Hätte, hätte – Fahrradkette

Es gibt so Themen, bei denen dreht sich vieles im Kreis – also wie bei einer Fahrradkette. Die dreht sich ja auch ständig im Kreis und kommt dabei kaum vom Fleck. Auch wenn es jetzt der Titel vermuten lässt, gehört dieser Beitrag in die Kategorie Laufalltag und nicht zu den Radgeschichten. Erst letztes Jahr machte ein Politiker den Spruch wieder Gesellschaftsfähig – immerhin ist er so schön plakativ und sagt nichts anderes aus als am besten darauf zu verzichten, mit in der Vergangenheit falsch getroffene Entscheidungen zu hadern. Aber ehrlich… „Hätte, hätte – Fahrradkette“ ist einfach cooler!

Dieser Spruch verfolgt mich nun schon seit dem Halbmarathon beim Maisels Fun Run, als ich plötzlich und wider erwarten meine persönliche Bestzeit auf 21,1km nicht nur verbessert sondern beinahe pulverisiert habe.

Planlos ohne Plan

Aber was kann sich da jetzt im Kreis drehen? Na hauptsächlich sind es mal wieder die Gedanken, das „was wäre wenn“. Es gab dieses Jahr mehrere dieser Momente, bspw. als ich aus der kalten Hose nach einer Radausfahrt und ohne jegliche Vorbereitung den ersten Halbmarathon gelaufen bin.

Mein Formtest am Sophienberg war auch so einer dieser Momente. Aber was ist jetzt die Frage? Was wäre wenn… ich nur richtig trainieren würde. Nicht das ich nicht trainieren würde – aber irgendwo zwischen hüh und hott … auf und ab … krank und gesund habe ich dieses Jahr nicht wirklich einen Weg gefunden strukturiert zu trainieren.

Das was ich dieses Jahr betrieben habe passt in keinen Plan. Ein bisschen unstrukturiert Radfahren dazwischen relativ wenig Lauferei und das nur so, wie es eben gepasst hat. Da das erste Halbjahr eigentlich eher vom Job regiert wurde musste sich das Laufen an die verfügbare Energie und Zeit anpassen – und das war letztlich auch der Todesstoß für den Marathon-Trainingsplan.

Woran scheitert’s?

Die Gründe warum ich nach wenigen Wochen oder 1-2 Monaten einen Trainingsplan in die Ecke trete sind vielfältig. Meist fängt es damit an, das ich den Trainingsplan viel zu Ernst nehme und die ersten Wochen 101%ige Zielerfüllung anpeile. Erst klappt es ganz gut und übermotiviert wie ich bin lege ich dann schon meist hier und da etwas drauf… da ein paar Kilometer, hier mal etwas schneller.

Der nächste Schritt im „Trainingsplan an die Wand fahren“ ist dann die Phase in der ich anfange am Plan herumzubasteln. Hier Überstunden und Abends zu müde für Tempoeinheiten, dort Morgens nicht aus dem Bett gekommen für den Morgenlauf, dort keine Zeit durch familiäre Verpflichtungen. Nach ein paar solcher Tage fallen dann naturgemäß schon die ersten Einheiten aus.

Der letzte Schritt ist dann der Frust, dass ich mich nur noch vom Trainingsplan regiert fühle. In der Bemühung die nächsten Einheiten dennoch unterzubekommen laufe ich dem Spaß am Sport davon. Abends nach 300 Autobahnkilometern endlich bei der Familie – Kind ins Bett und die Frau guckt schon schräg… dann noch eine Tempoeinheit bolzen? Die Motivation ist niedrig. Wenn das Gefühl dann da ist, das ich nur noch für den Plan anstatt für mich laufe, ist es so weit. Der Plan landet im Mülleimer und plötzlich ist die Freude am Sport wieder da.

Was ist die Lösung?

Eine Lösung ist natürlich sich damit abzufinden, dass die aktuelle Situation einfach nicht für ein Hobby geeignet ist, das bestimmte Strukturen erfordert. Aber ganz ehrlich, das erinnert mich an einen Satz, den ich im Job überhaupt nicht gerne höre. „Keine Zeit“ ist schließlich kein Argument – sondern bedeutet nur, dass die falschen Prioritäten gesetzt werden.

Sagen wir nicht falsch, sondern anders. Ich setze andere Prioritäten. Mit guten und weniger guten Gründen – aber so ist es eben. Die Eierlegende Wollmilchsau ist ein Trainingssystem, das sich an die freie Zeit anpasst – aber ein System folgt eben… ähm … naja einem System, einer Logik, einer Abfolge. Die Kombination aus Belastung und Entlastung ist nun keine Raketenwissenschaft. Makrozyklen, Mikrozyklen. Be- und Entlastungswochen und bestimmte Qualitätstrainingseinheiten.

So locker aufgeschrieben klingt das alles ganz einfach. Im Hausgebrauch einfach zwei oder drei Regeln folgen und den Alltag berücksichtigen und fertig ist die super flexible Trainingsgranate. So flexibel das man dafür auch mal ein paar Tempoeinheiten rausplant und dafür lieber extensiv läuft, weil es ja so viel mehr Spaß macht.

So beisst sich der Hund in den Schwanz, so dreht sich die Fahrradkette im Kreis. Was könnte ich erreichen mit einem strukturierten Lauftraining? So schnell werde ich es nicht herausfinden können – kurz vor meinem zweiten Laufgeburtstag verbessere ich mich glücklicherweise immer noch durch meine unstrukturierte Sportlerei, aber optimal ist etwas anderes.

Aber irgendwann … früher oder später muss ich es probieren, vielleicht auch in der Hoffnung, dass ein strukturiertes Training gar nicht so viel bringt und ich mit dem was ich tue doch ganz gut fahre. Nur bis dahin muss ich auch an meiner Einstellung zu Trainingsplänen arbeiten, lockerer mit dem ganzen umgehen und die Flexibilität einfach in kurzfristiger Umplanung berücksichtigen.

 

 

Veröffentlicht in Road, Trail und verschlagwortet mit , , .

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert