Zugspitz Ultratrail – Supertrail … Grenzüberschreitungen

Dieses Wochenende habe ich Grenzen überschritten. Also mal ganz wortwörtlich gesprochen. Getreu dem Motto „ZUT ist nur einmal im Jahr“ war es nach dem Training jetzt soweit und ich reiste zum zweiten mal in meinem Läuferleben an die Zugspitze. Ein nicht unbedeutender Teil der deutschen Trailrunnerei machte es mir gleich und besiedelte das sonst eher durch seine Rentnerdichte bekannte Dörfchen Grainau um dort Goaßlschnalzern zu lauschen, Trails zu laufen und sich mit anderen Menschen gleicher Glaubensrichtung zu treffen.

Dieses Jahr gab es zu allererst eine besondere Grenzüberschreitung. Am Freitag – dem Anreisetag – feierte ich mit meiner Holden den 10. Hochzeitstag. Allein schon die Tatsache, das Beate da nicht protestiert hat ist quasi schon eine Grenzerfahrung. Kenner der ‚Ausdauersportlerpartnerin‘ wissen, dass diese in freier Wildbahn teilweise auch sehr ungehalten reagieren könnten. Für uns war es irgendwie aber auch passend, wie man sich so in 10 Jahren verändert und was auf einmal wichtig ist und was nicht. Dazu hat Beate auch schon direkt auf der Anfahrt gebloggt.

Aufgrund des Hochzeitstages haben wir uns auch für einen anderen Übernachtungsort entschieden. Es sollte der Startort des Supertrails in Leutasch – Weidach sein. Morgens weniger Streß und eben etwas anders. Allein das war schon eine Grenzüberschreitung, denn auf der anderen Seite der Zugspitze ist eben mal Österreich.

Prequel – Pasta & Party

In meiner näheren Umgebung herrscht ja so eine kleine Hassliebe gegenüber der ZUT Pasta Party. Man kann nicht wegsehen, aber ein bisschen schämt man sich dann doch auch wenn man vor Ort ist. Anders sieht die Sache aus wenn man Lauffreunde, die reale Filterbubble und Leute aus dem #Twitterlauftreff Umfeld dort trifft. Dann kann man wunderbar quatschen, lästern, reden und Schnaufcasts aufnehmen.

Neben einer kleinen Überraschung für Beate und mich (danke nochmals an der Stelle an Karen, Andre, Franzi, Greta und Flo) gab es viele Eindrücke. Ich lasse mal hier ein paar Bilder sprechen.

Supertrail – Grenzen kommen, Grenzen gehen

Nach der nächtlichen Grenzüberschreitung zurück zu unserem Hotel konnte ich ziemlich gut schlafen. Ich hatte noch nichts gepackt, aber ich hatte Zeit. 9:00 Uhr ist der Start und ich brauche keinen Bus der mich hinfährt. Um 5:00 Uhr war ich wach, hab  mich nochmals umgedreht um dann um 6:30 Uhr leider viel müder wieder zu erwachen.

Ich war nicht sonderlich nervös sondern typisch unruhig. Wobei der Blick aus dem Hotelzimmer zu den Bergen schon etwas hibbelig machte. Schnell alle Sachen eingepackt, festgestellt das der Rucksack gefühlt 300kg wiegt und dann noch den Läufer mit ausreichend Hirschtalg mariniert, damit der Wolf auch gar keine Chance hat.

So gerüstet ging es zum Frühstück, wo ich leider nicht so viel runterbekam. Der Vorstartstress setzte ein, dank 5 Minuten Fußweg zum Startgelände war der aber kaum angebracht.

Vor Ort angekommen traf ich den Rest der Supertrail-Reisegruppe. Jens (ohne Twitter), Sebastian und Flo. Während mir langsam flau vor Aufregung wurde, nutzte Jens die Gunst der Stunde um einerseits andere Läufer nach Vaseline anzuhauen und diese dann Öffentlichkeitswirksam zu benutzen. Wahre Liebe gibt es eh nur unter Trailrunnern.

