Es gibt Dinge im Leben, die kommen immer wieder … und damit meine ich nicht den Briefträger oder einen Bumerang. Ganz speziell meine ich eher Denk- und Verhaltensmuster… diese Dinge, die Big-Data so erfolgreich machen, die große Rechenzentren aus vielen Daten filtrieren und darin das wiederkehrende Muster finden, dass den einzelnen Menschen ausmacht.
Manchmal braucht man dazu aber keine schlauen Algorithmen, da reicht etwas Selbstreflexion aus. Als mir der Begriff Work-Sport-Balance in den Sinn kam, musste ich an einen Blogbeitrag denken, den ich auf meinem Fernstudentenblog geschrieben habe. Damals ging es um die „work-study-life-balance“ … ein noch schlimmeres Wortmonster, als es schon die unsägliche Work-life-balance ist. Als Fernstudent steckt man in einem ganz speziellen Ziele-Mehreck und auch wenn dem so ist, würde kaum ein Fernstudent behaupten, dass ein Fernstudium Hobby oder Freizeitaktivität sei.
Das ist natürlich mit dem Sport anders. Das geht sowohl im Poesiealbum als auch im Lebenslauf (wenn man denn sowas noch reinschreibt) als Hobby durch. Davon mal abgesehen, dass ein Teil der Läufer durchaus ein Hobby pflegen, dass auch einem Zweitjob gleich kommen könnte. Aber in der „normalen Welt“ da draußen, gilt Sport als Hobby. Sogar Ausdauersport gilt als Hobby auch wenn da die Augenbrauen meist etwas gelupft werden.
Ich persönlich empfinde die Work-Life-Balance als Farce. Was ist schon ausbalanciert – einzig auf einem längeren Zeitraum kann so etwas funktionieren. Von Tag zu Tag oder Woche zu Woche geht das nie, da gibt es keine Balance sondern einen fairen Ausgleich. Hinter dem Gedanken steht für mich Gleichmacherei. Dennoch habe ich den Blogbeitrag Work-Sport-Balance getitelt … aber aus einem etwas anderen Grund, als der ursprüngliche Begriff verwendet wird.
Schmunzeln musste ich, weil mir gleich diese Kombination in den Sinn kam. Ganz ohne „life“ … im Gegensatz zum Fernstudium. Dort wünschte ich mir einfach mein Leben zurück, das besetzt war von Nächten am Schreibtisch, Klausuren und Stress. Das alles gibt es nicht mehr, stattdessen laufe ich und habe jetzt auch mit dem Radfahren begonnen – da brauche ich den Begriff „life“ nicht, denn das ist für mich Teil meines Lebens. Auch wenn Familie, Freunde und Bekannte schon hin und wieder die Nase rümpfen und mich für bekloppt halten, irgendwie hab ich den Sport in mein Leben integriert … und meistens sogar recht gut, wie ich finde.
Auch wenn es innerfamiliär hin und wieder Diskussionen gibt und sich gewundert wird, was ich so vorhabe…meistens finden wir einen Konsens. So laufe ich eben unter der Woche meist nach 20:00 Uhr, setze mich mal auf den Rollentrainer im Keller oder laufe meine LaLas Sonntags früh um 7:00 Uhr. Dabei muss die Familie tatsächlich mal auf meine Anwesenheit verzichten.
Nun verbringt man aber die meiste Zeit seines Lebens mit dem Broterwerb – eine Welt, die sich ziemlich verändert hat. Erst kürzlich kümmerte sich mein Arbeitgeber um ein ganzes Seminarpaket zum Thema Gesundheitsmanagement. Ein ganzer Maßnahmenplan wurde da vorgestellt. Dinge, die dazu führen sollen, dass Mitarbeiter seltener krank sind, motivierter und weniger anfällig. Schöne neue Welt!
Aktuell befinde ich mich beruflich in einer ziemlich anstrengenden Projektphase, die sich auch noch zwei mal bis Mitte des Jahres in der Intensität wiederholen wird. Dazu kommen Reisen, Deadlines & Co. … das übliche eben. Eine Situation, in der jeder Arbeitgeber froh ist, wenn alle Projektmitarbeiter fit, konzentriert und motiviert Morgens an die Arbeit gehen.
