Bayreuthblick

Vergänglichkeit

Vergänglicher SommerLang laufen heisst auch lang draußen sein, lang sehen, lang beobachten, lang fühlen und lang denken.

Dank Urlaub und Terminen am Wochenende lag mein langer Lauf heute unter der Woche, gleich früh Morgens sollte es los gehen. Der Wecker klingelte um 6:00 Uhr und eine knappe halbe Stunde später trat ich hinaus an die frische Luft.

Und genau das war sie auch die Luft – frisch. Der Himmel blau aber es war kühl – die Luft war klar. Ein tolles Gefühl, das ich auch letztes Jahr bei meinen Laufanfängen genossen habe. Die Route führte heute einmal um die Stadt, eine Strecke die ich schon öfter gelaufen bin. Nicht unbedingt sehr schön, da viele Straßen zu queren sind, aber … praktisch.

Um 6:45 Uhr am Morgen gibt es in Bayreuth noch nicht all zu viel zu sehen. Vor allem in der Ferienzeit quälen sich noch wenige Menschen zur Arbeit. Vor dem Krankenhaus ist etwas mehr los … Radfahrer eilen mit Jacken zur Arbeit. Die Luft ist etwas feucht und aus den nah gelegenen Wiesen steigt der Nebel empor.

Die Strecke führt von einer Anhöhe in den Bayreuther Talkessel … und dort sieht man es, was sich ankündigt. Dieses besondere Licht, dass nur der Spätsommer zu bieten hat. Eine Sonne die zwar schon relativ hoch am Himmel steht, aber schon nicht mehr die Kraft hat, direkt am Morgen alles zu erwärmen. Dieses Licht scheint gleissend durch den aufsteigenden Nebel und verleiht den Gebäuden, den noch leeren Straßen einen unwirklichen Glanz.

Ich laufe hinunter in die Stadt und fröstele beinahe an den Ampeln – bin froh wieder anlaufen zu dürfen. Kreuze durch Stadtteile, überquere den Main und folge entlang stinkenden Hauptein- und ausfallstraßen meiner Route. Die ersten 10km laufe ich der Sonne, dem Gleißen entgegen. Das Licht verheißt natürlich Vergänglichkeit – die Vergänglichkeit des Sommers. Zusammen mit den andern Boten … den Mähdreschern, den frisch gepflügten Feldern die diesen wahnsinnig intensiven Duft frischer Erde verströmen, die Strohballen überall.

Meine Strecke überquert erst auf einer Brücke die Autobahn – selbst hier ist noch wenig los – und kurz darauf an einer Ampel eine Bundesstraße. Der Verkehr wird stärker, aber ich kann den Abgasen noch entkommen, laufe durch ein Industriegebiet in eine Wohngegend und folge dem Fußweg. Wieder an einem Bach, inzwischen aber ohne Nebelschwaden. Die Sonne lässt jetzt langsam wieder ihre Muskeln spielen… warm wird mir dabei noch lange nicht, aber der unwirkliche Schimmer verschwindet aus der Landschaft. Gleichzeitig fahren immer mehr Leute zur Arbeit … kein Wunder es ist kurz vor Acht.

Ich kreuze eine weitere Bundesstraße, nehme mit viel Schwung eine Steigung und biege auf eine Anhöhe ab, laufe nach oben und stehe genau gegenüber der Anhöhe auf der wir wohnen. Der Blick reicht weit, der klare Himmel und das harte Sonnenlicht heben Details dieser Stadt hervor, die man sonst übersieht. Ich mache kurz Pause – blicke über den Kessel und mache mich auf den Heimweg. Stürze mich den Hügel wieder hinab und umrunde die Universität im HM-Tempo, die Beine fliegen. Trotz 18km bin ich erst 3 Läufern begegnet, in der Nähe der Universität kommen nochmals 2 dazu … auf der Joggerautobahn – einer ehemaligen Bahntrasse – geht es nun aber wirklich nach Hause. Ein letzter Ampelstopp und auf geht’s die letzten 60HM zu erklimmen. Immerhin mit kurzer Pause zum Brötchenholen – die Daheimgebliebenen sind auch schon wach und hungrig… ich trabe mit der Brötchentüte in der Hand locker den Berg hinauf.

22,5km – 190HM … knapp 2 Stunden in der Vergänglichkeit dieses Spätersommertages.

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4 Kommentare

  1. Hallo Daniel,
    da kann ich mich Ariana nur anschließen. Danke! Ein schöner Lauf.
    Morgens laufen ist ja nicht so mein Ding. Mein Biorhythmus ist eher auf den Nachmittag ausgerichtet, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man morgens ganz eigene, besondere Momente erleben darf.
    Liebe Grüße,
    Thomas

    • Am Ende ist es immer das gleiche, wichtig ist das man überhaupt losläuft – egal wann. Die Frühläufe gingen eigentlich ziemlich schnell relativ gut bei mir, vor allem nach dem ich herausgefunden habe was ich brauche und was nicht. Am Tag vorher fast nichts essen geht nicht und ganz ohne irgendwas am Morgen auch nicht.
      Ein halbes Glas O-Saft und ein Kaffee sind die perfekte Mischung … so klappt es bei mir Morgens auch mit dem langen Lauf.

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