Nachdem die obligatorische Pflichtausrüstungsüberprüfung standen wir in der Startaufstellung und warteten auf das obligatorische AC/DC-Start-Einspielgedingsel. Immerhin wurden wir von Ed Sheeran verschont.

Es geht in der warmen Talsonne erst mal 2-3 Kilometer im flachen. Jens und Sebastian ziehen davon, Flo joggt noch etwas neben mir her zündet dann aber am ersten Hügel den Berserkermodus und entschwindet gen Scharnitzjoch.

Ich versuche mein Tempo zu finden und komme gut rein, auch wenn es immer steiler wird – ich bin im Tunnel, habe einen guten Rhythmus und arbeite mich bis zu den ersten Singletrails nach vorne um mich dann brav einzureihen. Über der Baumgrenze lockt ein grandioser Blick. 1A Bergwetter – hier oben nicht zu warm, super Fernblick. Knallblauer Himmel, weiße Wolken, grüne Wiesen, graue Berge. Ein Traum … als Kind besteht meine komplette Urlaubserinnerung aus Tirol, ich fühle mich zurückversetzt. Eine Grenze ist schon verschoben.

Mein Blick wandert nach oben, oben ist in den Bergen und besonders beim Supertrail sowieso eine andere Maßgabe. Oben ist ziemlich viel und meistens ist es noch mehr oben als es erst den Anschein hat. Schon bei den ersten Anstiegen sieht man Wanderwege serpentinenartig nach oben gehen und irgendwo verschwinden, ist man selbst dort gibt es wieder ein neues oben und ist man da gibt es schon wieder ein oben… ausser man ist ganz oben. Bis zum Scharnitzjoch hab ich das voll genossen. Ich hatte etwas zu viel Dampf drauf, aber ich war total euphorisch. Blick nach oben, da ist das richtige oben. Gel reindrücken und Downhill.

Ich will nicht gleich alle Körner verschießen und gehe den Downhill meiner Meinung nach überlegt an, aber es läuft einfach zu gut. Ich gucke auf die Uhr, rechne kurz die Distanz zur ersten VP und laufe locker weiter bergab, etwas überrascht bin ich als ich Sebastian überhole und vor mir sehe ich Jens laufen. Hoppla. Bis zur ersten VP (VP5) komme ich locker durch, dort langweilt sich Flo schon ca. 20 Minuten und holt fröhlich sein Frühstück nach.

Nach der VP5 geht es erstmal gut 10km weiter zur nächsten VP das meiste davon flach an der Leutascher Ache entlang. Da mich die drei eh wieder einholen trabe ich schon mal los, hat auch nicht sehr lange gedauert bis alle drei an mir vorbeigezogen sind.

Vielleicht hätte sich das Flachstück lockerer anfühlen sollen, hat es aber nicht. Ich bin vor mich hingejoggt und habe konsequent jeden Gedanken an Zeit, Strecke oder sonstwas gestrichen. Vorbei an der Geisterklamm ging es nach Mittenwald und dort hoch zum Schützenhause. VP6 – die drei der Supertrailreisegruppe trinken gerade Kaffee ich rede schon nicht mehr. Auch hier nehme ich mir nur ein paar Minuten. Fülle meine Flasks wieder auf und esse Tomaten mit Salz. Hinterher ein Kaffee. So ein Ultratrail ist schon eine sehr unkulinarische Veranstaltung.

Nächster Stop ist der Ferchensee. Dazu geht es locker hügelig durch den Wald. Alles fällt schon etwas schwerer, aber VP7 bedeutet knapp vor der Halbzeit. Ich laufe hinter einer Dame die eine gute Pace hat und lass mich etwas ziehen. Die Strecke kommt mir wieder bekannt vor, hier war ich schon. Noch rund um den Ferchensee zur VP7 wo Franzi, Greta und Karen warten, Beate hatte es leider nicht geschafft. Die Supertrailreisegruppe bricht schon wieder auf – ich kann keinen Kuchen mehr essen.

