Dresden Morgenpost Marathon – Halbmarathon 2014

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt! Dieses chinesische Zitat ging mir heute auf der Heimfahrt vom Dresden Marathon mehrmals durch den Kopf. Dieser erste Schritt vor nicht mal 2,5 Jahren, den ich  damals mit neu gekauften Laufschuhen ist noch fast greifbar – und jetzt, hier und heute… das!

Mir war nicht wirklich klar, was ich da getan habe als ich den „Heißen Herbst“ ausgerufen habe – eine bunte Mischung an Wettkampfteilnahmen für deren ordentliche Vorbereitung nicht wirklich Zeit war. Aber Ausdauersport leben eben von der Ausdauer, die trainiert man vielseitig und so erreichte ich erst den erfolgreichen Radmarathon und dann den tollen Maintal Trail. Beides Dinge, die ich so noch nie gemacht hab und vor allem genießen wollte. Das dritte Ziel im Bunde sah aber anders aus, es sollte eine neue Bestzeit für den Halbmarathon her. Eine 1:44:59 sollte es werden – eine Bestzeit, die bisher bei 1:46:58 liegt soll geknackt werden und zwar beim Dresden Marathon. Je näher das ganze kam, desto mehr packte mich der Ehrgeiz und ich wollte statt der Sub1:45 irgendwann die 99 Minuten knacken, was ich als Projekt #DD99 in alle verfügbaren sozialen Medien getippt habe!

Dresden Marathon 2014 – Halbmarathon

Dresden Marathon, Halbmarathon, Ampelmädchen, Dresden

eine Stadt in der selbst die Ampelmädchen laufen… muss die perfekte Läuferstadt sein

Im März diesen Jahres reiste ich für eine Nacht mit meiner Frau nach Dresden, wir machten uns einen tollen Tag in der Stadt und am nächsten Tag knallte ich eine neue 10er Bestzeit beim Dresden Citylauf raus. Dresden … ein gutes Pflaster?

Ein weiterer Grund für den Dresden Marathon war aber auch der Zeitpunkt, denn ich wollte einen größeren Halbmarathon nach meinen beiden anderen Highlights – da passte der Lauf Mitte Oktober ziemlich gut hinein.

Zudem gab es eine Strecke mit einer Runde – etwas das ich nicht als oberste Priorität ansehe, aber auch nicht zu verachten ist. Dazu natürlich noch der gemeinsame Start von Marathon und Halbmarathon und damit viele Läufer auf der Strecke mit verschiedenen Paces, sowie Pacer für die wichtigsten Marathonzeiten.

Motel One, Dresden, Am Zwinger, Fernseher, Dresden Marathon, Halbmarathon

Entspannung vor dem Lauf ist auch nicht zu verachten

Davon abgesehen, mag ich Dresden einfach sehr. Nach Hamburg meine zweitliebste Großstadt und dazu in nicht mal zwei Stunden (wenn man etwas zügiger fährt) von zu Hause entfernt. Das Package war also perfekt. Zusätzlich haben wir uns kurzfristig noch überlegt diesmal einen weiteren Tag dran zu hängen und dem Sohn auch einen Urlaub bei den Großeltern zu gönnen.

Was kann es da besser geben als den Dresden Marathon, am dritten Oktoberwochenende, mit relativ konstantem Wetter. Ab nach Elbflorenz!

Das Drumherum

Gleichzeitig ist meine Teilnahme am Dresden Marathon auch meine Premiere bei so einem großen Stadtlauf. Insgesamt gingen 9.000 Starter in 4,2km, 10km, HM und Marathon an den Start – und das natürlich vor einer wahnsinnigen Kulisse.

Marathonmesse, Messe, Dresden Convention Center

sogar mit echter Marathonmesse – für so ein Lauf-Landei wie mich: WOW!

Ein Lauf, auf dem es sogar eine richtige Marathonmesse gibt. Alles ein bisschen größer. Insgesamt 10 Samba-Combos auf der Strecke, da es für die Marathonis zweimal eine Runde gab, also fast alle 2,5km. Dazu natürlich – wie man es von so einer Großstadt erwartet – richtig viele Zuschauer (also wenigstens auf der ersten Runde).

