Blog Schreiben

Was ich schreibe, wenn ich ein Laufblog schreibe

Laufblog

alle schreiben über das Laufen – aber nicht nur das Medium unterscheidet sich

Ein Artikel in einem Laufblog über Laufblogs… das klingt redundant, nicht wahr? Aber wo soll denn sonst so ein Artikel erscheinen? Nun gut – eine Möglichkeit wäre die Buchform. Denn dort habe ich mir schließlich auch den schönen Titel geborgt. Im Original heißt er Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede von Haruki Murakami. Bei Amazon selbst taucht das relativ dünne Werk zwischen den Dicken Wälzern der „großen“ Lauf- und Trainingsbücher auf … allerdings ist es eben ganz anders als die Trainingsratgeber. Ein anderes Buch wiederum hat den entgegengesetzten Weg genommen. Der Jubiläumsbecher in der Busspur wiederum ist ein ehemaliges Laufblog, dass inzwischen in Buchform gegossen wurde. Wie man sieht ein breites Spektrum. Der Literat der über seine Beweggründe und Gedanken beim Laufen schreibt und die Laufbloggerin aus der Volkslaufszene die Ihre recht amüsanten Blogs sogar in Buchform verlegt hat.

Literat vs. Sportler vs. Stiftung Warentest

Wäre Google eine sinnvolle Quelle könnte man davon ausgehen, dass die ca. 202.000 Suchergebnisse zum Begriff „Laufblog“ etwas aussagen. Wenn man sich in der Suchergebnisliste etwas nach hinten bewegt sieht man aber vor allem eins: die Vergangenheit. spärlich gefüllte Blogs oder welche die seit 2-3 Jahren nicht mehr aktualisiert wurden.

Ich möchte jetzt nicht nachzählen, weil man unter diesem Begriff auch nicht alles findet, was ich in diese Blogkategorie einordnen würde. Aber ich behaupte einfach mal, dass die Bloggerszene der Läufer und Lauf-ähnlichen im deutschsprachigen Raum überschaubar ist. Zu finden sind Gedankenschnipsel, Laufberichte, Infos über Trainingseinheiten, Produkttests, Wettkampfberichte und hin und wieder auch „Off-Track“ Beiträge.

Meine Blog-Vergangenheit unterscheidet sich doch ziemlich von dieser Art zu bloggen. Im Fernstudium gibt es vor allem – weil der Fernstudent wenig Zeit zum konsumieren hat und es wenig relevante Produkte gibt – keine Produkttests. Das ist der große Unterschied, somit hat die ganze Szene einen deutlich weniger kommerziellen Anstrich. Zum anderen ist der handelsübliche Fernstudent meistens damit beschäftigt seine „Freizeitbeschäftigung“ mit Job und Familie in Einklang zu bringen … also meistens wird gejammert, geplant, verschoben, getrickst und wenig geschlafen. Hier fließt meist sehr viel privates mit ein.

Hier scheint mir die Laufblogger-Szene ganz anders zu sein. Hier ist man meist sehr klar getrennt, sehr fokussiert auf den eigenen Sport und wird eher dann persönlich wenn es um Verletzungen und ähnliches geht. Wenn ich mich so durch die bekannten Blogs lese, entsteht vor meinem inneren Auge meist nur ein Läufer-Avatar, während ich bei den Fernstudenten stets das Gefühl hatte, dass da die komplette Person bloggt. Aber ich will auch nicht verallgemeinern.

Was sind die Erwartungen an ein Laufblog?

Da sind die Beweggründe vielfältig. Ich denke, ein Laufblog ist eher nichts für Laufanfänger … so ging es mir nämlich – wer die Suchmaschine bemüht findet immerhin Blogs von routinierten Läufern die Distanzen und Tempi abspulen die den ein oder andere Anfänger demotivieren könnten. Andererseits trifft man fast immer auf ein einschlägiges Blog, wenn man nach einem Laufsportartikel sucht – ob Laufschuh, Pulsuhr oder Kompressionsstrumpf … irgendjemand hat bereits Erfahrungen damit gesammelt, schön ist es natürlich wenn diese auch differenziert dargebracht sind.

Ein weiterer Punkt, über den ich mich immer sehr freue, sind Berichte zu Laufwettkämpfen. Ich selbst bemühe mich auch etwas rund um die Laufveranstaltung zu schreiben, nicht nur mein eigener Lauf sondern auch die Organisation, Strecke usw. zu beleuchten. Immerhin kann man sich so ggf. besser vorbereiten oder meldet sich bei leichten Zweifeln bei klaren Argumenten mal eher bei einem Volkslauf an.

Ansonsten kann man natürlich – und das gilt wiederum für eine Vielzahl an Blogs – mitfiebern, sich identifizieren oder sich reiben … Probleme nachvollziehen oder aus Problemen anderer lernen, Tipps abgreifen sich mitfreuen oder vielleicht Schadenfroh sein. Wer aber kein reines Lauftagebuch führt investiert die Zeit, die so ein Blog braucht unter anderem auch darin relevant zu sein und relevant heißt in diesem Fall ganz klar nützlich. Wer nur seine Lauf- und Trainingsberichte ins Blog tippt wird von den Bekannten der Laufgruppe gelesen, wer nur oberflächliche Produkttest abliefert ist vielleicht bei Suchmaschinen gut gerankt wird aber ggf. nicht ernst genommen.

Und was schreibe ich jetzt nun?

Blog SchreibenJa ganz anders bin weder ich noch mein Blog, aber so ein wenig stehe ich wohl zwischen den beiden Blog-Welten. Ich schreibe einfach auch gerne über meine Gedanken – hier geht es auch manchmal um die Meta-Ebene des Laufens, manchmal muss ich eine kleine Provokation loswerden und manchmal möchte ich einfach nur die Eindrücke meiner Läufe schildern.