Anstatt einem Papier auf dem Maßnahmen zum Gesundheitsmanagement stehen, kann man – wie ich – ja auch einfach Sport machen. In der Freizeit… Zeit die ich bei meiner Familie abknapse, die ich manchmal mit schlechtem Gewissen verplane und für die auch hin und wieder mal Dinge umgeplant werden müssen. Eben – wie oben schon beschrieben – reines Privatvergnügen. Allerdings habe ich es in der aktuellen Phase aufgegeben über meinen Sport im Job zu reden, denn so privat scheint das Privatleben doch nicht mehr zu sein.
Jetzt kann man fragen … was ist schon privat, wenn man es in ein Blog tippt. Ja klar – so ist das auch nicht gemeint. Privat steht in der Wortherkunft auch für „getrennt“. Das gefällt mir, habe ich doch selbst jahrelang strikt Job und Privatleben getrennt… eine harte Übung aber zu 90% bleibt die Arbeit im Büro. Umgekehrt ist es natürlich nicht immer so… und so kam es, dass ich mal wieder über meine Marathon-Pläne gesprochen habe und prompt einen spitzen Kommentar kassiert habe, ob das denn wirklich sein müsse… und ob das denn mit dem Projekt vereinbar wäre.
Selbstverständlich war meine Antwort ein ganz klares „ja!“ … wobei ich wohl besser gesagt hätte „geht Sie nix an“. Darum auch die Work-Sport-Balance. In solchen Situationen, in denen man viel arbeiten muss, in denen man die Familie sowieso schon wenig sieht sind auch die Zeiten in denen man runter kommen kann, entspannen kann rar. In solchen Situationen ist der regelmässige Sport auch ein Regulator, Stressabbauer, Gedankenlöscher … letztlich impliziert diese Frage ja auch, dass es in stressigen Zeiten besser sei, sich Abends auf die Couch zu setzen und auf den nächsten Arbeitstag zu warten, anstatt etwas für Körper zu Geist zu tun. Das wirft ein zwiespältiges Bild darauf, was ein Arbeitnehmer so tun sollte.
Auch wenn mich das Thema beschäftigt (immerhin sind es fast 1000 Worte dazu geworden), lasse ich mir meine Freizeit nicht vermiesen. Ausmachen muss man so etwas mit seiner Familie und nicht mit dem Chef. Niemand käme auf die Idee einem Sammler zu bitten, seine Sammlung ruhen zu lassen um ein Projekt abzuschließen; eine Hobbykoch dazu anzuregen in schwierigen Phasen nur einfache Gerichte zu kochen oder einen Laienschauspieler erst mal nur als Komparse weiterzumachen… aber 60-70km in der Woche zu laufen könnte geschäftlichen Erfolg gefährden? Nö … Work-Sport-Balance ist wichtig … und sorgt für mehr innere Balance.
Das ist ja interessant – einerseits versucht die Firma Massnahmen zu ergreifen, damit die Arbeitnehmer gesünder werden und andererseits versucht sie dich vom Training abzuhalten? Irgendwie schizophren… Zum Glück hast Du eine gute Lösung gefunden – ich halte es auch oft so, dass ich nicht allzu viel privates erzähle ;-)
Liebe Grüsse
Ariana
Nun gut, man darf natürlich nicht alle in eine Topf werfen. Das war die Aussage eines Menschen … geärgert hat es mich dennoch. ;-)
Das ist meine größte Herausforderung die Arbeit mit dem Sport zu vereinen (wenn man bedenkt, dass die Familie sowieso immer die Nummer 1 ist).
Aber im Büro ist mir das noch nie negativ ausgelegt worden.
Gut so. :)
Hi Daniel,
sehr schöner Blog über den Laufsport. Respekt an deine Leistung ;) .
Deine Seite gefällt uns allen sehr gut.
Bleib dran und informier uns alle hier schön weiter, wie dein Training etc. abläuft.
Schau bei Gelgenheit doch mal in unseren Blog, wenn du Abwechslung suchst (www.triathlonfreunde.wordpress.com). :)
Sportliche Grüße aus dem Ruhrgebiet
Sven,Karl&Marco
Vielen Dank! Ihr habt es schon mal in meinen Reader geschafft – Abwechslung fehlt mir zwar aktuell nicht, aber ein diese irren Triathlethen :D verfolge ich schon immer mit Interesse. Auch wenn ich so gar nicht schwimmen kann, bin ich mit meinem Rad ja dem Triathlon jetzt schon mal 30% näher… mal sehen was ich dazu bei euch lernen kann ;-)