Die Anreise lasse ich mal weg, wir reden hier von einer großen Stadt mit mehreren Autobahnen, einem Flughafen und mehreren Fernzugverbindungen … von Fernbussen ganz zu schweigen. Wer nicht nach Dresden kommt, dem ist nicht zu helfen.

Mit den Hotels sah es im Juli noch ganz gut aus. Wie schon im März auch übernachteten wir im Motel One – generell für Läufer fast immer eine gute Wahl. Dennoch … wir haben uns erst zwei Wochen vorher entschlossen eine Nacht mehr zu bleiben, da zeigte sich schnell, dass fast ganz Dresden an dem Wochenende ausgebucht war, ging aber zum Glück noch gut aus!

Die Kosten liegen auch im Rahmen. Als ich mich angemeldet hab, fielen 40,00 EUR Meldegebühr an – Chip kommt natürlich bei Bedarf noch oben drauf. Dafür gab es im Starterbeutel nicht wirklich viel. Eine Kautablette mit Zink, ein mini Duschgel, viel Werbung und ein Pasta-Gutschein (4 EUR Gegenwert). Dafür kann man mit der Startnummer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, hat auf der HM-Strecke 4 Verpflegungsstellen und ausreichend Nachzielverpflegung.

Wermutstropfen? Klar, ich finde immer was zu mäkeln. Die Duschen waren nicht im Zielbereich und die Block-Einteilung habe ich nicht verstanden. Habe mich für 1:45 angemeldet – der 3:30 Pacer stand in Block B, ich war aber Block C. Zum Glück konnte ich etwas aufrücken, als die Blockaufteilung aufgelöst wurde. Ansonsten ein wirklich toll organisierter Lauf, der natürlich sehr stark von der Kulissen profitiert!

Mein Dresden Halbmarathon 2014 – erster Akt: der Tag zuvor

dresden_martathon-2
Was kann es bessere geben, als ein Hotel mit einem Motto auf dem Dach. Auf jeden Fall ist etwas wahres dran, natürlich nur wenn es funktioniert. Gleich nebenan spielte nämlich das Sächsische Staatstheater eine Komödie mit dem bezeichnenden Namen „Der Selbstmörder„. Dennoch habe ich mir als Motto des Wochenendes, eher den obigen Spruch ausgeguckt.

Nach Anreise und Sightseeing gab es Freitags nicht mehr viel zu erleben. Ich bin mehr oder weniger platt ins Bett gefallen und habe Energien für den Halbmarathon gesammelt. Am nächsten Morgen ging es dann auch auf die Messe – den Startbeutel abholen. Natürlich nicht um den obligatorischen kurzen Lauf am Wettkampfvortag zu absolvieren. 1-2km in 5:30er Tempo schreibt Greif in den Plan. Soll er haben … raus aus dem Hotel, einmal durch den Zwinger und runter an die Elbe. Überall Läufer, alle Grüßen … tolle Sache! Leider habe ich kein Handy und keine Kamera dabei. Die ganzen Sehenswürdigkeiten fast Menschenleer!

Am Ende der gut 4km reift in mir und meiner linken Hüfte die Erkenntnis, dass die Asics Gel-Lyte 33-3 irgendwie aktuell nicht das sind, was ich vertrage. Auf 10km leisteten Sie und deren Vorgänger stets gute Dienste, aber es fühlte sich leider alles nicht so gut an.

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don’t try this at home – nagelneue Schuhe 0km gelaufen für einen Wettkampf

Nach dem Frühstück ging es dann aber sowieso zur Laufmesse – Unterlagen holen, etwas gucken. Je länger ich um die Laufschuhe schlich, desto mehr war ich überzeugt, dass ich lieber ein Risiko mehr eingehe und neue kaufe, anstatt mit den Asics zu laufen.