Mir ist eindeutig warm und obwohl ich mich regelmässig mit Gel-Shots dope fehlt mir etwas die Kraft. Aber hier gibt es Cola, die ich erstmal in mich fülle. Brot, Käse, Tomaten mit Salz … alles aber bitte nichts süßes. Ich setze mich 5 Minuten und lass den Puls etwas sacken bevor ich mich auf den Weg mache. Nun kommt das längste Stück Strecke ohne VP.

Ganz allein trabe ich die Waldautobahn entlang, als mich erste Supertrail XL’er mit einem ziemlichen Tempo überholen. Da will jemand Deutscher Meister werden. Ich weiß, dass die Strecke zu 2015 geändert wurde, aber nicht wie. Im Tunnel denkt es sich schlecht, ich weiß man kommt bei Elmau vorbei aber irgendwie muss man ja zur Partnachklamm.  Also bin ich ständig falsch gepeilt und habe null Plan wo ich bin, wie ich mir die Kräfte einteile und wie weit es zur VP8 ist. Ich hätte ja auf meine Uhr gucken können, aber dazu war ich nicht in der Lage.

Runter nach Elmau, auf der anderen Seite wieder hoch. So langsam wird es hart. Diese steilen Rampen zehren an meinen Kräften, ein gutes Zeichen nochmals Kohlehydrate nachzuwerfen. Ich arbeite mich hoch muss aber zum ersten mal in den Anstiegen stehenbleiben um durchzuschnaufen. Elmauer Alm – Leute sitzen fröhlich da und trinken ihr Bier, daneben laufen bekloppte Trailrunner vorbei und gucken auf den Teller. Einer davon war ich.

Danach lief es etwas besser. In der ständigen Erwartung die Partnachklamm müsse bald kommen, hab ich die tolle Landschaft viel zu wenig gewürdigt. Die Streckenveränderung ist wirklich toll, da kann man nichts sagen. Statt Waldautobahn gibt es mehr zu sehen, toller Ausblick … richtig schön die Strecke über den Eckbauer. Zu der Zeit war mir schon extrem warm, meine Softflasks war leer, nur noch 0,5l Wasser im Rucksack. Noch lies ich sie drin.

Der Downhill der dann kam, war der erste richtig harte Kampf. Endlose Serpentinen und Wanderer überholend arbeitete ich mich nach unten. Die Oberschenkel jaulten auf. Danach … weiter bergab, auf Asphalt, dann bergab und wieder bergab. Zwischendrin nestelte ich im Lauf den Rucksack ab und holte das Wasser raus. Es war so heiß, die VP sollte doch bald kommen. Nochmals runter bis zur Partnachklamm, über eine Brücke und dann sitzen da zwei Leute.

In Trance höre ich – ’nur noch 500m, dann kommt die Verpflegung‘. Ja super. Genau mein Ding. Das Problem war aber, der Downhill war sehr fordernd und ich am Ende. Ich habe mich so auf die VP gefreut und jetzt kämpfe ich mich eine extrem steile Rampe nach oben, stehe gefühlt alle 10 Meter und die verf*****e VP8 kommt einfach nicht. Boah!

Meter um Meter arbeite ich mich nach oben. In meinem Kopf ist die Rampe beinahe vertikal, aber in solchen Situationen übertreibe ich leicht. Endlich bin ich oben. Ich trinke sicher ca. 1 Liter Cola, esse eine wunderbare Suppe und viele Tomaten mit Salz. Ausserdem muss ich unbedingt in den Schatten. Ich habe mir vorgenommen mindestens 10 Minuten zu sitzen. In meinem Kopf keimen ungute Gedanken auf. Aber die bekomme ich in den Griff, soweit habe ich es schon geschafft. Ich bin 7 Stunden unterwegs.

