Frustblog Deluxe

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Das hier ist ein astreiner Frustblog, ein Frustblog Deluxe. Einer der kein anderes Ziel verfolgt, ausser das Sammelbecken angestauten Frusts zu sein… und aktuell ist das Becken sehr voll!

Seit Beginn der Hüftprobleme sind nun beinahe 8 Monate vergangen. Während dieser acht Monate habe ich pausiert, trainiert, was anderes probiert, bin umgezogen, hab einen Marathon absolviert, hab nichts gemacht, hab Stabi trainiert, gerudert, Rad gefahren usw.

Ich habe mal mehr und mal weniger erfolgreich versucht mit mir und dem Frust klar zu kommen. Ich habe mir positive Mantras vorgesagt, ich habe Nahrungsergänzungsmittel geschluckt, ich habe medizinische Internetseiten studiert, ich habe Arzttermine vereinbart und gewartet, ich habe Aussagen bekommen, habe wieder gewartet, habe versucht ohne meinen allerliebsten Hobbyausgleich im Job zurecht zu kommen bei immer mehr steigenden Stress.

Ich war beim Physiotherapeuthen, beim Sportmediziner, beim Hausarzt, bei zwei Orthopäden und einem Chirurgen. Ich war beim Osteopathen, habe mir Zweitmeinungen geholt und mir Drittmeinungen gebildet.

Ich habe zu früh zu viele Ziele geschmiedet, hab mich für Wettkämpfe angemeldet, war frustriert, hab mich wieder abgemeldet, habe Hotelzimmer gebucht und wieder storniert, habe Startplätze verschenkt und muss andere verfallen lassen. Ich habe Rücküberweisungen von Veranstaltern bekommen und die Veranstaltungsliste immer mehr und mehr eingekürzt.

Ich habe das Laufen hinten angestellt und mich aufs Radfahren fokussiert, ich habe mir neue Ziele gesucht, habe mich nicht direkt überall angemeldet und eine kleine Planung aufgestellt. Ich habe mir Gedanken über ein Training gemacht und hab gehadert damit, dass mein Job ein Radtraining schlechter verkraftet als Lauftraining.

Ich hab mit dem Gewicht gerungen, ich habe den Wiedereinstieg mehrmals verschoben, ich habe an Challenges teilgenommen und ich habe wieder nennenswerte Trainingsumfänge erreicht.

Ich habe Gewürzquark gegessen, ich habe Squats gemacht und geplankt. Ich habe mein Rad ausgefahren und bei eisigem Wind im Gegenwind an den Sommer gedacht. Ich habe, weil ich so müde war, Trainingseinheiten ausfallen lassen und mich auf den Frühling gefreut.

Ich habe große Hoffnungen gehabt, dass die Beschwerden verschwunden sind, ich habe weiter trainiert und ich habe die Schmerzen wieder zurückbekommen. Ich habe einen OP-Termin gemacht, ich habe mit meinem Arbeitgeber verhandelt wann es sinnvoll wäre und wann nicht.

Ich habe zu viel Stress, zu wenig Zeit und keinen freien Kopf das anzugehen. Ich habe die härteste und längste Erkältung seit mehr als 5 Jahren, ich habe 14 Tage lang Probleme und jetzt auch noch eine Nebenhöhlenentzündung mit richtig fiesen Kopfschmerzen.

Das alles und noch viel mehr begleitet mich seit gut 8 Monaten in einem Bereich, der dazu da sein sollte ein Ausgleich zu sein. Die schönste Nebensache der Welt. Das Hobby, der Sport … kann die Insel der Glücksseeligen sein. Dort wo man seine Ruhe findet, den Ausgleich zum Alltag und die Zeit Kraft für neue Dinge zu finden. So habe ich knapp 3 Jahre lang  mein Hobby wahrgenommen.

