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Abrüstung! Jetzt!

Es gibt eine Eigenschaft am Ausdauerhobbysportler, die ihn meist erst dazu befähigt regelmäßig besser/schneller zu werden oder weiter zu laufen. Er geht dahin wo es weh tut. Manchmal mental und manchmal körperlich.

Es gibt da draußen in der Welt sicher unzählige Hobbyathleten, die zusammen mit ihrer Arbeit und anderen Verpflichtungen ein härteres Pensum hinlegen als mancher Profisportler. Es ist ja auch zu leicht, eine Grenze im Kopf zu ziehen. Das eine ist Arbeit, das andere ist Freizeit, das Dritte ist Sport.

Als hätte man für alles andere Ressourcen. Aber so ist es nun mal nicht. Als ich letztes Jahr den Hamburg Marathon absagen musste, lag es an einem Projekt, dass plötzlich im Job über mich hereingebrochen ist inkl. einer neuen Tätigkeit. Der Akku war leer, die Trainingseinheiten musste ich ausfallen lassen und dann habe ich die Notbremse gezogen.

Vorher unkte mein Umfeld, ob es denn eine gute Idee wäre, das Projekt durchzuziehen und den Marathon laufen zu wollen. „Na wenn Sie meinen…“ hörte ich da. Das stachelt den Hobbyläufer eben noch mehr an, die Gängeleien der Nicht-Läufer.

Diesmal wollte ich es anders machen, zum einen lief es beruflich etwas ruhiger bzw. ich habe das Training gut integriert, zum anderen wollte ich mir auch die Freiheiten nehmen das Training durchzuziehen. Ging auch recht gut, bis im Sommer klar wurde, wir würden umziehen – was so nicht geplant war. Der Termin Ende August/Anfang September mehr als unglücklich für den Marathon.

Nach außen hin erzählte ich jedem, der Trainingsplan würde nicht darunter leiden, wohlwissentlich das es anders gar nicht gehen würde. Nun kommen die Komplikationen mit der rechten Hüfte dazu. Im September bin ich bisher 0km (in Worten: null) gelaufen und wann der erste kommt, ist noch unklar.

Einzig die Ausgangslage ist eine andere. Die letzten 3 Monate lief ich so viel wie noch nie. Genau 750km mit mehr als 6 Läufen über 30km. Die Zielzeit ist dahin, aber das Marathon-Finish ist greifbar.

Wahrscheinlich ertrage ich deswegen die aktuelle Situation Mitten im Umzugschaos mit Gelassenheit. Gelassenheit mit einer kleinen Portion Frust freilich, aber ich habe es akzeptiert, mein Ziel von 3:29 abzuschreiben. Ob ich mein abgerüstetes Ziel Sub 3:45 schaffen kann ist aktuell ebenso fraglich, sicher ist aber, ich lauf das Ding ins Ziel. Die Frage ist nur wie weh es tun wird (und damit meine ich nicht die Hüfte).

Im Kopf habe ich diese Saison schon abgeschrieben. Ich starte noch in Berlin und beim Trailrunning Festival in Salzburg (als kleiner Urlaub). Den „schnellen 10er“ nach dem Marathontraining werde ich mir sparen, weil ich nicht schnell sein werde.

Die Gedanken kreisen schon lange um 2016, um Rodgau50, um den ZUT-Supertrail und und und … sicher auch ein Grund warum ich nicht komplett auf das Ziel fokussiert war, aber Fokus auf das Training alleine reicht auch nicht. Der Kopf ist – wenn es darauf ankommt – immer bereit, im Training macht er mal hier und mal da was er möchte – am Raceday kann ich mich auf das Teil verlassen. Egal ob beim hügeligen Halbmarathon auf Bestzeitkurs, 300km auf dem Rad oder in den Bergen am nicht enden wollenden Aufstieg.

Dieser Kopf wird mich auch durch Berlin bringen, durch das Brandenburger Tor und über die Ziellinie. Für meine Ziele 2016 ist das Marathon-Finish viel wichtiger, als 3:29 oder 3:33 oder sonstwas.

Ich bin bereit – für den Berlin Marathon, für 2016.

 

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7 Kommentare

  1. Genau so und nicht anders. Manchmal „geht“ es eben nicht. Lieber einen gesunden und glücklichen Endurange als…als…als…! Vernünftige Entscheidung wie ich finde, denn Bestzeit ist nicht Alles ! Dafür rocken wir Rodgau50…und den ZUT und noch sooooviele schöne Veranstaltungen. Berlin kannst du 2016 noch plat(l)tbügeln…
    Es grüßt der #wingmops…DEIN Wingmops

    …übrigens gibt es bald #wingmöpse ;o)

    • Ich kenne ja nur Wischmöpse die aus politischer Korrektheit im Fachjargon ja Wischbezüge heißen … nennt man das dann Wingbezüge? ;-)

      Ich freu mich auch schon auf 2016 – ein Jahr in dem es für mich keine Zielzeit bei irgend einem der Veranstaltungen für mich geben wird.

  2. So ist das eben wenn der Sport nur ein Hobby ist. Meine Saison war nach dem 100er im Juni auch vorbei, so ein richtiges Ziel für den Herbst habe ich nicht, Lust zu laufen irgendwie auch nicht.

  3. Ich stimme dem Rennmops da zu. Für irgendwas sind solche Sachen immer gut.
    Und sei es nur, dass man mal wieder eine Lektion in Demut braucht.
    Wer weiß das besser als ich, nachdem ich großkotzig vorm ZUT gesgat habe, dass es keine Option ist nicht ins Ziel zu kommen.
    Das wird. Spätestens 2016

  4. „Und sei es nur, dass man mal wieder eine Lektion in Demut braucht“.

    So ist es. Ich finde, dass solch eine „Kelle“ eine ganz gut erdende Wirkung hat und man ordentlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Berlin wird natürlich gefinisht. Und das sub 3:45 :).

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