Was jetzt kommt kenne ich, nachdem ich loslaufe bin ich fokussiert auf den Anstieg zum Kreuzeck. Dennoch kommt es mir allein länger vor als vor 2 Jahren zusammen mit dem Rennmops. Vor mir keiner, hinter mir keiner … bis zum direkten Einstieg auf den Wanderweg nach oben absolut niemand zu sehen. Danach sture ich mich brav nach oben. Ein paar Läufer sammle ich ein, ein paar überholen mich. Ich hätte den Leuten um mich rum gerne erzählen wollen, dass sie sich nicht von den Geräuschen der Leute täuschen lassen sollen, die sind noch weit weg da oben, aber ich rede ja nicht wenn ich im Tunnel bin.

Also, Serpentine und Serpentine. Linkskurve, nach oben, Rechtskurve, nach oben, Linkskurve, nach oben, Baumstamm überklettern, Rechtskurve, große Stufe und so weiter. Eine Dame meint als ich überhole nur „Ich mag nicht mehr“. Ich versuche sie aufzumuntern, glaube aber etwas ziemlich demotivierendes gesagt zu haben … irgendwas mit, naja ist nicht mehr weit bis zur VP, aber danach gehts nochmal genau so weit hoch … oder so. Motivieren kann ich.

Oben angekommen, ziehe ich meine Windjacke an. Mir ist kalt und ich weiß, dass ich nicht mehr auf Druck laufen kann. Cola, Cola, Cola und etwas Brot mit Käse und eine Tomatensuppe stärken die Lebensgeister bevor es auf den Weg zum Osterfeldkopf geht. Der Part ist mir 2015 verwehrt geblieben, heute weiß ich, dass das gut war. Bei dem Wetter damals diese Schleife – vor allem für die langen Läufe, das wäre extrem gefährlich gewesen.

Also loslaufen, erste Kurve … BAMM … elende Steigung auf einer Schotterpiste. Also hoch, um die Kurve und, BAMM. Wieder dieses oben Ding. Um die Kurve und… ach da hinten oben bewegt sich was, da ist also die Strecke. Wieder steigen, steigen und steigen. Ich gebe zu ich gehe lieber endlose Serpentinen, diese sehr steilen Rampen sind sehr anstrengend und kaum oben angekommen sieht man das nächste oben.

Es wird zäh und zäher, aber Stock um Stock, Schritt um Schritt geht es voran. Kaum oben angekommen geht es in den Downhill und bei mir geht gar nichts mehr. Die Muskeln sind total im Eimer und ich habe einfach Angst mich zu verletzen, sollte ich den Downhill zu hart angehen. Also tipple ich im Defensiv-Modus nach unten und teste die Belastungsfähigkeit meiner Carbonstöcke indem ich mich bei allen höheren Passagen nach vorne abstütze. So arbeite ich mich nach unten. Wo es geht laufe ich, ansonsten steige ich die Stufen oder Steine nach unten. Nach gut 10h riskiere ich jetzt nichts mehr!

Ich mache immer wieder Platz für andere, wandere abwärts wo es nicht geht oder laufe wo ich es mir zutraue. Kurz vor der V10 wird es wieder laufbarer und ich trabe über Wurzeln und Steine, merke aber schon, dass ich keinen zügigen Downhill mehr laufen kann. Ich habe kein Vertrauen mehr in meine Reflexe, die Gelenke sind steif und die Muskeln müde. Der Kopf ist nicht mehr bereit dafür.

An der VP nehme ich diesmal nur 2-3 Becher Cola und einen kleinen Happen. Ich gucke auf die Uhr und freue mich, bald im Ziel zu sein. Allerdings wird der Jägersteig nochmals eine richtig harte Prüfung. Ich werde gefühlt 100x überholt, traue mich aber kaum einen schnelleren Schritt zu machen. 2-3x kann ich mich mit den Stöcken vor dem umknicken schützen, also weiter Tempodownhillwandern. Man hört schon den Zieleinlauf, obwohl man noch ganz schön weit oben ist.

Immer weiter arbeite ich mich nach unten. Das letzte Steilstück hat es in sich, extrem steil, extrem rutschig … ich weiche in die Fahrrinne der Traktoren aus, weil ich dort mehr Grip habe und gehe wie auf einem Schneefeld abwärts während neben mir Leute vorbeistürmen. Unten höre ich schon den Bach und weiß, ab da lässt mich der Trail wieder frei.


