über den Wolken

Perspektivenwechsel – die Welt von oben

über den WolkenÜber den Wolken – sagt zumindest der Liedermacher – soll die Freiheit bekanntlich grenzenlos sein. Zudem sind auch Sorgen vergessen. Nun ist es nicht jedermanns Sache sich in irgendwelche Fluggeräte zu setzen, es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel nicht nur die Perspektive sondern auch die Meereshöhe zu wechseln.

Nach zwei Wochen auf knapp 1.700 Höhenmetern kehre ich jetzt also langsam in den Alltag zurück, mit neuen Perspektiven, neuen Ideen und neuer Energie. Ich war dort nicht nur über den Wolken (oder manchmal auch drin), sondern hatte auch mal wieder einen Blick für wichtige Dinge – und Zeit. Auch wenn ich mir als Onliner schwer tue 100% auf Internet & Co. zu verzichten, habe ich doch meinen Konsum stark eingeschränkt und das auch ziemlich lange genossen. Erst die letzten Tage wurde ich so langsam wieder etwas aktiver – ein gutes Zeichen, dass die Erholung eingesetzt hatte.

Dabei war das ganze Unterfangen dringend notwendig – der letzte richtige Urlaub stand 2013 an, seitdem nur einzelne Tage. Einiges an Terminstress machte die letzten Woche vor dem Urlaub richtig anstrengend. Auch sportlich hatte ich einiges geleistet, wobei ich hier dachte gar keinen Urlaub zu brauchen.

Mit dem Frankenwald Radmarathon als letztes Sommerhighlight war aber dennoch irgendwie die Luft raus. Radumfang seitdem 0km. Dennoch klappte der Greif-Trainingsplan wie am Schnürchen. Dennoch hat es in der letzten Arbeitswoche kräftig gescheppert. Eine härtere Einheit als die 4×4000 @ 4:38er Pace habe ich noch nie absolviert – und das nach einem extrem langen und stressigen Tag. Sport ist auch immer eine Befreiung – macht den Kopf frei und den Körper müde. Aber an dem Tag war der Kopf zu und der Körper müde. Ich habe mich mit dem Brecheisen dazu gezwungen die Einheit zu Ende zu laufen – natürlich bin ich zufrieden so einen „Klopper“ geschafft zu haben, dafür war aber die Woche für die Tonne. Schwere und müde Beine … passend zur mentalen kam also dank körperlicher Erschöpfung der Urlaub wie gerufen.

Warum krame ich jetzt als im Nachhinein diese Geschichte hervor? Es liegt an einem Beitrag von Thorsten Firlus im Schweinhund Blog, darüber warum er im Urlaub gar keinen Sport braucht. Grundsätzlich stimme ich Thorsten zu – für wen der Sport ein Ausgleich für den Alltag ist, der braucht keinen Sport im Urlaub. Der Urlaub ist der Ausgleich und Urlaub ist kein Alltag. Natur, Bewegung, Ruhe … alles Dinge die ich in den letzten zwei Wochen ohne übermässig erhöhten Puls genießen konnte.

Vom Radtraining habe ich mich vorher schon für 3 Wochen verabschiedet (in 2 Wochen will ich ja nur 168km mit „achwasweissichwievielen“ Höhenmetern fahren) und auch den Trainingsplan habe ich zu Hause gelassen. Auf 1.700HM gibt es einfach nicht genügend passende Fläche um Langintervalle auf bis zu 19km zu laufen. Ich wollte einfach nur Spaß. Die Sporttasche war im Gepäck – zwei paar Trailschuhe und ein bisschen Laufklamotten.

Neben den internen Ansprüchen, die ich im Urlaub deutlich runtergeschraubt habe, sind da natürlich noch die äußerlichen. Rein objektiv könnte man sagen … ohne Arbeit/Pendelzeiten/PiPaPo steht der Ehemann/Vater gleich mal 60-70 Stunden mehr in der Woche zur Verfügung. Da fällt der Sport gar nicht mehr auf. Aber wir Ausdauersportler wissen doch alle, dass man keinem Familienmitglied der Welt den Sport mit logischen Argumenten verkaufen braucht.

IMG_0777Aber trotzdem habe ich den Sport nicht sein lassen, ich habe die Perspektive gewechselt. Trotz viel Ruhe, frischer Luft bei Wanderungen mit der Familie – ein paar mal hat es mich in den Laufschuhen nach draussen gezogen… und ich habe einfach mal was anderes gemacht. Keine Intervalle, keine langen Läufe. Immer nur kurz, aber knackig. Zackig über die Wanderwege, „schnell mal“ 230HM nach oben … dort wo für den Wanderer 40 Minuten standen, war ich nach 17 Minuten am Gipfel.

Zwar geht es nicht ohne das trendige Label Trailrunning – aber eigentlich war es Fun-Running. Einfach mal etwas anderes tun, keine Stunden sondern auch nur mal für 30 Minuten laufen. Nicht gerade hin sondern einfach mal 300HM. Kein Magerquark mit Obst im Anschluss sonder Speck und Käse. Keine Struktur, sonder nach Lust und Laune … ohne die Lauferei hätte mir bei dem Urlaub etwas gefehlt.

DSCF0058Unter anderem das Gefühl, dass ich ohne den Laufsport etwas verpasst hätte. Mein Sport, den ich überall mitnehmen kann … hat mich dorthin geführt, wo ich nicht unbedingt hin wäre. In die Wälder und auf die Wanderwege rund um unsere Ferienhütte. Abends im Nebel auf den Gipfel eines Berges, der sonst von Touristen bevölkert wird. Wann steht man schon mal in absoluter Ruhe allein auf 1.911HM. Das können sonst nur ein paar Bergsteiger von sich behaupten. Wann trifft man im Wald schon auf eine Schafweide oder wird beim Laufen von einer Kuh angehalten, die einen genüsslich am Arm abschleckt … oder wann sieht man mal so einen Sonnenuntergang wie auf dem Titelbild? Ich kann für mich die Frage beantworten… ohne meinen Sport… niemals.

Darum bin ich froh ihn auch diesmal mitgenommen zu haben – nur eben anders, ohne große Ambitionen, aber mit viel Freude. Und alles was uns groß und wichtig erscheint… wird nach so einer Natur-Kur … plötzlich nichtig und klein!

Veröffentlicht in Drumherum, Trail.

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