Kennt eigentlich noch jemand Inspektor-Gadget? Diesen Cyborg-Typen, der aus Armen, Beinen, Hüten und sonstigen Teilen seines Körpers die neuesten Apparaturen ausfahren konnte um Bösewichte zu schnappen? Wie im richtigen Leben auch, hat ihm natürlich seine Maschinerie hin und wieder auch mal einen Streich gespielt. Gerade heutzutage sind wir aber näher am Inspektor dran als man das in den 80er Jahren (als die Serie produziert wurde) denken konnte. Wenn man kein Cyborg sondern ein Läufer ist, aber wie Inspektor Gadget aussieht leidet man vielleicht schon an akuter Gadgeteritis.
Typfrage Gadget-Freak
Erst in der letzten Runner’s World gab es wieder so einen Beitrag, der mir alle Nackenhaare aufstellte. Es wurden (sicherlich/hoffentlich ironisch gemeint) Schubladen geöffnet um die große und bunte Läuferschaar in 4 Schubladen zu quetschen. Neben den Puristen (ich nenne sie auch gerne die „Läufer der reinen Lehre“), die gerade mal Funktionsbekleidung und eine einfache Stoppuhr benötigen, ging es um Ökofreaks und auch um den „Digital Native“ unter den Läufern. Gerade diese Gruppe ist ja prädestiniert für viele viele Zubehörteile, die vor allem gerne mit Strom betrieben werden.
Aber sind wir mal ehrlich, auch wer ohne iPod, Smartphone, GPS-Uhr und ähnlichem läuft ist vor der Gadgeteritis nicht sicher. Ich denke da an: Kompressionsshirts, -tights, -socken, Laufhandschuhe, Laufwesten, lang- mittel und kurzärmelige Shirts, Buffs, Regenjacken, Softshelljacken, Windbreaker, Kappen, Visiere, Einlagen, Schweissbänder, Gürteltaschen, Laufrucksäcke, Trinkrucksäcke, Trialrucksäcke, Trialstöcke, Energieriegel aller Art, Stirnlampen, Leuchtwesten, Schnellverschluss-Schnürsenkel, Spikes für den Winter, Startnummernbänder, Startnummernbefestigungsmagnete, Sporttaschen … und dabei ist ja das Hauptspielzeug des Läufers – der Schuh – noch nicht berücksichtigt.
Mein Kontra-Gadget Standpunkt
Gadgets werden mit Spielzeug übersetzt. Welcher erwachsene Mensch braucht Spielzeug. Die Wahrscheinlichkeit das ein hippes Produkt nach wenigen Wochen im Schrank verschwindet und dann nur noch als teurer Staubfänger agiert ist hoch. Solche Dinge belasten … alles was man besitzt oder nicht nutzt, ist meiner Meinung nach nicht notwendig.
Zudem sind einige Zubehörteile auch ersetzbar oder lassen sich zusammenfassen. Die Industrie will uns natürlich einreden, dass ich super-individuell ausgerüstet sein muss, aber mehrere Rucksäcke oder mehrere Uhren, mehrere XYZ braucht man selten. Dafür muß man eben bereit sein einen Kompromiss einzugehen … und Kompromisse sind das schlimmste für Gadgetfetischisten. Wer bereit ist einen Kompromiss in Kauf zu nehmen wird meist um den Kauf des neusten GPS-Uhren-Modells herumkommen oder läuft seinen Schuh noch ein paar Kilometer weiter anstatt das Schuhregal schon wieder erweitern zu müssen.
Letztlich sind die Geek-Spielsachen teilweise auch nicht ganz unbeteiligt, dass man Dinge wie Bauchgefühl oder Hirn an kleine piepsende Geräte auslagert. Ist die Batterie mal leer oder der Einsatz (im Wettkampf) nicht sinnvoll steht man plötzlich ohne kleine Helferlein da.
Mein Pro-Gadget Standpunkt
Aber… sind wir doch mal ehrlich, wer sein Hobby mag ist dafür bereit auch etwas zu investieren. Laufen ist und bleibt im Vergleich mit anderen Dingen günstig. OK – Äpfel mit Birnen zu vergleichen wäre sinnlos, mag der eine oder andere jetzt denken. Aber Oldtimer sammeln und Laufen können beides Hobbies sein. Selbst im Sportbereich ist Laufen beinahe ein Schnäppchen. Ich denke da nur an die Kollegen im Radsport oder… noch extremer… im Triathlohn. Dort verdreifacht sich beinahe alles was oben aufgeführt ist, zudem kommen noch besonders teure Teilchen dazu.
Also – warum nicht, wenn es Spaß macht, wenn man Verwendung dafür hat. Spaß machen heisst, es belastet nicht. Wir befinden uns im eBay-Zeitalter – was man nicht braucht oder nicht mehr verwendet kann man verkaufen, also kann man ruhige auch einmal öfter zuschlagen wenn man Lust auf ein bestimmtes Zubehörteil hat.
