Salamitaktik, die (umgangssprachlich) – Ziele durch kleinere Forderungen und entsprechende Zugeständnisse von der Gegenseite zu erreichen zu suchen. Ehrlich gesagt hätte ich nicht erwartet so eine schöne Definition im Duden zu finden, aber dennoch alles treffend formuliert.
Was hat aber die Salami mit dem Läufer zu tun… oder noch genauer mit dessen Knie? Ganz einfach – wenn der Läufer eine Sehnenansatzreizung am Knie hat, muss er sich damit abfinden, dass „schnell mal“ leider nicht drin ist. Man muss Geduld mitbringen, aber darf glücklicherweise dennoch laufen.
Die „Gegenseite“ ist also in dem Sinne die Quadrizeps-Sehne, die aktuell etwas gereizt ist. Ich bin ja selbst auch manchmal gereizt … meistens hilft mir dann Laufen zu gehen. Das habe ich wohl mit meiner Sehne gemeinsam. Der Tipp des Arztes wieder zu Laufen und nicht mehr zu pausieren hat spürbaren Erfolg. Einen Tag nach jeder Laufeinheit spüre ich eine deutliche Verbesserung. Ich mache meinem Knie also Zugeständnisse … ich laufe weniger.
Ich habe mich für eine 5,3km lange Stadtrunde entschieden die durchgängig beleuchtet ist. Darin versteckt sind 74 Höhenmeter die innerhalb von knapp 700 Metern überwunden werden wollen. Bergauf hat nicht nur das Knie weniger Belastung, sondern ich kann für mein Gewissen auch auf dieser kurzen Strecke noch einen Trainingseffekt verzeichnen. Hügellaufen ist ja gerade in der Off-Season eine interessante Einheit.
Die Salamitaktik funktioniert, die Zugeständnisse sind OK für mich (ich will es ja auch nicht übertreiben – wenn ich das Thema bis Ende Januar nicht vollständig los bin, war’s das mit dem Hamburg Marathon) und das Ergebnis stellt mich zufrieden.
Letztlich habe ich mich auch damit abgefunden. Letzte Woche lief ich 1,5 Stunden – vor etwas mehr als einem Monat noch 6,5 Stunden. Die 5 Stunden Differenz schlagen sich auch in einem fetten Kaloriendefizit nieder. Nicht nur meine Gewichtskurve in meinen Aufzeichnungen ist spürbar … auch unter dem T-Shirt zeichnet sich eine etwas handfestere Gewichtskurve ab. Im Job ist es aktuell stressig und im Büro stehen an allen Ecken und Enden Lebkuchen und Plätzchen. Diese geballte Zufuhr an unnötigen kcal gebündelt mit ca. 3tsd kcal weniger Verbrauch pro Woche macht es natürlich aus.
Irgendwie ist es schon erstaunlich, was der Sport für ein regulierender Faktor sein kann – denn wenn ich laufe, esse ich selten so viel. Auch wenn ich dann mehr Hunger habe, meldet mir der Körper Hunger nach „richtigem“ Essen … während mir der Stress im Job aktuell nur Bedarf nach kurzfristiger Lustbefriedigung meldet … wobei so ein Lebkuchen dabei selten allein bleibt.
Darum soll auch ein weiteres sportliches Standbein her. Das Kraft- und Stabilisationstraining läuft aktuell mittelprächtig, aber es läuft. Passend zu meinen Überlegungen habe ich folgenden Tweet zu einer Studie entdeckt:
…weiterhin: „(…) increased mean session distance and increased weekly volume of other sports were associated with lower [injury] risk. (…)“
— Dominik Briselat (@DominikBriselat) 6. Dezember 2013
Ob nun repräsentativ oder nicht, aber die Radfahrerei im Sommer hat mir tatsächlich gut getan. Teilweise bin ich mit schweren Beinen am Morgen aufs Rad ins Büro gestiegen und mit lockeren Beinen wieder nach Hause. Darum mache ich mir gezielt Gedanken eine alternative Einheit mit aufzunehmen. Aktuell würde ggf. auch noch Langlaufen gehen, aber so Schneesicher ist Oberfranken nicht mehr, dass sich hier größere Investitionen lohnen würden.
Unter dem Strich hat also auch das Knieproblem etwas Gutes. Wieder etwas gelernt … manchmal geht es wohl nicht einfach auf die lockere Tour … klar, weil man Probleme eben erst angeht, wenn man sie nicht mehr ignorieren kann. Dafür habe ich aber jetzt für das ein oder andere Problem das passende Werkzeug in meinem Werkzeugkoffer… die Salamitaktik.