Hier empfangen mich Maty und Ulf und meine Erleichterung kann man denke ich auch sehr gut sehen! Ab jetzt kann ich rückwärts kriechen und würde noch ankommen. Mir geht so viel durch den Kopf und ich bin einfach am Ende.

Gefühlt gebe ich nochmals Gas und ich überhole auch jemanden der geht, aber es ist einfach so wahnsinnig anstrengend, aber jetzt gebe ich nicht mehr nach. Durchsturen … auch hier, diese verdammten 2km werden gelaufen…und sie wurden gelaufen. Durchziehen, um die Kurve … dieses verdammte Tor, dieses verdammte Ziel, diese verdammten 63km, diese verdammten 3000 Höhenmeter sind auf einmal Geschichte weil man seinen verdammten Fuß über eine verdammte Linie setzt.

Beate steht im Zielbereich und ich bin so froh sie zu sehen, bin froh im Ziel zu sein, bin froh es geschafft zu haben. Und ich bin so kaputt. Am Ende. Fertig… einfach fertig.

Ich zittere, mir ist kalt und ich bin so kaputt. Ich schleppe mich zur Dusche, hole mein Finishershirt und ziehe mich um, sitze noch mit den nettesten Menschen die man nach so einer Strapaze um sich haben kann noch rum. Esse Schupfnudeln mit Sauerkraut und Waffeln, trinke und esse, lache und fachsimple und bin mit mir im reinen. Ich habs geschafft.

Während wir nach Hause fahren werfe ich noch einen Blick auf die anderen Läufer deren Stirnlampen man am Jägersteig sieht und ich habe Gänsehaut. In diesem Moment verstehe ich noch so viel mehr, was die Leute da leisten.

Im Hotel ist aber leider nichts mit schlafen, mein Körper arbeitet gerade dran die Kohlehydratspeicher wieder zu füllen. Ich schlafe diese Nacht vielleicht 2,5h, die meiste Zeit bin ich wach und fiebere mit Birger, Sarah, Andre und Felix mit, die noch da draussen sind und eine unglaubliche Leistung erbringen! Grenzen sind verschoben! Ich bin losgelaufen und in einer anderen Zone angekommen.

Und danach?

Schmerzen und einen weiteren Tag später noch mehr Schmerzen. Heute bin ich aufgewacht und mein Körper bestand nur noch aus Schmerz. Einfach irre. Die Oberschenkelmuskulatur ist kräftig in Mitleidenschaft gezogen, die Füße – vor allem die Plantarsehne rechts sind mächtig beleidigt und dank Stockeinsatz ist zwar die Rumpfmuskulatur entspannt aber Arme, Brust und Schultern auch schmerzhaft.

Treppen runter geht nur im Opa-Modus, rauf viel langsamer. Ohne festhalten komme ich keine Treppe runter, zu gefährlich. Dafür ist der Puls absolut OK, kleiner REKO Ritt heute, die Pulsuhr war total entspannt.

Dafür fühlt es sich aktuell so an, als würde mir mein Leben nicht mehr passen. Diese Erfahrung, das ganze Wochenende mit Freunden in dieser Parallelwelt ZUT hat mich anders zurück in den Alltag geschickt. Dazu passend super folgendes Zitat, von jemand der es wissen muss:

300km Rennrad, Radrennen mit 5cm Abstand zum Vordermann, Basetrail XL, 24h Rad am Ring Team, Rund um Bayreuth, METM Dreierseilschaft… was hab ich nicht schon meine Grenzen verschoben … und was hab ich nicht vor ein paar Tage noch gesagt, dass der ZUT Supertrail nicht mal das Bekloppteste ist, was ich jemals getan habe. Ich unterliege einer gewissen Inflation, aber sie ist nicht zu stark, keine Sorge.

Meine Grenzen verschieben sich schon lange und ich lasse das zu, ich manövriere mich in die Gelegeneheiten hinein und lasse es dann passieren, ganz ohne Druck. Und hinterher genau das. Je größer die Grenzverschiebung um so größer der Zweifel am Alltag!

