25. Citylauf Dresden – Zimtschnecken und Frostbeulen

Man, es wurde langsam aber wirklich mal Zeit, bis die Wettkämpferei wieder los ging. Während ich letztes Jahr wenigstens einen Winterlaufserienlauf hatte startete also 2015 meine WK-Saison offiziell am Wochenende beim Citylauf in Dresden. Nicht nur weil Dresden eine Menge Pflaster hat, sondern für mich letztes Jahr auch ein gutes selbiges war. Beim 24. Citylauf purzelte die 10er Bestzeit nach dem Horror-Erkältungsausfall und im Herbst holte ich die beste Bestzeit aller Zeiten beim Halbmarathon ab. Beides stets verbunden mit einem Wochenende zusammen mit meiner Holden. Muss eben auch mal sein.

Optimal ist Ansichtssache

Vorbereitung ist ja immer so ein Ding und vor allem absolut subjektiv. Nachdem ich nun ca. ein dreiviertel Jahr dem Greif-Trainingsplan folge kann ich wohl so langsam davon ausgehen, dass die Form zum Frühjahr hin zugespitzt wird. Ehrlich gesagt halte ich mich aktuell (vor allem wegen der MSR300) nicht 100% an den Trainingsplan, aber die Schlüsseleinheiten sind drin. Das Tempo wurde immer weiter gesteigert und die 30er kommen immer regelmäßiger ins Programm, also war die Bestzeit so oder so in Gefahr. Den Greif-Einsatzplan vor dem Wettkampf konnte ich aber nicht wirklich umsetzen. Anstatt 2x Renntempointervalle habe ich es nur einmal geschafft, das Tempo habe ich dabei eher willkürlich festgelegt, bzw. festlegen lassen. Nachdem Runalyze den VDOT in letzter Zeit immer und immer besser angezeigt hat, wollte ich das mal glauben und lief die 4x1500m in 4:20er Tempo. Ansonsten ging es nur etwas locker am Montag, etwas Bike2Work am Mittwoch und „etwas“ 105km/1300HM Rennrad am Freitag (hust). Darüber kann man jetzt geteilter Meinung sein, aber im Juli lief ich auch auf 10K Bestzeit als ich am Tag vorher 100km am Rad war. Ein Omen! (von der Pizza und dem Tiramisu am Vorabend reden wir gar nicht erst)

Ich bin zu alt für den S#####!

Wer kennt es nicht, das Gefühl, das einen übermannt wenn man der Meinung ist, das das ganze früher einfacher lief. Das sind die Dinge, die man auf die persönliche Murtaugh-Liste schreibt. Dinge für die man gefühlt zu alt ist. Nun laufe ich schon im dritten Jahr und hab doch schon das ein oder andere Event hinter mich gebracht, aber dennoch tippele ich am Vorabende nervös durch das Hotelzimmer und lege alle Dinge die ich brauche zurecht. Dennoch schlafe ich zu kurz und bin vor dem Start total nervös! Genau so sieht es beim Frühstück aus, ich schweige, starre aus dem Fenster und bin absolut nervös. Total blöd, wenn man bedenkt, dass es als Freizeitläufer ja quasi um nix geht. Ob meine PB weiter 44:21 ist oder nicht, interessiert außer mir niemanden. Wenn ich DNF in der Ergebnisliste stehen habe, hab ich immer noch eine Wohnung und einen Job. Dennoch ist mir übel. Immerhin hier kann ich Abhilfe schaffen. Zum Kaffee gibt es Nutellabrötchen, Obstsalat und Motel-One Zimtschnecken in der Hoffnung, das mich das Zeug nicht zur Schnecke macht. Hinzu kommt der bange Blick auf die Smartphone-App und den Himmel. Während es die letzten Tage sehr sonnig war, habe ich einfach nicht vernünftig gepackt. Bereits am Vortag habe ich den Rabatt beim Hauptsponsor genutzt um ein zusätzliches Teilchen zu erwerben, anders als erwartet lege ich mir also noch Handschuhe und Mütze bereit. Kurz nach 10 Uhr – der 5er ist gerade gestartet und vor dem Hotel laufen die ersten Läufer, machen wir uns auf den Weg. Nervosität und Wind machen es noch schlimmer, ich friere und frage mich schon wieder, warum um Himmels willen ich mir das antue. Selbst beim einlaufen lasse ich meine Jacke dran, zu windig, zu kalt… #mimimi-Deluxe!