Nachdem ich zwei Schuhe anprobiert habe, schnappe ich mir ein paar Addidas Energy Boost 2 – ich ziehe den Schuh an und habe das Gefühl, schon immer so einen Schuh getragen zu haben. Das reicht mir – er fühlt sich super an, sitzt und ist nicht so weich und flexibel wie der Asics Schuh. Natürlich war mir bewusst, dass ich gerade gegen eine der Top-Regeln zum Thema Wettkampfschuhe verstoßen habe, aber das Bauchgefühl sollte man nie außen vor lassen.

Nur – mal ehrlich – wenn alles glatt liefe, hätte man hinterher null ausreden, keine Möglichkeit den schuldigen zu finden. Langweilig! Damit es mit den 1.001 Fehlern im Ausdauersport weiter gehen kann, gehen wir natürlich noch bummeln und etwas Sightseeing ist auch dabei. Meine Frau hat am Abend 13.000 Schritte auf Ihrem Schrittzähler, bei mir kommen da aber noch 4km am Morgen dazu. Gerade mit so einem Kurztrip verbunden, ist so eine Tageswanderung durch eine fremde Stadt eine Gefahr für die Laufleistung. Wie haben aber rechtzeitig Pause gemacht (ich saß eindeutig öfter auf irgendwelchen Bänken, als der ein oder andere Rentern vor Ort).

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die größte Pizza der Welt, für das wichtigste Rennen des Jahres

Nur zwei Dinge sollte man nicht vergessen vor einem Rennen – ausreichend trinken und am Abend vorher irrsinnig viele Kohlehydrate in sich hinein schaufeln. Vor allem letzteres ist für Halbmarathonläufer keineswegs so wichtig… also physiologisch gesehen, psychologisch aber um so mehr.

Damit hier auf jeden Fall nichts schief geht, habe ich die weltgrößte Pizza bestellt und natürlich verdrückt. Was macht man nicht alles für eine Bestzeit?

Mein Dresden Halbmarathon 2014 – zweiter Akt: das Vorspiel

Natürlich wache ich auch dieses mal wieder vor dem Wecker auf (1 Stunde und 10 Minuten) und natürlich bin ich nun wieder aufgeregt für mindestens 10. Ich versuche es mir im Bett noch etwas bequem zu machen und übe meine mentalen Taschenspielertricks. Immerhin war der Kopf diese Saison das eine oder andere mal ausschlaggebend. Im Gedanken gehe ich mindestens 20-mal die Erfolge, die Bestzeiten dieses Jahr durch. Die Gefühle beim Zieleinlauf und denke stets an die 99-Minuten … an 1:39:59 … und das ich es schaffen kann. Ehrlich gesagt glaube ich selbst nicht daran, dass es einfach so klappt, es müsste einfach alles stimmen. So schreibt es Greif auch in meinem Trainingsplan – und obwohl ich mich bemüht habe, ist doch einiges anders gelaufen als gedacht.

Nachdem meine Frau und das Nervenbündel, das früher mal ich war,  so weit sind, geht es zum Frühstück. Ich entschließe mich um 8 Uhr Morgens nicht im Laufdress aufzulaufen, immerhin laufe ich in kurz/kurz mit Singlet. Alle Wetter-Apps versprechen bestes Wetter, genau wie der Blick aus dem Fenster auch. Aber auch die Läufer in Zivil fallen beim Frühstück auf. Erstaunlich schlanke Menschen, die Nutellabrötchen in sich schaufeln, dabei Streckenpläne lesen oder sich einfach durch eine Laufuhr oder Laufschuhe verraten. Ehrlich gesagt … ich habe auch ein geheimes Zeichen gesetzt, denn unter meiner zivilen Oberfläche blitzen meine Laufsocken hervor!

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alles bereit

Der Blick nach draußen offenbart aber nicht nur wolkenlosen Sonnenschein, sondern auch sich biegende Büsche. Es ist noch ziemlich windig. Dennoch schaufle auch ich das obligatorische Süßkrambrötchen in mich hinein – dazu die üblichen zwei Kaffee und etwas Smalltalk mit den Läufern rundum.