Wie mein Körper noch ein paar Tage brauchen wird, brauche ich auch noch etwas Zeit. Das alles einzuordnen was passiert ist, nicht die Worte die ich hier aufgeschrieben habe, sondern die Gedanken und Gefühle. Ich fühle mich nicht grenzenlos und würde jetzt auch nicht ständig solche Dinger melden, ich habe Ehrfurcht vor der Distanz und dessen was am Samstag geschehen ist.

Da ist nichts vom Himmel gefallen, dafür hab ich gekämpft. DAS Ziel verfolgt. Quasi ohne Vorjahressaison, mit Leisten OP und ohne richtiges Wintertraining, seit 5. März spezifisch gegen die Wiederstände meines Berufslebens habe ich mich durchgekämpft und bin nach 11h und 27 Minuten ins Ziel gelaufen (!sic). Ich habe ein sehr großes Abendteuer erlebt, das kann mir niemand mehr nehmen. Ich habe eine Freiheit erfahren, die mir so noch nie so bewusst war und die sicher sehr wenig Menschen verstehen. Das Unverständnis für meine Tat im Nichtläuferumfeld ist groß, aber die Freiheit das zu erreichen, das zu können, das vorbereitet zu haben und das ins Ziel geschafft zu haben das ist die wirkliche Droge.

Nicht höher, schneller, weiter … sondern die Grenzverschiebung, die Freiheit seine Ziele erreichen zu können. Das kann man nicht mit Geld bezahlen, das muss man sich selbst verdienen. Und an diesem Ort in der Zugspitzregion passiert das unter anderem einmal im Jahr. Faszination! Berge! Blau-weißes Planendach und daneben die Zugspitzbahn. Wenn ich nur dran denke bekomme ich Gänsehaut.

Für mich ist der ZUT aktuell die mysteriöseste Erscheinung im Ausdauersportbereich.  Ein Ort und eine Zeit an der ich mich richtig fühle. Jetzt noch ein wenig mehr als vorher!

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20 Kommentare

  1. Wow – Respekt vor dieser Leistung und ganz herzliche Gratulation! Der Bericht liest sich super und die schönen Bilder machen Lust, direkt wieder loszulaufen!
    Liebe Grüsse
    Ariana

  2. Es war eben einfach ein schönes Wochenende mit Freunden in den Bergen. Wenn man wie wir beide ein Kacki-Kack-Jahr hinter sich hat, wo der Körper absolut gegen einen war und dann so eine Saison hinknallt wie dieses Jahr kann man schon mal stolz auf sich sein.
    Mein Lieblingsfoto von dem Wochenende ist zum Glück nicht dabei. Dich im Ziel in Empfang zu nehmen war eins meiner Highlights dieses Wochenende.
    Beim Berzerkermodus musste ich sehr schmunzeln.

    • WORD mein Lieber!
      Ich sag‘ Dir eines, ohne Dich wäre dieses Finish nicht drin gewesen – das freut mich um so mehr, weil du vor einem Jahr noch gezweifelt hast ob Du jemals wieder laufen kannst.

      Ganz großes Ding vor Dir!!

  3. Sehr schön und fesselnd geschrieben. Danke und Respekt vor der Leistung! Ich habe die Vorbereitung und den Lauf per Twitter verfolgt. Und trotz all der Anstrengung ist der Reiz am ZUT eher noch gewachsen. Mal schauen.
    Da war ja mein Halbmarathon in den Weinbergen des Ahrtals bei Wein und Häppchen am Samstag eher eine Genusswanderung. :-)
    Beste Grüße aus dem Flachland,
    Rene

    • Der ZUT bietet ja viele Distanzen, die sind alle nicht zu unterschätzen weil man jedesmal über das harte Stück des Osterfeldkopfes muss, da kann man sich auch als Flachländer üben … nur im Training muss man dann eben jeden HM suchen ;)

  4. Auch hier nochmals herzlichen Glückwunsch zum Finish. Mein Respekt vor Deiner Leistung ist umso größer, da Du als einziger von uns Vieren nicht wusste, was ihn noch zwischen V9 und V10 erwartete.