25. Citylauf Dresden – 10K

Citylauf Dresden, 10k, Wettkampf

kalt im Startblock

Nach 10 Minuten einlaufen gab ich widerwillig meine Jacke an meine Frau und gesellte mich in die wärmende Herde im Startblock. Das kalte Wetter hatte wohl alle zu dieser Überlegung gebracht, die ganze Herde stand im Gatter, es gab kein vor und kein zurück. Direkt hinter mir stand plötzlich eine Dame mit einer 50 auf einem Luftballon. Bei Ziel von 4:20er Pace nicht gerade optimal. Aber selbst in Trippelschritten habe ich es nur eine Reihe nach vorne gebracht. Schöner Mist, aus dem letzten Jahr wusste ich noch, das die ersten 500 Meter viel zu eng zum überholen sein werden. Aber gut, der Lauf ist ja 10.000 und nicht nur 500 Meter lang. Also … Startschuß … losschleichen … lostraben und versuchen zu überholen. Natürlich gibt es auch hier wieder Leute die noch langsamer als 50:00 Minuten-Tempo traben, aber egal, ich habe mich damit abgefunden, mich darüber nicht aufzuregen. Also bei der ersten Gelegenheit links raus und Gas geben. Der erste Blick auf die Uhr zeigt, das ich bei KM 1 mein Tempo gefunden habe. Kalt ist es mir jetzt schon nichtmehr, aber auf teilen der Strecke herrscht ein fieser Wind. Da bin ich ganz froh, das mich in einer Gruppe verstecken kann. Der zweite Kilometer geht im Zieltempo durch, danach habe ich entweder Rückenwind oder den Verstand verloren. Irgendwas um 4:08 für den Kilometer überrascht mich selbst, da es aber danach zur Elbe leicht bergab geht lasse ich rollen und sammle für die Gerade wieder Luft. Kurzer Anstieg an dem die Hügeltrainings sich wohl ausgezahlt haben, der Tempoverlust ist verschmerzbar und der Puls bleibt da wo er sein soll und schon geht es auf das Ende der ersten Runde zu. Ich versuche mich zwar zu erinnern wann ich über die Startlinie bin, kann aber nicht abschätzen wie schnell ich wirklich bin. Auf der zweiten Runde ist natürlich schön Platz, wegen dem Wind laufe ich gut 2km hinter einem anderen her, der die passende Pace hat. Beim KM7 Schild gebe ich mir einen Ruck – 3km kann man schon mal Schmerzen haben und ich laufe mein eigenes Tempo und auch etwas im Wind.

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fürs abstoppen hat es noch gereicht

Wieder ein guter KM Split, wieder runter zur Elbe, vor mir eine größere Gruppe, das wäre schön aufzuschließen aber ich komme nicht wirklich ran. Die Trommler am Rand helfen etwas und ich versuche so viel Luft wie möglich für den Anstieg mitzunehmen. Diesmal kann ich mich nur von einem Läufer ansetzen und keinen mehr überholen. Tempo steigern ist nicht mehr drin, also laufe ich auf das Ziel zu, auf der Geraden nochmal richtig Druck und schnell über die Ziellinie. Alles richtig gemacht, könnte man sagen – ich sehe kurz Sternchen und versuche die Zimtschnecke zu überzeugen, da zu bleiben wo sie ist. Nachdem ich mich erst mal hingekniet habe, kehrt die normale Atmung zurück. Ein Blick auf die Uhr zeigt… PB im Sack, aber ein ziemlich doofes Ergebnis, aber egal die Freude war groß! Im Ziel wurde es mir aber schnell kalt, darum ab zum Tee-Stand. Wann freut man sich sonst schon auf süßen Instant Tee wie nach einem eisigen Läufchen. Dafür war die Schlange vor dem Bier dieses Jahr kürzer, dennoch habe ich verzichtet und hab mir schnell von meiner Liebsten die Jacke geben lassen. Da ich zitterte wie Espenlaub war schnell umziehen und abdüsen angesagt. So kalt war mir schon lange nicht mehr, aber nachdem die Anspannung weg war, wurde es nur noch kälter.