Danach geht alles ziemlich schnell. Umziehen, aufgeregt sein, Pacetabelle auf den Arm schreiben, gestreßt wirken, Sachen packen, auschecken, hibbelig werden usw. – ihr kennt das!

Der Start ist nicht weit vom Hotel, wir machen uns auf den Weg, ohne eine Zipperjacke wäre es mir zu kalt, obwohl die Sonne scheint, zieht es ziemlich durch die Straßen. Ich verabschiede mich von meiner Frau und drehe eine kurze Einlaufrunde, bevor ich mich schließlich im Block C einreihe und mich langsam nach vorne schiebe.

Mein Dresden Halbmarathon 2014 – dritter Akt: #DD99

Inzwischen ist zwar meine Aufregung abgeflaut, dennoch merke ich die Anspannung – den Fokus. Was habe ich dieses Jahr nicht für Quark trainiert. Gerade beim Halbmarathon ging viel schief. Der Obermain-Halbmarathon wurde zum großen Leiden über die letzten 6km und den Sub1:45 Versuch in Fürth musste ich nach nicht mal 5km abbrechen, weil der Puls durch die Decke ging.

Diesmal bin ich gut vorbereitet. Mein Greif-Trainingsplan ist hart, aber ich habe ihn nach dem Urlaub kontinuierlich abgearbeitet. Alle Testläufe waren positiv und die letzten Einheiten gingen locker durch. Ich glaubte an die 1:39:59 … während ich in diesem gefühlt riesigen Läuferfeld stand. Die Musik peitscht die Masse an – und ich merke wie die Anspannung die letzte Faser meines Körpers erfasst.

Der Startschuß erlöst mich und holt mich in die Welt zurück. Ich stehe irgendwo zwischen dem 3:45 und den 3:30 Pacer – also auch diesmal wieder zu weit hinten. Allerdings gehen hier gerade ca. 5.000 Läufer auf die Strecke, es wird schnell recht eng. Auf den ersten Metern komme ich noch gut voran, aber dann stocke ich… klar, hinter dem 3:30 Läufer hat sich gleich ein Pulk gebildet, der quasi die ganze Straße blockiert. Also abwarten, noch etwas die Straße runter und dann in einer Linkskurve außen vorbei und nach vorne setzen.

Das ganze hinterlässt natürlich auch gleich Spuren an meiner Pace – denn anstatt 4:44 stehen da plötzlich 4:30 als ich abdrücke. Oh jeh! Ich hab‘ schon etwas Bammel – immerhin habe ich vor zwei Wochen bei den letzten 3x4000ern gelernt, dass bei mir ab 4:39 der Puls stark nach oben geht. Dennoch kann ich noch keinen wirklichen Rhythmus finden, wir überqueren die Augustusbrücke hinüber zur Neustadt. Mit Freude stelle ich fest, dass der Wind in den Straßen gar nicht so stark weht.

Allerdings muss ich auch nach 2km schon feststellen, dass es unerwartet warm ist, wenn kein Wind da ist. Blöde Sache! Glücklicherweise werfen aber die Häuser noch lange Schatten, also muss ich nur gezielt die Straßenseite wechseln um möglichst lange im Schatten laufen zu können. Es liegt nicht nur an den vielen Straßen die gekreuzt und gequert werden, dass ich kaum etwas von der Strecke mitbekomme.

So viel lässt sich sagen – es ist viel los, teilweise sind die Straßen etwas eng gewesen, gleiches gilt für die Kurven. Dazu gibt’s Straßenbahnschienen und Kopfsteinpflaster in der Neustadt. Dennoch bekomme ich auch deswegen wenig mit, weil ich jeden zweiten Kilometer mit meiner Pacetabelle am rechten Unterarm abgleiche. Die Entscheidung war auf jeden Fall richtig – das GPS erlaubt sich einige unschöne Schwankungen in der Anzeige.