Und dann sind wir wieder da wo Haruki Murakami mit seinem Buch ist. Ich wie er schreiben gerne auch über die Empfindungen und über das Laufen an und für sich – nicht immer über das Laufen direkt. Wäre er kein Schriftsteller hätte er ein Laufblog schreiben müssen, niemand sonst hätte ihm dieses Büchlein verlegt. Wer läuft denkt gern darüber nach und findet sich auch in dem Buch wieder – es ist ein gedrucktes Laufblog. Andererseits ist das tatsächlich gedruckte Laufblog von Heidi Schmitt wiederum kein typisches Blog sondern passt – so wie es ist – in die Buchform. Unterhaltsam … im Gegensatz zu vielen (und auch diesem Blog)… auch für Nichtläufer und entlarvend für Läufer.

Irgendwo im Laufblogger-Universum ist also diese kleine Lücke, in der ich hin und wieder auch mal meine Meinung zu einem Produkt darbiete, in dem ich versuche mit zunehmender Lauferfahrung meine Eindrücke als Spät-Laufanfänger im Kopf zu behalten und in dem ich über die paar Wettkämpfe schreibe die ich so absolviere. Aber hauptsächlich blogge ich gerne weil ich gerne blogge – und am liebsten natürlich über ein Thema, das mir Spaß macht … und so kam und komme ich zum Laufblog… und so kommt es auch, dass vielleicht nicht immer alles ganz relevant zum Laufsport ist, aber für mich irgendwie mit meiner Lauferei zusammen hängt.

Wie beim Laufen … immer weiter und weiter

Und das schöne ist, mit dem „Konzept“ geht mir sicher nicht so schnell der Schreibstoff aus … denn – wie man sieht – kann man auch prima übers Blogschreiben ein Blog schreiben :-) … bleibt nur zu hoffen, dass euch da draußen an den Endgeräten hin und wieder auch die ganze Schreiberei gefällt.

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6 Kommentare

  1. Hallo Daniel,
    guter Artikel den Du da geschrieben hast. Ich denke die Mischung aus einzelnen Themen macht einen Blog interessant. Da ist es egal ob ein Laufblog, ein technischer Blog oder von mir aus auch ein Kochblog. Die Laufblogszene in Deutschland ist tatsächlich überschaubar, wenige die über Jahre wirklich aktiv bleiben. Aber dies gilt meines erachtens auch für andere Themengebiete. Ich denke in der deutschen Blogszene wäre viel mehr möglich, aber teilweise stehen wir uns da auch selbst im Weg :-)

    • Hallo Heiko,
      ja, genau da triffst Du den Punkt. Blogs die sich nur mit einer Sicht der Dinge beschäftigen haben natürlich einen kleineren Reiz, weil wir als Blogleser schließlich auch unterschiedliche Meinungen und Ansichten haben.
      Wie wir Laufblogger zu anderen Blogbereichen stehen kann ich gar nicht wirklich abschätzen, da ich neben Fernstudien- und Laufbloggs tatsächlich kein anderes Blog regelmässig lese, sondern maximal wenn ich etwas finde.
      Was mir dort aufgefallen ist, sind aber viele Blogs deren Hauptzweck dann wirklich nur die Produktrezension ist … und so etwas möchte eigentlich keiner regelmässig lesen.
      VG
      Daniel

  2. Ein sehr interessanter Artikel. Ich sehe das wie Heiko – wenn ich die deutschsprachige mit der englischsprachigen Bloglandschaft vergleiche, sind wir noch einige Schritte zurück. Für mich persönlich sind Blogs im Gegensatz zu einem Buch so toll, da man direkt mit seinen Lesern in Kontakt steht. Man erhält Rückmeldungen, kann sich austauschen, gewinnt neue Freunde… Produkterezensionen mag ich nur, wenn sie wirklich gut und informativ geschrieben sind oder direkt ein Produkt betreffen, welches mich auch einmal interessieren könnte…
    Liebe Grüsse
    Ariana

    • Da hast Du Recht Ariana, allerdings ist die Reichweite von „Fach-„blogs meist auch auf Fachleute beschränkt, das Buch von Heidi Schmitt wird wiederum sicher auch von Leuten gelesen die wenige euphorisch dem Laufsport gegenüberstehen wie wir.
      Das war schon bei meinem alten Blog immer ein Ziel – ein wenig Werbung für Aussenstehende baue ich bewusst oder unterbewusst immer ein, aber eben ohne zu missionieren. Wenn jemand der mit einem Fernstudium anfangen wollte und mein Blog fand, sollte er das Gefühl bekommen, dass es machbar ist … genau das wünsche ich mir natürlich auch für die Laufbloglandschaft. Allerdings – so meine Beobachtung – treffen viele willige Anfänger wohl eher auf Foren.

      Man entwickelt sich eben schnell weiter beim Laufen und irgendwann ist die Lücke zwischen dem absoluten Anfänger und dem Blogschreiber vllt. schon zu groß.

      VG
      Daniel

  3. Hallo
    Super geschrieben!!! Was mich aber stört, ist der grammatikalische Fehler im Titel:-(. Was ich schreibe, wenn ich EINEN Laufblog schreibe;-).
    Lieber Gruss

    • Hi,
      danke für Dein Lob – über den „Fehler“ habe ich glaube ich schon in meinem alten Blog mit dem ein oder anderen diskutiert, aber der Duden gibt beiden recht, es gilt sowohl der Blog als auch das Blog. Das haben wir eben jetzt von den eingedeutschten Wörtern – da muss man sich bei der Artikelwahl auf die Allgemeinheit verlassen ;-)

      VG
      Daniel

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