Ihr kennt das, man plant ein knackiges Sportjahr, setzt sich neue Ziele oder versucht endlich an alte Erfolge anzuknüpfen. Man ist voller Elan und nimmt an Winterlaufserien teil. Man freut sich, wenn endlich der Frühling kommt und das Tempo steigt. Man bestreitet Vorbereitungswettkämpfe und hangelt sich von C nach B bis zu den zwei bis drei A-Events der Saison. Im Sommer wird sich bei Hitze gequält und besonders auf das Ziel im Herbst hart hin trainiert – die Grundlage ist da und über das ganze Jahr ausgefeilt, jetzt geht es um das letzte Quäntchen.
Und dann.. BÄMM! … das letzte Radrennen ist absolviert, der Marathon ist gelaufen oder die Bestzeit ist im Sack. Feierabend… Ende im Gelände … Aus die Maus! Auch wenn wir Hobbysportler selten so am Limit trainieren, das wir die Off-Season nur für die reine Erholung bräuchten, ist sie auch ein Ziel. Das Ziel hinter dem Ziel – nach dem letzten A-Wettkampf nimmt man Dampf aus dem Training, trainiert unspezifisch und macht ein paar Wochen einfach nur das, wonach einem ist. Manch einer pausiert einfach so eine Woche – ohne krank oder verletzt zu sein … Off-Season ist schon eine irrwitzige Sache!
Off-Season – nicht das Ende, sondern der Anfang
Dabei ist die Off-Season gar nicht das Ende der alten Saison, sondern bereits der Beginn der neuen Saison. Diese Entlastungsphase ist Teil einer langfristigen Periodisierung, die man auch als Freizeitathlet durchaus gebrauchen kann. Wobei man keinen Jahresplan braucht – selbst unterbewusst haben viele Sportler einen Makrozyklus ohne es zu wissen, allein schon die Wettkämpfe sind im Jahr recht gleichmässig auf bestimmte Monate verteilt. In Deutschland vor allem durch das Wetter bedingt, finden die großen Laufveranstaltungen im April/Mai und September/Oktober statt. Wer sich daran orientiert und seine Trainingsplanung abstimmt steckt somit schon ganz unfreiwillig in einer Periodisierung.
Warum die Off-Season gut für uns ist!
Spannung raus nehmen, unspezifisch sporteln oder einfach mal ein paar Tage gar nichts machen. Für viele auf den ersten Blick eine erschreckende Vorstellung. Vor allem für Spätberufene ist die Angst davor plötzlich wieder zur faulen Couchkartoffel zu werden allgegenwärtig, dazu kommt die mit viel Hingabe aufgebaute Ausdauer … das alles aufgeben?
Nein! Da gibt es nichts aufzugeben. Der Leistungsverlust in so einer Entlastungsphase ist natürlich da, machen wir uns nichts vor. Allerdings zeigen Studien, dass vor allem spezifische Fähigkeiten schnell nachlassen. Also z.B. die Tempohärte – während die Ausdauer oder noch wichtiger die maximale Sauerstoffaufnahme deutlich langsamer abbaut. Nun hat man also den Spatzen in der Hand, man hat das ganze Jahr gut trainiert… welche Taube sitzt denn nun auf dem Dach?
Ein Vorteil ist ganz klar – setzt man sich selbst auf Entzug, steigt direkt die Freude, wieder richtig zu trainieren. Vor allem wer harte Pläne hat und ggf. noch Nebenziele verfolgt (Gewichtsverlust usw.) kann sich mental in den Off-Season Wochen entlasten und schafft so auch die Möglichkeit neue Ziele zu fassen.
Apropos neue Ziele, auch ein wichtiger Teil der Off-Season. Hat man die Schwachpunkte analysiert und Ziele für die neue Saison gefasst, geht es auch darum die Stellschrauben zu identifizieren. Gerade die nachfolgende Aufbauphase bietet viel Gelegenheit Krafttraining & Co. wieder regelmässig aufzunehmen oder statt Laufeinheiten in der Dunkelheit die ein oder andere Stabieinheit im warmen Wohnzimmer zu absolvieren.
Letztlich sollte man aber nicht vergessen, dem Körper die Gelegenheit zu geben sich vollständig zu regenerieren. Die wenigsten trainieren wirklich am Limit, aber neben dem rein rituellen am Neuaufbau hat man in der Entlastungsphase auch die Möglichkeit kleine Zipperlein verschwinden zu lassen. Wer kennt es nicht, verhärtete Waden, Schienbeinprobleme, hier ein ziehen in der Leiste dort ein Kribbeln in der Fußsohle … alles Dinge die in der Off-Season Phase wieder zur Ruhe kommen oder teilweise komplett verschwinden.
Ganz am Schluss soll natürlich nicht unerwähnt bleiben, was vor allem die Ausdauersportpartner alles durchleiden müssen. Keine verplanten Wochenenden, keine langen Läufe, kein stoisches Trainingsprogramm. Hier hat der Ausdauerathlet mal die Möglichkeit sich zu revanchieren.
Die Top-10 Off-Season Vorsätze für Ausdauersportler
Also, genau jetzt ist die Zeit für den Rückblick, für die Nabelschau und für neue, größere, bessere, wildere, irrere (gibt’s das Wort eigentlich?) Ziele. Für alle, die schon beim Wunschzettel schreiben nie über zwei Punkte hinauskommen habe ich ein paar mehr oder weniger ernst gemeinte Vorsätze für die Off-Season zusammengetragen.
- in der nächsten Saison mehr Lauf-ABC machen
- auf Mittelfußlauf umstellen
- endlich die X kg die der neuen Bestzeit im Weg stehen abnehmen
- alle Wettkampfanmeldungen vorab mit dem Partner besprechen
- weniger neues Material kaufen
- jede Woche 30 Minuten Stabitraining machen
- öfter auch mal eine Einheit am Morgen einlegen
- den Jahresurlaub nicht mehr nach Wettkampfteilnahmen auswählen
- einmal einen Trainingsplan komplett durchziehen
- einfach öfter mal den Pulsgurt Zuhause lassen
In diesem Sinne, habt viel Spaß bei den letzten Wettkämpfen und bei der Erfüllung eurer letzten sportlichen Ziele dieses Jahr. Nicht zu vergessen die wunderbar chaotische Planungsphase die auf uns zukommt. Ihr habt selbst noch mehr Off-Season-Vorsätze? Dann immer her damit!
* Bildquelle für das Titelbild Death to Stockphoto
Volltreffer. Nur Punkt 4 – der kommt gar nicht in die Tüte ;-)
Das ist bei mir inzwischen etwas eskaliert. Ich bekomme von meiner Frau inzwischen Hinweise wo ich mich anmelden könnte, damit wir da hin fahren :D