In den 8 Monaten hat mein Hobby (aber in Wirklichkeit natürlich ich selbst) mir viel abverlangt. Viel Geduld, viel positive Gedanken, viel Entschleunigung. Das hat an meinen Vorräten gezehrt. Für mich ist es dauerhaft nicht sinnvoll, in einem Bereich, den ich mir freiwillig ausgesucht habe, so lange Probleme zu wälzen.

Meine Motivation ist vor allem nach der Erkältung am Boden. Keine Ahnung wann ich zuletzt so krank war, aber ich sehe es als Zeichen, dass etwas nicht richtig läuft. Gleichzeitig blogge ich gerne, twittere gerne und hab‘ in den letzten Jahren so viele nette Leute kennengelernt, die gerade im Frühling wie die jungen Füchse durch die Natur springen.

Trainingseinheiten, Fotos, Bilder, Stories … sie alle tun das, was ich gerne machen möchte. Mich von meinem „Neid“ freizumachen schaffe ich einfach nicht, ganz klar mein Problem.

Und so hab ich in den letzten Monaten und Wochen meine Geduldsvorrat heruntergekocht und in dieser unsäglichen Situation keine Möglichkeit gefunden, das ganze adäquat wieder aufzufüllen.

Jetzt sitz‘ ich hier, ich armer Tor… zermürbt durch die blöde Erkältung, desillusioniert in meinen sportlichen Zielen und unsicher, wie es mit der OP und danach weiter geht.

Dazu hab ich nur ein was zu sagen: DOOOOOF!

Veröffentlicht in Drumherum.

10 Kommentare

  1. Auch wenn die Worte mit Sicherheit einfacher geschrieben sind, als zu befolgen: Kopf hoch und warte ab, wie es nach der OP weiter geht. Krank sein, das kann passieren. Aktuell hat es auch mich mal wieder erwischt. Dass das jetzt das letzte Tröpfchen war, kann ich verstehen, aber es steht ja eigentlich nicht in Zusammenhang zu deiner Odysee der Hüfte, mit der du seit Monaten kämpfst.
    Halt durch und ich freue mich nach der OP irgendwann mal mit dir zusammen zu laufen.

    • Danke Dir. Wenn die Odysee zu Ende ist (und das muss sie erst mal sein) werden die Karten wieder neu gemischt, allerdings steckt in dem Frust auch ein ziemliches Problempotential das sich in letzter Zeit angesammelt hat, da muss ich so oder so in mich gehen, was passieren muss, damit ich hier wieder auf den richtigen Weg kommme.

  2. Ich würde dir eine paar aufmunternde Worte schreiben die dich aufbauen, durch das Tal der Tränen geleiten und aus diesem herausziehen. Aber die gibt es in solchen Situationen nicht, zumindest nicht von mir ;) Ich kann deine Gefühlslage absolut nachvollziehen. Überall Menschen die dem Hobby nachgehen, die Sonne scheint, die ersten Wettkämpfe gehen über die Bühne und man ist zum zuschauen verdonnert. Da möchte man nur noch weinen. Ich muss hier nochmal den Kopf ins Spiel bringen. Der steuert uns und unseren Körper. Das dich die Erkältung nun so erwischt hat und sich schon ewig hinzieht ist sicher auch dem Ding da oben zu schulden. Streß im Job, die Gedanken bei der OP, lachende strahlende Menschen weit und breit. Das holt einen nicht aus dem Strudel, sondern zieht noch weiter herunter.

    Was du brauchst sind ein paar kleine Erfolgserlebnisse, das der Kopf endlich wieder mit dem Körper im Einklang spielt. Dadurch erledigen sich ein paar Problem von selbst. Die OP ist, hoffentlich, der erste Schritt in die richtige Richtung.

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen das du bald wieder wie ein junges Reh über die Trails dieser Welt hüpfen kannst und diese ganze Kacke endlich vergisst. #allebekloppt steht erst am Anfang. :)

    • Ich weiß es zu schätzen, dass du keine unnötigen warmen Worte verlierst – es geht ja um etwas anderes.