  5. Grauliere ganz herzlichst. Irgendwie macht dein Bericht schon Lust, das auch mal erleben zu dürfen. Zumindest ist das weitaus weniger bekloppt, als diese Treppenrennerei. Vielleicht schaffe ich es ja noch, meinen ollen Körper zu dieser Leistungsfähigkeit zu überreden. Du bist ja noch ein junger Hüpper – das war also keine Kunst! ^^

    • Man sagte mir mal, dass es mit 30 bergab ginge. Hab ich ja bisher gut überwunden. Lang laufen ist ja vor allem für älteres Klientel gut … so lange eben die Knochen und Sehnen mitmachen. Aber du bist ja auf dem richtigen Weg … neu aufbauen und dann läuft es auch wieder. Ich glaube aber, dass die Treppen tatsächlich weniger fordernd sind … nur mal so am Rande :D

  6. Ganz herzlichen Glückwunsch zu dem Finish! So ein Ultra an der Zugspitze ist in der Tat eine besondere Grenzüberschreitung! Vom ZUT kann ich nicht reden, aber bei meiner Teilnahme an der Trailrun Challenge dort hat mich der Lauf mental sowohl ziemlich gefordert als auch „mitgenommen“.

    Danke für die vielen Bilder (nein, das sind definitiv nicht zu viele ;)), die einen als Leser immer ein Stück mitnehmen.

    Gute Erholung und ein reines Gewissen für die nächste(n) Anmeldung(en)! ;)

  7. Geiles Ding…herzlichen Glückwunsch zum Finish und vielen Dank für diesen genialen Bericht!

    Erhol dich gut und dann geht es bestimmt schon ins nächste Abenteuer. ;-)

    Viele Grüße aus Bad Reichenhall

    Steve

  8. Gratuliere zu dieser tollen Leistung. Ich weiß ganz genau was Du meinst, wenn Du von der Verschiebung Deiner Grenzen sprichst und dem „Kulturschock“ im Alltag nach solch einem Erlebnis. Aber die Emotionen, die so eine Leistung mit sich bringt, ob vor, während oder nach dem Lauf, die sind etwas ganz Besonderes und prägen Dich auch für Deinen Alltag.

    Ich bin gespannt, welche Läufe bei Dir als nächstes anstehen. Wir haben uns den ZUT nun für 2019 vorgenommen. Bis dahin wollen wir an unserer Alpinfähigkeit arbeiten.

    Liebe Grüße,
    Hannah

    • Dann wünsche ich schon mal viel Spaß beim Training, das war für mich der Erfolgsfaktor für das Finish. Es hat deutlich mehr Freude gemacht als das Marathontraining. Lasst es krachen und baut gut auf, dann habt ihr sicher richtig viel Spaß an der Zugspitze (ausser es regnet und schneit wieder ;) )

  9. Hallo,

    interessante Beobachtung, nach einer Grenzerfahrung nicht mehr ins echte Leben zu passen. Ich dachte das ist nur bei mir so. Wobei, bei mir ist das eigentlich nach jedem Wochenende so.

    Grüße -timekiller

    • Bei mir überhaupt nicht, ich komme an einem WE sowieso wenig zur Ruhe, muss meistens noch was Zuhause machen … aber das war der totale Reset-Knopf und der wirkt auch noch heute nach.

  10. Von mir auch noch Glückwünsche zu dieser Leistung. Cool, dass Du dich wieder auf solche Wege begeben kannst. War ja auch ein langer Weg, der sich gelohnt hat.

    Laufen, Liebe und Ananas.
    Sebi

    • Danke Dir, genau so sehe ich das auch. Ich bin sehr dankbar für das, was ich jetzt wieder erreichen kann. Ich bin bei weitem nicht mehr so schnell wie 2015 aber das muss ich auch nicht – ich bin viel zufriedener mit meinem Sport. Dafür lohnt es sich zu kämpfen!

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