Als wir nach knapp 9km die Neustadt über die Waldschlößchenbrücke verlassen kämpfe ich schon etwas mit steigendem Puls. Die Pace konnte ich bis dahin ziemlich konstant halten, überhaupt habe ich mir bis hierhin eine Minute und gut 10 Sekunden Vorsprung auf meine Zielzeit herausgelaufen. Ich beginne zu zweifeln, noch nicht mal die Hälfte gelaufen und schon so viel schneller unterwegs.

Um dem ganzen etwas Zeit zu geben eignet sich dann die Fetscher-Straße. Direkt über die Brücke geht es lange, laange … ja so richtig lang gerade aus. Hier kann man sich auch aufs GPS-Verlassen, dass mir vermeldet, dass ich so langsam bei meiner Ziel-Pace angekommen bin. Nach knapp 10,7km erfolgt darf man wieder abbiegen – je nach dem, ob gerade eine Straßenbahn fährt vor oder nach der Bahn. Witzige Sache so eine Straßenbahnweiche.

Inzwischen hat sich mein Puls wieder normalisiert und ich laufe in einer recht homogenen Gruppe an Marathonis mein Tempo. Die halbe Strecke ist geschafft und in mir reift so langsam die Gewissheit, dass es mit 99 Minuten klappen kann. Die Bestzeit ist so oder so im Sack, aber die 99 Minuten könnte ich noch vergaukeln.

Nun wird der Große Garten – ein Stadtpark – erst Großteils umrundet und dann gequert. Die Umrundung verläuft leider unschön in der Sonne. Mir wird ziemlich warm. Bisher habe ich mich einmal an der Verpflegung versucht, wie immer mit wenig Erfolg. Aber so 30ml habe ich sicher geschafft. Als die Strecke in den Park abbiegt, habe ich einen kurzen Einbruch. Ich war mental nicht ganz bei der Sache und bin einfach hinter jemanden hergelaufen, zudem macht sich die Ermüdung in den Beinen langsam bemerkbar. Als ich auf einer langen Geraden KM 15 hinter mich bringe, lasse ich aber gleich sämtliche Bedenken zurück.

Nur noch 6km – der letzte Kilometer war zudem wieder deutlich zügiger, ich beschließe das Tempo etwas zu erhöhen. Negativer Split und so … soll ja Wunder wirken. Bei der nächsten Verpflegung gebe ich mir gar nicht so viel Mühe. Ich begnüge mich mit ca. 20ml und kippe mir den Rest über den Kopf. Wieder vorbei an der anderen Seite der Straßenbahnschleuse und zurück ein Stück über die Fetscher Straße. Dort wo ich beim hinlaufen die Elite Halbmarathonläufer gesehen habe, kommen mir nun auf dem Rückweg Läufer und Walker entgegen, die noch richtig was vor sich haben. So schnell ändert sich die Perspektive.

Als es knapp vor Kilometer 18 wieder Richtung Altstadt geht, wird bewusst, dass ich einen großen Teil meines Vorsprungs bis hierhin gerettet habe. Also kann ich nicht nur die 1:39:59 schaffen, sondern sogar noch mehr. An der letzten Verpflegung gehe ich also vorbei und kann noch ein paar Läufer überholen, schnell geht es Richtung Terrassenufer. Es werden wieder mehr Zuschauer und um mich herum ziehen die anderen Halbmarathonläufer das Tempo an.

Dresden Marathon, Halbmarathon, Erdinger Power Zone

noch 300m bis in Ziel

Auf den letzten beiden Kilometern versuche ich alles zu geben – 4:34 und 4:30 stehen zu buche. Selbst an dem kleinen Anstieg kurz vor dem Ziel muss ich kaum Tempo herausnehmen. Dafür sehe ich nur noch einen Tunnel vor mir.

Ich bin absolut im Rausch. Am Terrassenufer stand eine Uhr, selbst die Bruttozeit sprach deutliche Bände. Sub99 waren drin. Die Beine reagieren eindeutig verschnupft auf meine Tempoverschärfung, allerdings haben die auf ein paar hundert Metern nichts mehr zu melden. Das Ziel ist in Sicht und die vielen Zuschauer peitschen mich nach vorne.