      Auf die Erfolgserlebnisse warte ich auch, wobei die nicht von alleine kommen … manchmal geht es auch um Erwartungskorrektur, aber ständig Erwartungen korrigieren ist auch nicht motivieren.d

      • Oftmals hilft schon darüber zu schreiben (was du getan hast), geht mir zumindest so. Du darfst meinen Kommentar nicht falsch verstehen und ich kann jedes deiner Worte nachvollziehen. Auch wenn meine Verletzung nicht so langwierig ist, ist sie doch immer wieder präsent. Das zerrt an den Nerven und die Grenze zur Frustration ist immer in Sicht. Worte helfen mir in solchen Situationen weniger. Ich muss da erstmal mit mir selbst klar kommen und den Kopf wieder fokussieren.

  3. Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich dir schreibe bzw. hier kommentiere, und das aus einem ganz einfachen Grund: Ich kann jedes Wort nachvollziehen. Die Wut, den Ärger, die Einsicht, die Tatenlosigkeit, die Müdigkeit, die Resignation, die Sache mit dem Gewicht – kommt mir alles bekannt vor.

    Ich mag auch nicht schreiben, dass das alles bestimmt schon wieder wird und nicht so schlimm ist, denn das hast du bestimmt schon vor Monaten gehört, damals vielleicht mit mehr oder weniger Glauben daran.

    Kotz’ dich aus, mach deinem Ärger Luft. Ich wünsche dir nicht ganz uneigennützig, dass die OP hilft, deine Hüftprobleme verschwinden und alles wieder so wird, wie es eigentlich sein sollte. Der Sommer 2017 wird besser …

    Liebe Grüße,
    Markus

    • Danke dir, ich will auch gar nicht über 2017 nachdenken, denn es sind eben mehr Dinge als die OP die Probleme machen, es gehört alles irgendwie zusammen, aber letztlich müssen andere Dinge auch in Bälde geklärt sein, das ich für ich aktuell fast eben so wichtig wie die Leiste.

  4. Verfahrene Situation und irgendwie klingt das für mich mehr als eine kaputte Leiste. Vielleicht hilft es dir, dass mich genau diese Gedanken (ist das Hobby noch das richtige Hobby, lohnt sich der Aufwand noch, ist es Ausgleich oder zusätzlicher Ballast) ebenso plagen, wenn meine Cortisolwerte gefühlt unter die Decke springend ich außer essen und schlafen nichts geregelt kriege.

    Entscheidungen trifft man am besten im vollen Bewusstsein, also gesund und nach der OP. So lang wirst du noch durchhalten müssen. Und dann… wünsche ich dir einfach das Beste.

    Nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch!

    • Kaputt ist aktuell etwas anderes, die Motivation…was natürlich irgendwie dennoch mit der Leiste zusammenhängt.

      Deine Situation ist nicht die erste und endet meistens in der Frage was ich am einfachsten verändern kann und was ich gerne am ehesten verändern würde. Selten ist das gleich, denn die Freizeit ist am einfachsten anzupassen, aber in Wirklichkeit wünsche ich mir die Veränderung im Job.

      Daran denke ich aktuell wieder rum…Mal sehen mit welchem Ergebnis.

  5. Daniel, ich find’s gut, dass Du es so ehrlich aufschreibst. Sportlicher Content hin oder her, ist doch wurscht. Außerdem ist es sportlicher Content, wenn es um Motivation geht. Ich kann mir vorstellen, es sieht so aus als hätten alle anderen mehr Spaß, aber ich glaube, das ist oft eine Sache der Darstellung – ist halt cooler (und einfacher) über einen Tiefpunkt zu schreiben, wenn der schon vorbei ist. „Kopf hoch“ hilft Dir vermutlich gerade nicht – ich wünsche Dir einfach noch viel, viel Geduld! Und klare Gedanken. Und ich würde Dir raten, eins nach dem anderen anzugehen. Aber das wirst Du selbst richtig entscheiden. Bonne courage!

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