Fazit


Tja was soll ich sagen, die Reise nach Dresden hat sich wieder gelohnt. Es gab nicht nur leckere Zimtschnecken und ein paar Frostbeulen sondern einen knaller Auftakt ins neue Laufjahr. Die Strecke ist einfach toll, sehr flach und schnell und das obwohl es Kopfsteinpflaster gibt. Fast 1700 Starter auf die 10KM geben ein tolles Feld und vorne laufen sogar Top-Atlethen.

Die offizielle Zeit hat mich dann sogar noch versöhnt, statt 43:00:01 wie auf meiner Uhr wurden es 42:59 … Punktlandung würde ich sagen. Dazu der Negativsplit von fast 30 Sekunden (wobei das auch mit dem Zeitverlust beim Start zu tun hat). Strava sieht das zwar anders, nach den KM Zeiten müsste die erste Runde schneller gewesen sein, aber alles was zählt ist die Zeitmessung.

Ich freue mich wieder eine Bestzeit und tolle Eindrucke sowie eine schicke Medaille aus Dresden mitgenommen zu haben. Für mich weiterhin ein toller Auftakt, auch wenn es für einen 10er schon viel Reiserei ist. Dafür das ich vorher so aufgeregt war, hat sich aber immerhin das gelohnt…und der Flyer für 2016 war schon in der Startertüte.

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8 Kommentare

  1. Sauber gemacht, der Herr. Gratuliere.

    Das ist genau die Zeit, die ich im Sommer bei unserem City-Lauf angehen will. Wird allerdings schwer, denn es ist Abends und meistens auch recht schwül um die Jahreszeit.

  2. Hi! Danke für den schönen Bericht – ja den Spruch: Ich bin zu alt für den Sch… kenne ich gut von mir selbst – ich konnte mich gut in deine Aufregung reinversetzten!
    Glückwunsch zur PBZ!
    Aber eine Frage habe ich dennoch: Bist du zufrieden mit den Greifplänen? Ich bin da immer schwer am überlegen, weil es ja doch recht anspruchsvoll sein soll, aber die Erfolge zählen ja auch für sich .-)

    Freue mich auf weitere Berichte…
    Weiterhin verletzungsfreie Saison wünsche ich dir!

    • Zufrieden bin ich allemal – immerhin habe ich ein Ziel und mit Greif erreiche ich es. Ob und wie ich meine Ziele ohne Greif-Training erreicht habe kann ich leider ebensowenig sagen, wie ob es auch mit anderen Plänen funktioniert hätte.

      Letztlich muss man für Greif-Training im Kopf auch dafür bereit sein. Wer nicht auf Wettkampfzeiten aus ist, findet sicher bessere Trainingsmethoden.

      Aber letztlich würde ich Greif-Training nicht anspruchsvoll nennen, sondern eher kontinuierlich fordernd. Durch die Jahresperiodisierung baut man sinnvoll auf und steigert sich langsam. Die Trainingseinheiten kommen selten mit dem Hammer, aber man wird schon kräftig aus der Komfortzone getrieben (z.B. das man auch ohne gezieltes Marathon-Training 35er laufen soll). Letztlich reicht das – wie man bei mir sieht – auch aus wenn man mal die ein oder andere Einheit entschärft.

      Für mich klappt Greif – aber blind empfehlen würde ich es nicht.

  3. @Martin
    Danke, egal wie das Wetter ist, wenn ich Deine Trainingszeiten so ansehe ist das doch bestimmt drin.

    @Sascha
    Auch vielen Dank

    @chris
    Na hoffentlich geht noch einiges. Die ganze Saison zielt eigentlich auf Berlin und bisher läuft es wirklich gut. Sub4 ist ja quasi gesetzt… jetzt geht es eher um die 3:XX zu finden die ich angehen will.

    @Sebastian
    Läuft bei mir! Deine 10er PB is ja eigentlich auch schon im Sack, immerhin rennst Du ohne WK schon zackige Zeiten.

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