Sinnvoll ist es vielleicht auch, nicht alles sofort per Onlineshopping zu kaufen sondern einfach mal eine Nacht darüber zu schlafen. Es gibt für jemand der regelmässig und länger als ein paar Monate läuft wenige Dinge die man sofort haben muss. Wenn die erste Gier verschwunden ist und die Vernunft einkehrt muss man vielleicht auch nicht so schnell ein extra Zimmer für seine Laufsachen einrichten.
Simplify your Laufsachen
Als einer dieser Digital Natives und bekennender Neugieriger nutze ich natürlich gerne neues und probiere es auch aus, deswegen wird man von mir auch kein Pamphlet über den Overkill im Läuferbereich hören. Denn auch wenn man verschiedene Sachen hat, muss man ja nicht alles herumschleppen.
Ich persönlich überlege mir schon genau was ich mitnehme und auch wenn etwas nicht das ist, was ich mir erwarte geht es wieder in den Verkauf. Auch bei einem Update (neues Telefon, neuer Rechner, neue GPS-Uhr) geht das alte Teil in den Verkauf. Jemand anders freut sich über ein Schnäppchen und ich finanziere damit das neue Spielzeug zum Teil mit.
Wie handhabt Ihr das – Purist oder Zubehör-Freak? Gadget-Sammler oder eBay-Verhökerer? Sparfuchs oder Geldschleuder?
Ich habe nur relativ wenige Gadgets im Laufbereich – aber um diejenigen, die ich habe, bin ich wirklich jedes Mal wieder froh. Wie oft hat mich mein Trinkrucksack schon auf einer langen Strecke gerettet (oder der Riegel darin) und ich bin jedes Mal überzeugt, dass ich es ohne ihn nicht schaffen würde. Meine Uhr verwende ich täglich und ich liebe es total, die Auswertungen anzusehen. Und die Laufkleider – ich ging erst kürzlich wieder mit einem „normalen“ Sportshirt laufen – leider ist dieses die ganze Zeit hochgerutscht und ich war daher nach 3km wieder entnervt zu Hause – auch da lohnen sich die „Gadgets“. Mehr habe ich im Laufbereich nicht.
Liebe Grüsse
Ariana
PS: In anderen Sportbereichen habe ich unglaublich viele Dinge – die ich manchmal auch viel zu selten brauche :-p Aber Du hast ja nach dem Laufen gefragt :-D
Als würde das einen Unterschied machen Ariana ;-) … aber wie schon oben geschrieben, wer sein Hobby mag, sammelt eben auch Dinge drumherum an.
Hallo Daniel,
ich rechne mich in der sicherlich (hoffentlich) nicht ernst gemeinten Kolumne der RW eher dem Konservativen Typen zu. Dementsprechend im Rahmen halten sich auch meine Lauf-Gadgets. Wobei ich zugeben muss: ohne meinen Garmin FR läuft nix. Und ich schon gar nicht. ;-)
Aber sonst bin ich da sehr zurückhaltend! :-)
Was mir in der letzten RW sehr gut gefallen hat, war die Kolumne von Frau Schmitt. Die passt auch zu Deinem Statement zum Kauf- bzw. Sammelverhalten. Erst denken, wenn dann immer noch nötig – dann kaufen und Überflüssiges gerne weiterverwerten (verkaufen oder sinnvoll restverwerten). Und gut überlegen ob man wirklich das zweite dritte vierte Gimmick braucht. So wie Du schreibst habe ich das Gefühl, dass Du den Schritt vom VER- zum GE-braucher bereits hinter dir hast. :-)
Viele Grüße,
Thomas
Hi Thomas,
ja eindeutig – ich habe auch meinen Urlaub in den letzten 2 Wochen genutzt alles was 1 Jahr lang nicht benutzt wurde bei eBay zu verticken. Das ist auch indirekt der Grund, warum ich jetzt den Beitrag geschrieben habe – somit wird Platz im Regal zu Geld auf dem Konto … und schon lockt eben wieder das nächste Gadget … ganz konkret eigentlich eine Laufuhr die auch navigiert. Mal sehen, wie es hier mit mir weiter geht :-)
VG
Daniel
Also ich brauche zumindest für jeden Lauf mein Handy. Einfach zur Sicherheit, nicht, um damit zwangsläufig zu telefonieren oder Musik zu hören.
Ansonsten habe ich gern meine Laufuhr mit. Einfach weil ich die Statistik liebe.
Ich glaube beim Telefon sind selbst die Puristen nicht mehr so sicher, ob es etwas neumodisches ist. Es gibt auch genug Leute die ein kleines billiges Prepaid haben um es gut transportieren zu können. Ich nehme meines allerdings auch nur mit, wenn es weiter oder in den Wald geht.
Die Laufuhr hingegen … ja an die gewöhnt man sich einfach sehr schnell ;-)
Viele Grüße
Daniel