Mit einem Schrei vor Erleichterung laufe ich durchs Ziel – selbst die Bruttozeit liegt deutlich unter meinem Ziel. Direkt nach der Ziellinie verschrecke ich zwar fast die Cheerleaderin die mir die Medaille umhängen möchte, bekomme dann aber dennoch eine.

Zufrieden schnappe ich mir Getränk und Nachzielverpflegung, setze mich auf den Bordstein in die Sonne und genieße den Rausch … den Rausch des perfekten Laufs und der perfekten Saison.

Das Nachspiel

Es ist also wahr „Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende“. Ich habe mich was getraut, sogar noch mehr als ich eigentlich wollte – und am Ende bleibt da ein glücklicher Hobbysportler, der alles erreichte, was er dieses Jahr erreichen wollte.

Per Telefon lasse ich mich zu meiner Frau lotsen und bin einfach nur noch happy! Allerbestes Wetter, tolle Stimmung, schöne Strecke, super Wochenende mit meiner Holden – die die ganze Saison, das ganze Jahr meinen Irrsinn mitmacht … und dann ist das alles gekrönt von einer neuen Bestzeit. Nein Bestzeit wird dem schon fast nicht mehr gerecht. Die Nettozeit von 1:38:27 ist nicht außergewöhnlich, aber die Zeitverbesserung.

Von Mai bis zum 19. Oktober erreichte ich eine Bestzeitverbesserung von 8 Minuten und 31 Sekunden. Innerhalb eines Jahres habe ich meine Bestzeit um 11 Minuten und 47 Sekunden verbessert und zwischen dem ersten HM im Frühling und diesem im Herbst liegen sogar 13 Minuten und 10 Sekunden. Das alles lässt mich wieder an den ersten Schritt denken, der mich auf die lange Reise in die Welt der Ausdauersportler geführt hat … der mich hat Täler durchschreiten lassen … mich aber auch zu solchen Leistungen gebracht hat.

Viele Ziele habe ich dieses Jahr erreicht, aber #DD99 war eindeutig das unwahrscheinlichste … dabei aber gleichzeitig das Ziel, das ich mit Fulminanz erreichen konnte. Und das beste – es gibt noch so viel zu planen, zu bloggen, zu finden … das Ende der Saison heißt nun Off-Season für mich. Eine Woche ohne geplante Einheiten, einfach nur so und ab nächste Woche dann ein ganzer Monat ohne Tempoeinheiten. Es heißt aber auch Rückblicken … auf diese irre Saison und auch nach vorne blicken, auf alles was ich mir für nächstes Jahr ans Bein binden werde.

Ich freue mich wahnsinnig … und bin natürlich auch froh, wenn Ihr mir weiterhin gesonnen bleibt!

 

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3 Kommentare

  1. Mahlzeit,

    und an dieser Stelle nochmals meinen Glückwunsch zu der Leistung!
    Es freut mich für Dich, dass der greifsche Vorschlaghammer bei Dir so gut wirkt. Deine Verbesserungen aus diesem Jahr sprechen Bände.
    Klasse Bericht … aber die größte Pizza der Welt?
    Bin mal auf deine Ziele und die Zielverfolgung für 2015 gespannt. 90min? Hätte doch was, schneller nen HM durch als ne Cassette hören.

    Dann mal ne schöne Off wünsche ich.

  2. Vielen Dank euch beiden für die Glückwünsche.
    @Mario – was die Ziele für 2015 werden, das werde ich in den nächsten Wochen für mich ergründen. Wobei 1:29:59 zwar verlockend aber extrem kühn ist – eine Verbesserung von 10 Minuten habe ich dieses Jahr geschafft. Das ist eine Verbesserung von 10,7% … auf 1:30 wären es jetzt 8,5%. Das erscheint zwar realistisch weil es eben mit zunehmenden Trainingsalter schwieriger wird … allerdings muss man auch davon ausgehen, dass 10% Keineswegs normal waren.

    @Gretel
    Das freut mich zu hören … tolles Rennen, tolle Strecke, tolle Stadt

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