jahr beurteilen zu können was sich so im eigenen Umfeld verändert. Wichtig ist dabei nur, es vorsätzlich zu machen. Also ganz bewusst und gewollt.

Veröffentlicht in Drumherum, Road.

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